Gunzendorf bei Auerbach
21.07.2023 - 11:05 Uhr

„Kirche und Wirtshaus mit Pfiff“ in Gunzendorf zu Gast

Rudolf Weber erwies sich als versierter Kenner der Pfarrkirche St. Ägidius in Gunzendorf. Bild: wku
Rudolf Weber erwies sich als versierter Kenner der Pfarrkirche St. Ägidius in Gunzendorf.

Im nördlichsten Winkel der Oberpfalz war diesmal die Reihe „Kirche und Wirtshaus mit Pfiff“ in Gunzendorf zu Gast. Rudolf Weber berichtete, dass die Pfarrei und Kirche St. Ägidius ursprünglich zur Urpfarrei Velden gehörte, an deren äußersten Nordrand lag und „nur“ von reisenden fränkischen Kaplänen versorgt wurde. Im Jahre 1119 wird die Kirche in Gunzendorf in einer Urkunde des Klosters Michelfeld erstmals erwähnt. Kurze Zeit später wurde sie eine eigene Pfarrei, die die Patres aus Michelfeld versorgten. In der Reformationszeit gehörte Gunzendorf und Troschenreuth zum Besitz der evangelischen Herren von Künsberg. Somit waren die beiden Ortschaften 100 Jahre lutherisch. 1628 mussten sie wieder katholisch werden, weigerten sich aber heftig. Erst als der lutherische Pfarrer vertrieben und 150 Soldaten zwangseinquartiert wurden, gaben sie nach. Mittlerweile wird Gunzendorf von den Auerbacher Patres geistlich versorgt. Eine Besonderheit der Kirche ist das gotische Kreuzrippengewölbe von 1384, das mit den Symbolen der vier Evangelisten bemalt wurde. „Erst vor rund 100 Jahren hat man diese Malereien wieder entdeckt“, so Rudolf Weber. St. Ägidius, der als Altarbild zu sehen ist und zu den 14 Nothelfern zählt, stellt ein seltenes Patrozinium dar. Die Pfarrei Gunzendorf zählt 500 Katholiken in neuen Dörfern auf einer Fläche von 20 qkm. Bemerkenswert ist, dass vier Orte davon schon in Oberfranken liegen.

Danach ging die Führung weiter nach Steinamwasser. Auch im Biergarten des „Gasthauses zur frischen Quelle“ berichtete Rudolf Weber über die Geschichte des Felsendorfes. "Steinamwasser hat 40 Einwohner, zehn davon heißen Götz." Bis 1946 war Steinamwasser sogar eine eigenständige politische Gemeinde, kam aber dann zu Gunzendorf. Dort befand sich auch die zuständige Schule und Kirche. Seit 1978 gehört der Ort zur Stadt Auerbach. Erbaut wurde das Traditionsgasthaus im Jahre 1719 und wird nun in der siebten Generation von Gertraud und Alfred Götz geführt. Auf dem Dach befindet sich der Glockenturm, der zum Gebet läutet oder auch als Totenglocke, wenn ein Einwohner verstorben ist.

Erweitert wurde das Gasthaus 1995 um die Höhlenstube mit einem wunderschönen Gewölbe. Diese hat ihren Namen von der angrenzenden „Höhle ohne Namen“ Sie wurde 1979 komplett vermessen und besteht aus teils geräumigen Gängen (bis 12 mal 8 Metern). In ihr fanden Theaterstücke und Weihnachtsfeiern statt, da eine große Halle am Eingang Platz für 80 Personen bietet.

 
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