„Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist“, meinte bereits David Ben Gurion. Eine Art Wunder erlebten auch die Brüder Walter Teufel und Hubert Anton. Teufel lebt im hohen Norden, zwischen den Hansestädten Hamburg und Lübeck. Anton ist in Hahnbach fest verwurzelt. Mehr als 73 Jahre lang haben sich die beiden nicht gekannt. Von der Familienzusammenführung berichten sie immer noch strahlend. Aus Grönwohld in Schleswig-Holstein war Walter Teufel mit seiner Frau am vergangenen Wochenende zum Hahnbacher Marktfest gekommen, um seinen Halbbruder Hubert Anton und dessen große Familie wiederzusehen.
Seine Mutter hatte im zweiten Weltkrieg bei einem Urlaub in Berchtesgaden Erich Anton kennen- und lieben gelernt. Als sie nach ihrer Rückkehr am 2. Januar 1945 in Nürnberg ausgebombt wurde, war der kleine Walter Erich bereits unterwegs und der Kontakt zum Erzeuger fand bald nur noch über Briefe statt, welche die Mutter in einem Geheimfach aufbewahrte. Walter wurde am 18. April 1945 geboren und wusste nichts über seinen leiblichen Vater, von dem die Mutter auch absolut nicht sprechen wollte.
Schließlich heiratete sie den Nürnberger Martin Teufel, der den sechsjährigen Walter adoptierte und ihm zum Vater wurde. Walter Teufel wuchs nun heran, ohne seinen leiblichen Vater zu kennen. Er kam schließlich in seinem beruflichen Leben weit herum, sogar bis nach Hamburg, wo er seine Rita kennenlernte und Vater von Lena und Annika wurde.
Seine eigene Vaterrolle löste bei ihm schließlich den Wunsch aus, seinen leiblichen Vater – gegen den Willen seiner Mutter – zu suchen. Es brauchte mehrere Anläufe, um über den Suchdienst für Wehrmachtsangehörige, Pfarrer und Kirchenbücher schließlich seinen mittlerweile verstorbenen Vater Erich Anton ausfindig zu machen.
Als es dann endlich, nach Brief- und Telefonkontakten, im November 2018 zu einem Treffen in Burgrain bei Garmisch bei der Witwe seines Vaters mit Hubert Anton kam, soll schon auf den ersten Blick „alles klar“ gewesen sein. Denn Walter Teufel sei als seinem und Huberts Vater als „wie aus dem Gesicht geschnitten“ identifiziert worden. „Jeder Gedanke an einen Gentest war damit sofort und absolut unnötig geworden“, erzählt Teufel nun bei seinem Besuch in Hahnbach. Selbst seine Witwe habe schon fast an eine Auferstehung ihres Mannes geglaubt, als sie Walter Teufel gesehen habe, scherzt er.
Seither treffen sich die beiden Stiefbrüder regelmäßig – und zum Hahnbacher Marktfest will der „verlorene Bruder“ sicher nicht zum letzten Mal gekommen sein. An ihrer neu gewonnenen Verwandtschaft schätzen Rita und Walter Teufel vor allem deren aufrichtiges Interesse und eine Herzlichkeit, so „als hätten wir schon immer dazugehört“, schwärmen sie.
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