Hahnbach
23.12.2019 - 10:45 Uhr

Hahnbach feiert seine erste Rauhnacht

Die Wilde Jagd macht Station in Hahnbach: Der Fischereiverein organisiert für Sonntag, 5. Januar, eine Rauhnacht. Damit greift der Verein einen alten Volksglauben auf, der den Nächten zwischen den Jahren besondere Bedeutung zuschrieb.

Wilde Gestalten (Symbolbild) erwartet der Fischereiverein Hahnbach zu seiner ersten Rauhnacht am Sonntag, 5. Januar. Die Trausnitzer Burgdeifl treten dazu an – sie wollen aber zeigen, dass sie eher zu den guten Geistern gehören. Bild: Armin Weigl dpa
Wilde Gestalten (Symbolbild) erwartet der Fischereiverein Hahnbach zu seiner ersten Rauhnacht am Sonntag, 5. Januar. Die Trausnitzer Burgdeifl treten dazu an – sie wollen aber zeigen, dass sie eher zu den guten Geistern gehören.

Zu seiner ersten Rauhnacht am Sonntag, 5. Januar, bittet der Fischereiverein Hahnbach zu seiner Fischerhütte. Ab 17 Uhr locken dort ins beheizte Zelt Punsch oder Cocktails und geheimnisvolle Hexen- oder Teufelssuppen. Für weniger Mutige gibt es Bratwürste mit und ohne Kraut. Romantisch-gruselig geht es vor dem Zelt zu: In der Nähe eines Feuers mit Dreibein treten gegen 18 Uhr die Trausnitzer Burgdeifl in großer Formation an. Sie wollen aber mit einer Geschichte zeigen, dass sie in erster Linie zu den hilfreichen Geistern zählen. Nach dem Auftritt werden die Deifl demaskiert. Gern stehen die wilden Gesellen dann auch noch für Erinnerungsfotos zur Verfügung.

Die Wilde Jagd

Die Rauhnächte sind einige Nächte um den Jahreswechsel, denen im europäischen Brauchtum eine besondere Bedeutung zugemessen wird. Meist handelt es sich um die zwölf Weihnachtstage vom Weihnachtstag (25. Dezember) bis zum Fest der Erscheinung des Herrn (6. Januar). Nach dem Volksglauben zogen sich die stürmischen Mächte der Mittwinterzeit in der Nacht auf den 6. Januar zurück und die Wilde Jagd begab sich am Ende der Rauhnächte zur Ruhe.

Die Herkunft des Wortes Rauhnacht ist umstritten. Einer Ansicht zufolge geht es auf das mittelhochdeutsche Wort "rûch haarig" zurück, das heute noch in dieser Bedeutung in der Kürschnerei als "Rauhware" oder "Rauchware" für Pelz verwendet wird. Es würde sich dann auf mit Fell bekleidete Dämonen beziehen, die in diesen Nächten ihr Unwesen treiben, oder auf Rituale rund um das Nutzvieh. Eine andere Herleitung geht vom traditionellen Beräuchern der Ställe mit Weihrauch durch den Priester oder den Bauern aus.

Die "toten Tage"

Seinen Ursprung hat der Brauch vermutlich in der Zeitrechnung nach einem Mondjahr. Ein Jahr aus zwölf Mondmonaten umfasst nur 354 Tage. Um mit dem Sonnenjahr in Übereinstimmung zu bleiben, werden die auf die 365 Tage des Sonnenjahres fehlenden elf Tage oder zwölf Nächte als "tote Tage" eingeschoben. In Mythologien wird oft angenommen, dass diese Tage die Gesetze der Natur außer Kraft setzen und daher die Grenzen zu anderen Welten fallen.

Stichwort: Rauhnächte:

Die Rauhnächte galten mancherorts als so gefährlich, dass sie mit Fasten und Gebet begangen wurden. Im Haus durfte keine Unordnung herrschen, keine weiße Wäsche auf der Leine hängen: Die würden die Reiter stehlen, um sie dann im Lauf des Jahres als Leichentuch für den Besitzer zu benutzen. Es durften keine Wäscheleinen gespannt werden, da sich darin die Wilde Jagd verfangen könnte. In einer anderen Version ist dies besonders (jüngeren) Frauen verboten. Das Aufhängen von weißer (Unter-)Wäsche würde die Wilde Jagd anlocken, die dann über diese Frauen herfallen würde. Frauen und Kinder sollten nach Einbruch der Dunkelheit auch nicht mehr alleine auf der Straße sein. Darüber hinaus durfte nicht Karten gespielt werden.

 
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