Hannersgrün bei Kohlberg
11.12.2020 - 13:26 Uhr

Hannersgrüner Autoflotte unter Strom

Einige Bewohner von Hannersgrün fühlen sich wie die aufmüpfigen Gallier rund um Asterix und Obelix. Der Kampf von drei Familien des Kohlberger Ortsteils ist ein ganz moderner.

Ein Hingucker ist diese bunte Flotte von Elektroautos in Hannersgrün. Drei Familien mit je zwei der umweltfreundlichen Stromer. Damit ist der kleine Ortsteil Spitze im Landkreis, was die Dichte an Elektroautos angeht. Bild: jml
Ein Hingucker ist diese bunte Flotte von Elektroautos in Hannersgrün. Drei Familien mit je zwei der umweltfreundlichen Stromer. Damit ist der kleine Ortsteil Spitze im Landkreis, was die Dichte an Elektroautos angeht.

„Beim Teutates! Asterix, Obelix, Gutemiene und der Druide hätten sicher ihre Freude daran, wenn sie wüssten, was sich in Hannersgrün so tut!“ Drei Familien haben sich da dem Kampf für Elektromobilität verschrieben. Sie wollen nicht die Römer verdreschen, sondern die Spritverbrenner gegen umweltfreundlichen Elektroantrieb ausbremsen. Und dafür stehen bereits sechs schmucke Stromer vor den Haustüren.

Manfred und Karin Häring, Thomas und Lisa Forster sowie Klaus und Monika Schedl sind auf die immer mehr angesagten Antriebe umgestiegen. Alle sechs nennen sich selbst Überzeugungstäter. „Wir fühlen uns fast so wie tapfere Gallier, die gegen Verbrennungsmotoren kämpfen“, schmunzelt Monika Schedl.

Gelände-Diesel durch "Schnurrer" ersetzt

Angefangen hat der Wunsch nach einem Elektroauto bei „Majestix“ Manfred bereits 2013, als er im „Schlapfágrobn“ Mistelzweige sammelte. Bald darauf stand mit einem Renault Zoe der erste reine Stromer vor seiner Haustüre. Häring gilt als der eigentliche Pionier in Sachen Elektromobilität im Ortsteil. Er überzeugte Thomas Forster, der inzwischen über großes Wissen rund um die Themen E-Mobilität und Photovoltaik verfügt. Klaus Schedl stieg bald immer öfter von seinem Gelände-Diesel auf den leisen Schnurrer seiner Frau um. So steht neuerdings eine schmucke, farbenfrohe „Streitmacht“ von Elektroautos am Ortsschild der Oberpfälzer Gallier. Auf dass ihnen der Abgas-gequälte Himmel nicht doch noch einmal auf den Kopf falle.

Luft nach oben gibt es bei der Elektromobilität noch mehr als genug. Trotz großer Erwartungen der Politik sind die Zulassungszahlen mickrig. Im Januar waren in Bayern nur 0,38 Prozent reine E-Autos auf den Straßen. Ganz anders als im Landkreis sieht es seit Oktober im Gallierdorf Hannersgrün aus. Von 44 Autos sind sechs elektrisch angetrieben. Also 13,6 Prozent.

Das sagen die Fahrer:

  • Manfred Häring: „Mein inzwischen sieben Jahre altes Fahrzeug hat mich nicht enttäuscht. Der Batterieinhalt von 22 Kilowattstunden (entspricht ca. 2,3 Liter Diesel) bringt Reichweiten von etwa 100 (im Winter) bis zu 140 Kilometern im Sommerbetrieb. Das reicht locker für meinen Berufsverkehr“. Sein Stromverbrauch schwankt zwischen 15 und 20 Kilowattstunden auf 100 Kilometer. Bei den neu angeschafften Modellen der Hannersgrüner liegen die Reichweiten inzwischen bei zwei bis 300 Kilometern. Häring: „Bei einem Kostenvergleich zwischen meinem alten Zoe und einem Benziner liege ich bei 15.000 Kilometern Fahrleistung jährlich bei knapp 1800 Euro Gesamtkosten." Die Batteriemiete ist darin noch nicht enthalten. Der Benziner kommt auf Kosten von etwas über 1500 Euro. „Positiv einzurechnen sind für mich noch: Keine Kfz-Steuer, geringe Wartungskosten und wenig Bremsenverschleiß“, merkt Häring an. Nicht zu vergessen, die rund 9000 Euro Kaufprämie derzeit von Hersteller und Staat.
  • Monika Schedl: „Wir sind mit unseren Elektroautos sehr zufrieden und haben auch schon längere Strecken ausprobiert. Das geht wirklich prima.“ Sie plant entsprechende Ladepausen per App ein und nach 20 Minuten geht es weiter. Familienhund „Buddy“ bekommt so auch seinen Auslauf und freut sich darüber wie Idefix im Comic.
  • Klaus Schedl: „Die Lade-Infrastruktur auf dem Dorf ist perfekt, jeder hat eine Steckdose am Haus und die Installation einer Wallbox für schnelleres Laden ist einfach möglich“. Reichweitenangst ist für ihn kein Thema. Das Auto steht sowieso die ganze Nacht in der Garage neben der Stromtankstelle. Geladen wird die Hannersgrüner Flotte mit Sonnenstrom vom eigenen Dach oder mit Ökostrom aus erneuerbaren Energien. Schedl: „ Es gibt für uns nichts Bequemeres, als jeden Morgen mit einem vollgetankten Auto los zu fahren.“
Neustadt an der Waldnaab12.11.2020
Hintergrund:

Elektroautos in Stadt und Land

  • Im Landkreis Neustadt/WN sind von den rund 95.000 zugelassenen Autos genau 300 rein elektrisch angetriebene Pkw und 781 Hybridfahrzeuge (Stand 11. Dezember).
  • In der Stadt Weiden sind von den 35.560 zugelassenen Fahrzeugen 113 mit Elektro- und 452 mit Hybridantrieb (Stand 30. November).
 
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