"Unser Dorf erwacht": Unter diesem Motto stehen die wöchentlichen Führungen rund um das Schloss Hardeck, die Gästeführerin Lilly Melzer sowie Schlossherr Friedrich Söllner und seine Frau Christa durchführen. Zwischen 15 und 60 Teilnehmern konnten bislang jeweils begrüßt werden. Die Idee zum Wiederaufleben der bereits vor Jahren von Meinhard Köstler durchgeführten Veranstaltung hatte Juliane Schnurrer.
Bei einer Führung in diesen Tagen erläuterte Lilly Melzer zunächst den Ortsnamen "Hardeck". Dies sei nicht etwa eine harte Ecke, meinte sie schelmisch, sondern leite sich von dem althochdeutschen Wort "Hardt" ab, mit dem der Wald bezeichnet wurde. Und "Eck" stehe für Feste - es war also eine Waldfeste.
Bergfried mit dicken Mauern
Dass sich hier einmal eine Burg befand, darauf weisen nicht nur Bezeichnungen wie "Burggraben" und "Burgholz" hin, sondern auch der untere Teil des Ökonomiegebäudes, der die Burgmauer bildete. Der rechte Teil des jetzigen Schlosses war einmal der Bergfried. Seine Mauern sind so dick, dass keine Fenster eingefügt werden konnten. Um ein harmonisches Bild zu erzeugen, sind die Fenster in Scheinarchitektur aufgemalt worden. Auch dass sich im links vom Ökonomiegebäude liegenden Haus einmal ein Gefängnis befand, erfuhren die Teilnehmer. Erklärt wurde auch die Bedeutung des Steinkreuzes an der äußeren Mauer.
Verkauft ans Kloster Waldsassen
Im Hof des Schlosses erwartete das Ehepaar Söllner die Gäste. Der Schlossherr informierte über die Geschichte des Gebäudes. Im Jahr 1316 wurde die damalige Burg von Landgraf Ulrich von Leuchtenberg mit allen Ländereien und Orten an das Kloster Waldsassen verkauft, dessen Äbte hier gerne und lange verweilten. Nach dem Dreißigjährigen Krieg ließ Abt Albert Hauser 1708 das Schloss in seiner jetzigen Form errichten. Nach der Säkularisation 1802/1803 wurden die Besitztümer verkauft. Die Bewohner betrieben eine Landwirtschaft und nutzten die unteren Räume als Viehställe. 1847 kaufte ein Vorfahre von Friedrich Söllner das Schloss und richtete hier eine Färberei ein, die bis 1870 bestand. 1873 erhielt der Schwiegersohn des Käufers, Johann Söllner, das Schankrecht. Die dann eingerichtete Gastwirtschaft existierte noch bis vor einigen Jahrzehnten. Söllner erzählte auch, dass er beim Bau einer Garage auf die Grundmauern einer ehemaligen Kapelle gestoßen war.
Dann öffnete sich die große Schlosstür - und in kleinen Gruppen konnten die Besucher die Eingangshalle mit ihrem beeindruckenden Gewölbe besichtigen. Danach führte Lilly Melzer die Besucher an ein lauschiges Plätzchen, an dem zwei große Steine darauf hinweisen, dass hier einmal die Wagenremise stand. Von diesem Platz aus erstreckt sich bis zum Burggraben der angelegte Park mit exotischen Gewächsen wie Gingko und Azaleen. Nicht zuletzt erläuterte die Studentin auch die Bedeutung der Fraisch und die Tradition der Hausnamen.
Weil sich bei jeder Führung viele Leute einfanden, wurden auch die Hardecker neugierig. Sie konnten daher an einer extra veranstalteten, erweiterten Führung teilnehmen. Dieses Angebot nutzten nahezu alle Einwohner des Dorfes.
Bis Ende September
Noch bis Ende September wird es an jedem Freitag von 18 bis 19 Uhr eine Führung geben. Die Teilnahme ist kostenlos. Treffpunkt ist beim "Adamhof", wo auch Parkmöglichkeiten bestehen.
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