"Der bäuerliche Hausgarten und die Natur selbst bieten uns unzählige Pflanzenschätze, die neben ihrer Schönheit auch noch einen hohen gesundheitlichen Nutzen bergen, der von Magenverstimmung über Erkältung bis hin zur Stärkung des gesamten Organismus reicht", macht die Landfrauenberaterin, Kräuterexpertin und Buchautorin Markusine Guthjahr bewusst. Das Wissen über den nützlichen Einsatz der Kräuter und die Anwendung von Hausmitteln sei lange Zeit in Vergessenheit geraten, finde jetzt aber wieder zunehmend Beachtung. "In jedem Hausgarten, aber auch auf Balkon und Terrasse wachsen zahlreiche Pflanzen für die Hausapotheke, die auf einfache Art und Weise verarbeitet und zubereitet werden können", versichert sie.
Wirkstoffkonzentration
Im August sei es "höchste Zeit für die Kräuter-Ernte", denn unter dem Einfluss des Sonnenlichts entwickelten die Pflanzen ihre größte Wirkstoffkonzentration. Kräuter seien wunderbare Kompositionen einzelner Pflanzeninhaltsstoffe, die in ihrer Gesamtheit wirken würden. "Je nach Pflanzenart enthalten sie verschiedene Bitterstoffe, Gerbstoffe, organische Verbindungen, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente", informiert die Kräuterexpertin. Besonders die ätherischen Öle hätten eine stimulierende, verdauungsanregende, antiseptische und oft auch beruhigende Wirkung. Sie stellt eine kleine Auswahl an wirksamen Kräutern vor, die im August Hochsaison haben:
Lavendel - Balsam für die Sinne: "Kein anderes Kraut weckt so viele Erinnerungen wie der Lavendel, ein Hauch von Nostalgie lässt vergangene Zeiten wieder lebendig werden", meint Markusine Guthjahr. Lavendel stammt aus dem Mittelmeerraum wie viele andere Lippenblütler. Er bevorzugt einen leicht kalkhaltigen Boden und eine sonnige Lage. Die Pflanze ist mehrjährig und pflegeleicht. Vor der Blüte im Juli und August könnten die halb geöffneten Knospen zum Trocknen geerntet werden, dann sei die Wirkstoff-Konzentration am höchsten. Lavendel enthalte reichlich ätherisches Öl, Gerbstoffe, Cumarine und Phytosterole, weiß die Kräuterexpertin. Aufgrund seiner Inhaltsstoffe wirke Lavendel beruhigend, schlaffördernd, nervenstärkend und krampflösend. Besonders beliebt sei das Lavendelbad, das gestressten Menschen Entspannung und Ausgeglichenheit beschere.
Lavendelkissen
Auch ein Lavendelkissen sei eine "kleine, feine Wellness-Anwendung". Aus hübschen Baumwollstoff werden dafür kleine Kissenhüllen mit einem Maß von 15 auf 15 Zentimeter genäht, die mit dünner Verbandswatte ausgepolstert werden. In die Mitte werden getrocknete Lavendelblüten und Melisse gefüllt. Anschließend wird das Kissen zugenäht. "Fertig ist ein ausgezeichnetes Schlafkissen." Wenn man das Duftkissen abends auf den Oberkörper oder unter den Kopf lege, aktiviere die Körperwärme die Heilstoffe. Beim Einatmen würden diese schlaffördernd wirken.
Melisse - gut für den Schlaf: Die Melisse werde wegen ihres Zitronenaromas auch Zitronenmelisse genannt, so die Kräuterexpertin. Schon der griechische Arzt Hippokrates habe sie zu Heilzwecken empfohlen. Sie gehört zur Familie der Lippenblütler, ist ein "Blattdufter" und eine "Bienenweide". Zitronenmelisse könne leicht im Garten kultiviert werden, sie liebe humushaltigen Boden. "Die Zitronenmelisse beinhaltet ätherische Öle, Citronellal und Citral, zudem Gerbstoffe, Bitterstoffe, Flavonoide und Mineralstoffe, so dass sie bei Schlafstörungen, Unruhe und Nervosität hilft", weiß Markusine Guthjahr. Melissentee habe neben seiner beruhigenden, auch eine krampflösende Wirkung bei Magen- und Darmbeschwerden. Um eine Wirkung bei Schlafstörungen zu erzielen, sollte eine Tee-Kur über einen längeren Zeitraum gemacht werden. Der Aufguss werde dabei höher dosiert als es sonst üblich (siehe Infokasten).
Tüpfelkraut
Johanniskraut - Sonne für die Seele: "In der Volksmedizin gehört Johanniskraut zu den bekanntesten Heilpflanzen. Es hilft der Seele über ein Stimmungstief hinweg und hat eine ausgleichende, beruhigende Wirkung", so die Kräuterexpertin. Die Pflanze blüht von Ende Juni bis September und wächst bevorzugt auf sonnigem Brachland oder an trockenen Wald- und Wegrändern.
Das Blatt hat auffallend kleine Punkte, die man besonders gut erkennen kann, wenn man es gegen das Licht hält, daher nennt es der Volksmund auch "Tüpfelkraut". Bei diesen dunklen Punkten handele es sich um eingeschlossene Ölzellen, die den Hauptwirkstoff Hypericin beinhalten, so Markusine Guthjahr. In den Blüten sei dieser Wirkstoff in noch höherer Konzentration vorhanden.
Reibt man die Blüten zwischen den Fingern, verfärben sie sich violett-rot. Der Hauptwirkstoff des Johanniskrauts sei Hypericin, das auch für die rote Farbe verantwortlich sei. Hinzu kämen ätherisches Öl, Flavonoide, Harze und Gerbstoffe. Die Komposition aller Inhaltsstoffe sei für die Wirkung der Pflanze von Bedeutung.
Antidepressivum
"Johanniskraut wird aufgrund seiner Wirkung als pflanzliches Antidepressivum bezeichnet und gilt als milde Alternative bei leichten Depressionen. Es wirkt beruhigend und stimmungsaufhellend", informiert Markusine Guthjahr. Die innere Anwendung sollte in Absprache mit dem Arzt erfolgen, weil Johanniskraut in höherer Dosis auch Nebenwirkungen habe. Die Haut werde beispielsweise lichtempfindlich, warnt sie.
Ringelblume - heilendes Gold: Die leuchtenden Blüten der Ringelblumen sind vom Frühsommer bis Herbst eine Augenweide. Im bäuerlichen Brauchtum sei die Ringelblume laut Guthjahr ein "Wetteranzeiger", deshalb werde sie auch "Regenblume" genannt. Ringelblumensalbe werde als Hausmittel hochgeschätzt. Sie habe eine entzündungshemmende Wirkung, helfe bei schlecht heilenden Wunden, Furunkel, Nagelbettentzündung und Verbrennungen.
Wer mehr wissen will: Markusine Guthjahr hat neben zahlreichen Titeln über Kräuter und ihre Verwendung in der Küche das Buch "Die bäuerliche Natur-Apotheke - gesund mit traditionellen Hausmitteln" verfasst, das im Buchhandel erhältlich ist. (ads)
Salben würden oft mit Schweineschmalz zubereitet. Davon rät Kräuterexpertin Markusine Guthjahr ab. Die Salbe werde leicht ranzig.
Zutaten: 200 Milliliter gutes Olivenöl, 25 Gramm Bienenwachsblättchen, 1 Handvoll Ringelblumen-Blütenblätter (abgezupft).
Zubereitung: Das Olivenöl mit dem Bienenwachs im Wasserbad erwärmen, bis die Wachsblättchen geschmolzen sind. Die Ringelblumen-Blütenblätter mit der Schere klein schneiden und in die heiße Öl-Wachs-Mischung geben. Kurz aufwallen lassen und dabei umrühren. Den Topf sofort von der Kochplatte nehmen und die Mischung einen Tag lang stehen lassen. Wieder erwärmen, durchseihen, in kleine Salbendosen füllen, beschriften und dunkel lagern. Die Salbe ist rund ein Jahr haltbar. (ads)
Bei Einschlafstörungen: 2 bis 3 Teelöffel getrocknete Melisse mit ¼ Liter kochendem Wasser übergießen. Dann zehn Minuten zugedeckt ziehen lassen und danach abgießen. Den Tee warm trinken, eventuell mit Honig gesüßt. Anwendung: 3 mal täglich eine Tasse, die letzte Tasse eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen. (ads)
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