Von Fritz Fürk
Zur Heinersreuther Bier- und Brauereigeschichte erzählte 1955 Georg Lorenz einem Kirchenthumbacher Fachlehrer eine tatsächliche Begebenheit. Die Aufzeichnung davon hat Heimatkundler Fritz Fürk in alten Unterlagen gefunden.
Danach trug sich einst Folgendes zu: Bevor in Heinersreuth Bier gebraut wurde, besorgte sich der dortige Wirt den Gerstensaft aus Eschenbach. Die Fahrt mit dem Pferdefuhrwerk dorthin ging über Naslitz, Schlammersdorf und Holzmühle. Die Straße war so schlecht, dass die Bierfässer auf dem Wagen mit Seilen festgebunden werden mussten.
An einem glühendheißen Sommertag fuhr der Knecht nach einer "durchwachten Nacht" mit einer Ladung leerer Fässer nach Eschenbach. Mit Bier gefüllten Fässern sollte er zurück nach "Hascharad" kommen. Der Fuhrmann schlief der Überlieferung nach jedoch während der Fahrt ein.
Beim "Schafhof" (Oberkotzenreuth) plagte die Pferde der Durst. Da witterten sie die Nähe des Wassers. Das Gespann bog von der Straße ab, und trabte auf den nahegelegenen Rußweiher zu, der zum damaligen Zeitpunkt weniger verschlammt und tiefer war als heute. Die Gäule gerieten schließlich immer tiefer in den See hinein, bis sich die Deichsel im Teichgrund festspießte.
Erst, als das Wasser dem Kutscher bis an die Knie reichte und in die Stiefel lief, merkte dieser, was geschehen war. Er stieg auf die festgebundenen Fässer und schrie aus Leibeskräften um Hilfe. Doch ehe Leute aus der karg besiedelten Gegend kamen, ertranken die Zugtiere elendiglich. Nur mit viel Mühe konnte das Gespann aus dem Weiher gezogen werden.
Dieser Unglücksfall soll die Veranlassung zur Gründung der Brauerei Besold im Jahr 1733 gewesen sein. Das letzte Bier dort wurdu in den 1970er Jahren gebraut.
Aus Dankbarkeit und zur steten Erinnerung an diese Rettung aus größter Not ließ der Wirt eine Votivtafel malen und in der Heinersreuther Waldkapelle aufhängen. Unter den Gedächtnistafeln war auch eine mit folgendem Wortlaut - Zeugnis, wie sich Sprache und Schreibweise im Laufe der Zeit ändern: "Ein weibsbild hatte einso hefftigen Schwindl im Haupt das sie maynd es gehe alles mit ihr herumb, sie müsse fallen und auf vielfältige Rathfragen ihr niemand helffen kunde, verlobte sie sich anhero zu der verwunden Mutter Gottes Maria, ist durch dero fürbitt wider geholfen worden" anno 1793.
Zum Verständnis: Auf dem Altarbild und auf jeder Bildtafel ist die Muttergottes mit dem Jesuskind zu sehen. In Krone und Haupt der Himmelskönigin steckt jedoch ein Säbel. Ein Offizier oder Ritter soll an der Madonnen-Statue, die einst in der Waldkapelle stand - die heutige Kirche wurde erst später, im Jahr 1739, erbaut - den Frevel begangen haben.
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