Noch zwei Monate bis Heiligabend
In Hirschau, im Landkreis Amberg-Sulzbach, fangen die Vorbereitungen für die Weihnachtsfeiertage bereits Mitte Oktober an. In der Pfarrei Mariä Himmelfahrt gibt es schon seit Jahren keinen großen gemischten Kirchenchor mehr. Die Kirchenmusikerin Iryna Hermann hat deshalb 2017 einen Projektchor ins Leben gerufen. Für bestimmte Anlässe wie Weihnachten oder Ostern treffen sich die Mitglieder und üben gemeinsam Lieder ein. "Der Chorkern ist fast immer gleich", sagt die 51-Jährige. Aber nicht immer haben alle Zeit. Mal kommen neue Mitglieder hinzu. Mal springen welche ab. So formiert sich der Chor für jedes Projekt neu. Damit in der diesjährigen Formation auch jeder Ton sitzt, startet Hermann bereits zwei Monate vor Weihnachten mit den Proben.
Noch sechs Wochen bis Heiligabend
Wie jedes Jahr hat sich Stefanie Endruweit für die Feiertage wieder viel vorgenommen. Schon im November fängt die Pfarrerin mit der Planung für die St.-Michael-Kirche in Weiden an. Am Buß- und Bettag schreibt sie das Krippenspiel. Danach folgt die Absprache mit den Kirchenmusikern. Dann geht es an die Rollenbesetzung für das Krippenspiel. 16 Kinder spielen heuer mit.
In der Dreifaltigkeitskirche Kappl bei Waldsassen steht an Weihnachten auch eine Krippe im Mittelpunkt - aber eine aus Holz. Auf knapp acht Quadratmetern werden alle wichtigen Ereignisse von der Verkündigung bis zur Auferstehung Jesu Christi gezeigt. Für den Aufbau ist Maria Hecht verantwortlich. Sie kümmert sich seit über 25 Jahren um den Auf- und Abbau der Krippe. Auch in diesem Jahr starten Hecht und ihre drei Helfer mit den Vorbereitungen bereits im November. Drei große Schachteln Moos müssen sie aus dem Wald holen, damit die Hirten auf einer grünen Wiese stehen.
Noch vier Wochen bis Heiligabend
Fürchtet euch nicht! - mit dieser Botschaft wendet sich Pfarrerin Endruweit jedes Jahr an ihre Gemeinde. Im Krippenspiel übernimmt sie traditionell die Rolle des Verkündigungsengels. Den Menschen zu verkünden "Gott ist da", ist für die 47-Jährige das Schönste an Heiligabend. Besonders in dieser sorgenvollen Zeit, mit den vielen Veränderungen, sagt Endruweit. Am ersten Adventswochenende fangen die Proben für das Krippenspiel in der Pfarrei St. Michael an. Die Pfarrerin wird dabei tatkräftig von Mesner, Ehrenamtlichen, Konfirmanden und Eltern unterstützt. Ohne die würde sie all das nicht schaffen, sagt die 47-Jährige.
Noch drei Wochen bis Heiligabend
Jeden Freitagabend trifft sich der Projektchor in Hirschau für Proben. Mitsingen darf jeder. In diesem Jahr merkt Hermann deutlich, dass die Hirschauer wieder singen wollen. Nach der Corona-Zwangspause haben sich 26 Sängerinnen und Sänger angemeldet. Darauf ist die Chorleiterin besonders stolz. Heuer darf der Projektchor in der Christmette singen. "Eine besondere Ehre", freut sich die gebürtige Ukrainerin. Damit die Kirchengemeinde auch mitsingen kann, hat sich die Leiterin für kirchliche Schlager wie "Adeste Fideles" entschieden. "Stille Nacht" soll für einen ganz besonderen "Gänsehautmoment" sorgen.
In der Vorweihnachtszeit kommen zu Hermanns eh schon vollem Terminplan noch zahlreiche Termine hinzu. Die hauptberufliche Musiklehrerin leitet in Hirschau das Krippenspiel, gibt Konzerte mit dem Frauenchor und probt mit dem Projektchor. Im Krippenspiel singt heuer auch ein ukrainisches Mädchen mit. Darüber freut sich Hermann besonders. Das Mädchen wollte es unbedingt probieren und lernt fleißig Deutsch, sagt die 51-Jährige.
Noch zwei Wochen bis Heiligabend
Zeit für Familienbesuche bleibt der evangelischen Pfarrerin an den Feiertagen kaum. "Wenn alle frei haben, muss ich arbeiten", sagt Endruweit. Deshalb nimmt sie sich traditionell das dritte Adventswochenende frei, um mit ihren Söhnen die Großeltern in Coburg zu besuchen. Diese kurze Pause soll auch für ihre Söhne "den Stress rausnehmen". Denn auch die achtjährigen Zwillinge sind in der Adventszeit oft mit dabei. Sie spielen beim Krippenspiel mit, helfen bei den Vorbereitungen für die Gottesdienste und lesen Fürbitten vor.
Noch eine Woche bis Heiligabend
Am Samstag vor dem vierten Advent beginnen Hecht und ihre Helfer mit dem eigentlichen Aufbau der Krippe. Über 30 Krippenfiguren, Tiere und Häuser müssen vom Pfarrhaus in Münchenreuth zur Kappl transportiert werden. Dafür braucht es zwei Autos, sagt Hecht. Nach rund zwei Stunden steht die besondere Krippe. "Alles hat seinen Platz", sagt Hecht. Ihr Team hat über die Jahre eine Routine entwickelt. Jeder weiß, was zu tun ist. Das sei auch wichtig, denn für lange Pausen oder gemütliche Teerunden sei keine Zeit. Dazu ist es in der Kirche viel zu kalt, sagt Hecht. Deshalb wird es an den Weihnachtsfeiertagen auch keine Gottesdienste in der Kappl geben. Lediglich am vierten Advent kann die Krippe während eines Lichtergottesdienstes leuchten. Unter der Zeit wird sie vermutlich nur von Pilgern bestaunt.
Seit sieben Jahren ist Endruweit als Pfarrerin in Weiden tätig. Auch nach jahrelanger Berufserfahrung ist sie vor den Festtagen noch aufgeregt. "Ich will, dass alles schön wird", sagt sie. Für ihre Predigten überlegt sie genau, welche Botschaft sie vermitteln möchte. "Eine Predigt ist mehr als eine Rede", sagt Endruweit. Sie möchte die Menschen bewegen. "In diesem Jahr ist der Advent zum Glück ziemlich lange", sagt die Pfarrerin. Nach dem vierten Advent hat sie noch eine ganze Woche für Vorbereitungen und Planung. Ein wichtiger Punkt dabei sei der Ablauf der einzelnen Gottesdienste. Wenn der steht, kann die Pfarrsekretärin die Liederzettel drucken. Wie viele? – das ist jedes Jahr eine komplizierte Frage, sagt die Pfarrerin. Seit Corona könne sie schwer einschätzen, wer in den Gottesdienst kommt. Es ist eine traditionsreiche Zeit, verbunden mit Kindheitserinnerungen, sagt Endruweit. Jedes Jahr ist die Pfarrerin aufs Neue erstaunt, wie viele Menschen an Weihnachten in die Kirche kommen, die sich unter dem Jahr kaum blicken lassen. Die 47-Jährige kann das aber verstehen: "Der Alltag ist so voll und kompliziert. Aber es gibt gewisse Punkte im Jahr, da ist die Kirche wichtig."
Noch ein Tag bis Heiligabend
Beim Projektchor geht es um die Gemeinschaft. "Es ist Teamarbeit", betont die Chorleiterin: "Jeder gibt sein Bestes." Am 23. Dezember probt der Chor ein letztes Mal. Diesmal in der Kirche, um sich auf die ganz spezielle Raumakustik einzustimmen. Meistens bereitet das, was während der Proben nicht klappt, beim großen Auftritt gar keine Probleme, sagt die studierte Diplom-Musiklehrerin zuversichtlich.
24. Dezember
Der Heiligabend ist bei der Pfarrerin in Weiden besonders durchgetaktet: 10 Uhr Generalprobe für das Krippenspiel, 14.30 Uhr "Gottesdienst für kleine Leute" im Martin-Schalling-Haus in Weiden, 15.30 Uhr Kinderkrippenspiel mit Weihnachtsmusical in der St.-Michael-Kirche, 17.30 Uhr Christvesper wieder im Gemeindehaus. Zum Durchschnaufen hat die Pfarrerin kaum Zeit. "Eine intensive Zeit", sagt Endruweit. Den ersten Weihnachtsfeiertag widmet die Pfarrerin ganz ihren zwei Söhnen. Bevor es am nächsten Tag mit Gottesdiensten wieder weitergeht. Erst nach Silvester hat die Familie wieder etwas Zeit zum Verschnaufen.
"Es geht zack zack", sagt die Chorleiterin über den Heiligabend. Zwischen Kinderchristmette und Abendmesse hat sie gerade noch Zeit für Bescherung und Essen. Für ihre zwei Kinder und ihren Mann sei das normal. Am nächsten Tag geht es für die einzige Kirchenmusikerin von Hirschau gleich weiter. Erst nach den Festtagen kann sie kurz durchatmen. Trotzdem macht ihr der Job Spaß. Denn "Musik ist Entspannung für die Seele", sagt Hermann. Wenn sie musiziert, bekommt sie all die verlorene Energie wieder zurück.
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