Für Anaa und Willi Brandt ist Hirschau zu ihrer neuen Heimat geworden. Nun konnten sie in ihrem schmucken Eigenheim mit wunderschönem Garten ihre Goldene Hochzeit feiern. Der Erste Bürgermeister Hermann Falk gratulierte dem Jubelpaar.
Ursprünglich kommt das Paar aus Hatzfeld in der Region Banat, die zu Rumänien gehört. Ihre Vorfahren waren Deutsche und dorthin umgesiedelt worden. Das Banat liegt in einem Dreieck zwischen Ungarn, dem damaligen Jugoslawien und Rumänien, in dessen Staatsgebiet es liegt. „Bei uns wurde immer Deutsch gesprochen. Wir waren früher Selbstversorger mit einem kleinen Bauernhof", erzählt das Paar.
Die beiden kannten sich bereits aus der Schulzeit. Seit dem gemeinsamen Tanzkurs und dessen Abschlussball sind Anaa, damals 16, und Willi Brandt, 17 Jahre alt, ein Paar. Sie heirateten vor 50 Jahren. In Jugoslawien leistete Willi Brandt seinen Wehrdienst ab, eine Zeit mit gemischten Erinnerungen, wie er sagt. „Es gab eine Woche Urlaub im Jahr, die Kaserne war weit weg von der Heimat." Das Paar sah sich lange Zeit nicht. Etwas Abwechslung in den Wehrdienst brachte eine Statistenrolle in einem Kriegsfilm, der in der Region gedreht wurde.
Nachdem sich die politische Lage unter Diktator Ceausescu für die Familie ungünstig entwickelte, folgte Willi seinem Bruder, der bereits nach Hirschau übergesiedelt war, als Spätaussiedler nach Deutschland. Im Jahr darauf kam Ehefrau Anaa mit dem Sohn nach. Anaa hatte als gelernte Schuhmachermeisterin auch die Region um Ludwigshafen als Ziel im Blick, die junge Familie entschied sich dann doch in Hirschau zu bleiben. Willi Brandt fand schnell eine Anstellung bei der Firma Gebrüder-Dorfner in der Produktion, wo er bis zum Renteneintritt 38 Jahre beschäftigt war. Anaa orientierte sich um, war 35 Jahre bei Siemens in Amberg, zuletzt als Elektronikprüferin, tätig.
Während der Meisterschule in Bukarest hatte Anaa 1977 ein schweres Erdbeben mit insgesamt über 10.000 Toten hautnah miterlebt. Ein dramatisches Erlebnis, das ihr bis heute gegenwärtig ist.
In Hirschau lebte die Familie zuerst zur Miete, ehe sie sich vor 25 Jahren in Hirschau ein Haus baute. Gartenarbeit und die Enkel füllen die freie Zeit des Rentnerpaars gut aus. Im Haus wohnt auch die Familie des Sohnes. Zuletzt waren die Eheleute vor etwa neun Jahren in der ehemaligen Heimat. „Es verbindet uns auch nicht mehr viel damit." Die Familien der beiden sind mittlerweile alle in Deutschland. „Wir haben eine neue Heimat, Freunde und Bekannte gefunden, fühlen uns wohl in Hirschau und haben uns eine neue Existenz aufgebaut“, dürfen beide heute zufrieden feststellen.
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