Hirschau
01.05.2023 - 13:48 Uhr

Betriebsseelsorger hält Tarifforderungen für gerechtfertigt

Normalerweise schicken die Gewerkschaften am 1. Mai ihre besten Funktionäre aus, um den Menschen von Solidarität und Zusammenhalt zu erzählen. In Hirschau haben sie jetzt dafür "Anleihe" bei der Diözese genommen.

Einen ganz besonderen Redner hatte die IG Bergbau, Chemie, Energie (BCE) in diesem Jahr für die Maikundgebung in Hirschau eingeladen: Richard Wittmann, Betriebsseelsorger der Diözese Regensburg. Er sei als Betriebsseelsorger ständig unterwegs in Unternehmen, vor allem bei Betriebs- und Personalräten und bei den Gewerkschaften, so Wittmann. So bekomme er viel mit von den Sorgen und Nöten in der Arbeitswelt, von Ungerechtigkeiten und Problemlagen, aber auch von den Freuden und Hoffnungen rund um den Beruf. Er kenne einerseits die Auswirkungen eines guten Betriebsklimas, andererseits aber auch Mobbing und Missgunst.

„Weil sie solidarisch zusammenstanden, haben Arbeitnehmer mit ihren Gewerkschaften viel erreicht, gerade auch im letzten Jahr mit den enorm gestiegenen Energiepreisen und der hohen Inflation“, betonte Richard Wittmann. Viele Hilfen hätte es seiner Aussage nach ohne den Druck der Gewerkschaften und ihrer Partner nicht gegeben: Die Auszahlung einer Energiepreispauschale für Beschäftigte und Azubis, Durchsetzung einer Gaspreis- und Strompreisbremse, Aufstockung des Wohngelds auf zwei Millionen Haushalte sowie die Erhöhung des Kindergelds.

Tarifforderungen auch in der Höhe richtig

Die Tarifforderungen in den verschiedenen Branchen seien von der Höhe her richtig. Die bereits erzielten Ergebnisse sorgten für deutliche Lohnerhöhungen. Die Tarifverhandlungen in der Leiharbeitsbranche sind laut Wittmann zäh, aber erfolgreich gewesen: Seit April gebe es spürbar mehr Geld für die Kollegen in der Leiharbeit. Wittmann freute sich, dass der Mindestlohn auf 12 Euro erhöht worden ist. „Das hat mehr als sechs Millionen Menschen im Land genutzt, die damit vor Armut trotz Arbeit geschützt werden konnten“, machte Wittmann klar.

Trotz aller Erfolge, die erreicht worden seien, bleibe noch eine Menge zu tun, betont Wittmann. „Solidarität“ ist nach seinen Aussagen das große Wort, zugleich aber auch die große Tat in der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung. Er betont: „Solidarität ist nicht ein Gefühl vagen Mitleids oder oberflächlicher Rührung wegen der Leiden so vieler Menschen. Im Gegenteil, sie ist die feste und die beständige Entschlossenheit, sich für das Gemeinwohl einzusetzen."

 
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