Vor etwa 600 Jahren zogen 30 Reiter mit Jan Hus, einem tschechischen Theologen an der Spitze, durch Hirschau. Sie kamen von Böhmen, ihr Weg führte sie auf der Goldenen Straße nach Konstanz, wo Hus letztlich für seinen Glauben sterben musste. In seinem Vortrag bei der Veranstaltung in Hirschau beschrieb Rainer Christoph, der Vorsitzende des Fördervereins Goldene Straße das Leben und Wirken von Jan Hus.
Geboren wurde Jan Hus 1372 in Husinec, er studierte in Prag, wurde katholischer Priester und Rektor der Karls-Universität. Er protestierte gegen die Machtstellung und den Reichtum der Kirche, aber auch gegen den Ablasshandel und die Sittenlosigkeit der Geistlichkeit. Die Bibel sollte das einzige Maß in Glaubensfragen sein. Daher wollte er auch das Abendmahl in beiderlei Gestalt (Brot und Wein) einführen, wie es die Bibel vorschreibt. Er rief dazu auf, die Muttersprache im Gottesdienst zu gebrauchen. Bei seinen Predigten hatte er großen Zulauf. Studenten aus Sulzbach machten seine Lehre in der Oberpfalz bekannt.
Seine Kritik an der Kirche führte dazu, dass er exkommuniziert und mit dem Kirchenbann belegt wurde. Er sollte sich auf dem Konzil von Konstanz, dem größten Kirchenkongress der Mittelalters im Jahr 1415, verteidigen. Als Kaiser Sigismund ihm freies Geleit versprach, machte er sich mit seinen Gefährten auf den Weg von Prag nach Konstanz. Durch Hirschau kam Hus am 16. Oktober 1414, in Sulzbach übernachtete er noch am selben Tag. In Konstanz wurde er verhaftet und ein halbes Jahr danach dort auf dem Scheiterhaufen als Ketzer verbrannt. Dies war eine ungeheurere Demütigung der tschechischen Nation und führte zu den Hussitenkriegen. In Tschechien gilt Jan Hus als Nationalheiliger, weswegen der 6. Juli, der Tag seiner Ermordung, dort Staatsfeiertag ist. Jan Hus wird als Vorläufer von Martin Luther gesehen, da Luther 100 Jahre später die gleichen Reformen in der katholischen Kirche forderte.
Eine zweisprachige Ausstellung im evangelischen Gemeindehaus in Hirschau zeigt noch bis 15. März die Stationen des Reformators Jan Hus. Rund 200 Schüler aus über 60 Schulen in Nordbayern, der Tschechischen Republik, Niederschlesien und Luxemburg hatten dafür Bildtafeln geschaffen. Für die Ausstellung ist das Gemeindehaus tagsüber offen, der Eintritt ist frei. Rainer Christoph verteilte eine Übersichtskarte für den Hus-Weg, der die vielen Stationen zeigt, die Hus ging. Der Pilger- und Fernwanderweg ist in drei Teile gegliedert: von der Bethlehemkapelle in Prag durch Böhmen an die deutsche Grenze; bis Nürnberg über Hirschau, Gebenbach und Hahnbach; bis Sulzbach-Rosenberg, wo Jan Hus übernachtet hat. Und noch eine Überraschung hatte Rainer Christoph parat: Auch Phillipp Melanchthon, der Freund und Mitstreiter Martin Luthers, sei auf seinem Weg nach Nürnberg durch Hirschau gekommen.
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