Hirschau
08.05.2025 - 17:33 Uhr

Philipp Weber begeistert mit "KI – Künstliche Idioten" in Hirschau

Kabarettist Philipp Weber bringt mit seinem Programm „KI - Künstliche Idioten“ das Publikum in Hirschau zum Lachen. Charmant kritisiert er den technischen Fortschritt und setzt sich für menschlichen Humor ein.

Philipp Weber, ein Mann wie Quecksilber, sprang mehr als er schritt in der Apsis der vollen Gustav-Adolf-Gedächtnis-Kirche. Offensichtlich von Natur aus unruhig, auf und ab, hin und her, immer wieder brillierend, witzig, aber auch recht kritisch-giftig zeigte er sich nicht nur der evangelischen Gemeinde bei der Aktion „Kirchbarett“. Pfarrer Stefan Fischer hatte ein begeistertes Publikum zum abendfüllenden Programm begrüßt. Mit „KI - Künstliche Idioten“ habe der Kabarettist sein Programm betitelt. Dergleichen gebe es hier nicht, betonte Fischer, nur „echte“.

In rasantem Stakkato erlebten die Zuschauer dann teils Tränen lachend, wie Philipp Weber leichtfüßig, mit schwurbelndem Körper und Gestik, immer wieder von Wortwitz zu beißender Ironie hüpfte. Oft schneller redend als man hören konnte, pickte er sich immer wieder Einzelne heraus, sprach Leute direkt an und amüsierte sich offensichtlich auch selbst moriskenhaft verdreht über manche Schenkelklopfer.

Verblödeter Fortschritt

Gescheit ist er, der Träger des Bayerischen Kabarettpreises, den wohl viele aus Funk und Fernsehen kennen. Gern bewies er seine naturwissenschaftliche und allgemeine Bildung mit manchem Hintergrundwissen, um auch damit ungebremst und schonungslos sein Publikum zuzutexten. Der KI setzte er seine fünf Weberschen Gesetze entgegen, die alle um den Wahnsinn eines verblödenden Fortschritts kreisten und eigentlich dringend nach gesundem Menschenverstand verlangten.

Deftige Seitenhiebe gab es für Impfgegner, die „Taliban des Gesundheitssystems“, welche selbstverliebt postfaktisch und gegen jede Vernunft Tatsachen an ihre Theorie anpassen. Auch verwiesen widersinnige Zitate von AfD-Gläubigen auf die nicht zu unterschätzende braune Gefahr.

Hanebüchener Schwachsinn von Transhumanisten, die sich schon mal, da Sonderangebot, zur Selbstoptimierung einfrieren lassen, wechselte schwindelerregend ab mit persönlichen „gnadenvollen“ Defiziten des Mannes und überzogenen technischen Neuerungen. Diese reichten vom Software-Update der Herzschrittmacher der Großeltern „mit mehr Silber im Körper als in der Bundesbank“ bis hin zur „unten rundum vernetzten Toilette“. Für jene „Tempel der Lüste“, die beim Betreten sogar Musik „passend zur Peristaltik“ bieten, hatte Weber nur abstruse Ironie übrig.

Alexa im "digitalen Harem"

Diese traf auch „digitale Harems“ mit Alexa oder Wesen aus Mittelerde und ebenso autonomes Fahren. Utilitaristische Fragen ergäben sich dabei wie: „Wen fahr ich ethisch korrekt tot?“ oder ist Seniorsein nur „fossile Energie“ und eine „Lebensform auf Erdölbasis“. Gegen Webers Albtraum eines „Homo Deus“, der sich selbst reproduktiv aus einem Haar klonen könnte, empfahl er „Kunst als schulisches Hauptfach“ und unbedingt echten menschlichen Humor.

Für ihn seien menschliche Defizite eigentlich Vorteile, so der Odenwälder, die sympathisch machten und von Maschinen niemals ersetzt werden könnten. Nur so entstünden hilfreiche Sehnsüchte und Träume, die „guten Fortschritt“ brächten. Konsequent mahnte er: „Pass auf, welche Träume du träumst“ und zitierte abschließend den Religionsphilosophen Martin Buber mit „Wirklich echtes Leben ist Begegnung“, um gleich zu versichern: „Es war richtig gut, dass ihr hier wart.“

 
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