In Hohenburg wird an den Kohlenstoffkreisläufen der Zukunft geforscht: Fossiles Erdöl soll künftig durch alternative, nachhaltige Kohlenstoffquellen, zum Beispiel biogene Reststoffe oder kunststoffhaltige Abfälle ersetzt werden. Mit den Technologien, die das Fraunhofer-Institut für Umwelt, Sicherheits- und Energietechnik (Umsicht) im Gewerbepark auf dem Aichaberg entwickelt, können klimaneutrale Kraftstoffe, künftig aber auch Chemieprodukte oder Kunststoffe erzeugt werden. "Das ist ein wichtiger Baustein für die Defossilisierung der Industrie", sagte der Staatssekretär im bayerischen Wirtschaftsministerium, Tobias Gotthardt (Freie Wähler), bei einem Besuch der Anlage.
Aus Eigenmitteln des Instituts
Der Fraunhofer-Demonstrationsstandort Hohenburg wurde vor einigen Jahren im Rahmen eines EU-Projekts errichtet. Die Entwicklung der Technologien erfolgte auch mit Mitteln des bayerischen Wirtschaftsministeriums in mehreren Vorläuferprojekten. Wie der Leiter des Institutsteils, Professor Matthias Franke, informierte, wird der Standort auf dem Aichaberg derzeit mit Eigenmitteln von Fraunhofer-Umsicht weiter ausgebaut.
In Hohenburg wurden in über 1000 Betriebsstunden bereits mehr als 500 Tonnen getrockneter Klärschlamm aus einer benachbarten Trocknungsanlage in 50.000 Liter Bio-Öl umgewandelt. „Dieses Bio-Öl ähnelt einem fossilen Rohöl, ist aber klimafreundlicher“, erklärte Professor Franke bei der Führung durch das Forschungszentrum. „Es ist thermisch stabil, hat eine niedrige Viskosität und Polarität sowie einen geringen Wasser- und Sauerstoffgehalt. Daher ist es ein hervorragender Rohstoff für die Aufbereitung zu petrochemischen Produkten, zum Beispiel zu Kraftstoffen oder Basis-Chemikalien“.
Gotthardt sagt Unterstützung zu
Staatssekretär Gotthardt betonte die Bedeutung dieser anwendungsorientierten Forschung: "Für die Transformation der Industrie müssen wir uns alle Optionen anschauen. Gerade nachhaltige Kraftstoffe werden für Transport und Mobilität immer wichtiger". Auch er hält die bisherigen Ergebnisse aus der Demonstrationsanlage in Hohenburg für vielversprechend und sagte die weitere Unterstützung des Wirtschaftsministeriums zu.
Neue Kohlenstoffquellen für industrielle Anwendungen seien zweifach wichtig: Zum einen minderten sie die Abhängigkeit von fossilen Importen und trügen so zur Sicherung der Rohstoffversorgung bei. Zum anderen könnten Unternehmen dadurch ihre Klimabilanz und die ihrer Produkte verbessern. Beide Aspekte stärkten am Ende die Wettbewerbsfähigkeit. "Ich freue mich deshalb sehr, dass wir in den vergangenen Jahren das Zentrum für Energiespeicherung und das Zentrum für nachhaltige Kraftstoffe mit rund 40 Millionen Euro unterstützten konnten", sagte Gotthardt. Er sei überzeugt, dass der Freistaat den Prozess, vor allem den jetzt anstehenden Transfer der Wertschöpfung in die regionale Wirtschaft, "weiter proaktiv begleiten wird".
Die Produktions- und Aufbereitungskapazität der Forschungsinfrastruktur in Hohenburg gelte europaweit als herausragend. Sie sei schon heute ein wichtiger Baustein diverser Forschungsprojekte zur Energie- und Rohstoffwende, die in Bayern aus Mitteln des Wirtschaftsministeriums gefördert werden. Aufgrund des großtechnischen Maßstabs biete sie neue Möglichkeiten für die Industrie. „Die industrielle Anwendung nachhaltiger Rohstoff-Technologien rückt damit einen Schritt näher.“
Fraunhofer-Umsicht in Hohenburg
- Fraunhofer-Umsicht ist die Abkürzung für ein Institut der Fraunhofer-Gesellschaft: Fraunhofer-Institut für Umwelt, Sicherheits- und Energietechnik
- Seinen Sitz hat dieses Institut in Oberhausen, Willich (beiden Nordrhein-Westfalen) und Sulzbach-Rosenberg
- In Hohenburg befindet sich im Gewerbepark auf dem Aichaberg eine Außenstelle
- Schwerpunkt der Forschung in Hohenburg und Sulzbach-Rosenberg ist unter anderem die Aufbereitung biogener Reststoffe oder kunststoffhaltiger Abfälle
- Aus den Reststoffen können klimaneutrale Kraftstoffe, künftig aber auch Chemieprodukte oder Kunststoffe erzeugt werden
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