Knapp 30 handverlesene Scharfschützen-Teams aus 14 europäischen Nationen waren zehn Tage lang im Joint-Multinational-Readiness-Center (HMRC) Hohenfels unterwegs: Sie ermittelten in einem Wettbewerb das „European Best Sniper Team“, also das beste Scharfschützen-Team Europas. Dafür waren nicht nur Top-Schießergebnisse gefragt, sondern vor allem das richtige Verhalten auf dem Gefechtsfeld – mit dem Ziel, die Effektivität für einen Kampfeinsatz zu verbessern.
„European Best Sniper Team Competition 2021“ ist ein von der US Army Europa und Afrika geleiteter und vom 7th Army Training Command veranstalteter Geschicklichkeitswettbewerb, an dem Nato-Verbündete und andere Partnernationen in Hohenfels teilnahmen. In Hohenfels fand er zum ersten Mal statt. Die Mannschaften waren in Tag- und Nachteinsätzen im Truppenübungsplatz unterwegs, um ihre Meister zu finden. Wie Eva Schwenzl und Captain Harold Shorter vom Büro für Öffentlichkeitsarbeit informierten, stellt dieser Wettkampf enorme Anforderungen an die Scharfschützen, ihre Fähigkeiten, Geschwindigkeit und ihr Wissen. Aber auch taktische Entscheidungen und Teamarbeit unter realistischen Bedingungen sind gefordert. Die Teilnehmer kamen aus Bulgarien, Kanada, Tschechien, Frankreich, Griechenland, Ungarn, Italien, Lettland, Litauen, Slowenien, Spanien, Schweden, der Türkei und den Vereinigten Staaten. Gewinner war am Ende ein Team aus Slowenien, gefolgt von der Türkei und Lettland.
Ziele in 800 Metern Entfernung
Der Übungsbereich in Hohenfels ist großflächig abgeriegelt, um die Wettkampfstationen vor den Scharfschützen-Teams verborgen zu halten. Bei Lutzmannstein haben die Amerikaner ein mit Stacheldraht gesichertes Grabensystem angelegt. Es ist gespickt mit getarnten Kampfständen – ein realistisches Szenario. In tiefster Gangart erreichen die Zweier-Teams ihre zugewiesenen Stellungen. Sie sollen hier mit ihren Gewehren vom Kaliber 388 verschiedene Ziele auf dem Gefechtsfeld bekämpfen. In Entfernungen von 200 bis 800 Metern tauchen dazu Klappscheiben auf, die die Schützen nach einem schnellen Abscannen treffen müssen.
Auch für das geübte Scharfschützen-Auge ist die Zielbekämpfung im hohen Gras in einer knappen Zeitvorgabe keine leichte Aufgabe. Tief geduckt geht es im Laufschritt weiter, entlang des Grabensystems. Gelber und hellgrauer Rauch legt sich über die Stellung. Dann muss es schnell gehen, die Teams müssen ihre Schutzmasken aufsetzen. Beißender CS-Gas-Geruch legt sich über das Grabensystem. Die Masken erschweren das Schießen. Schiedsrichterteams der „Warhogs“ begleiten die Schützen.
Feierabend gibt es nicht
Ein Feierabend ist den Sniper-Teams während des gesamten Wettbewerbs nicht gegönnt: Ihr Dienst läuft rund um die Uhr. Auch in der Nacht sind sie im Gelände unterwegs – lautlos, um sich irgendwo ein Versteck einzurichten. Sie beobachten das vor ihnen liegende Gelände mit speziellen Nachtsichtgeräten und prägen sich jede Kleinigkeit ein, bis sie gerufen werden, um eine weitere Aufgabe zu erfüllen. Überall im Übungsplatz sind dazu Stationen eingerichtet, die alle teilnehmenden Teams absolvieren müssen. Dazu gehören der Umgang mit der Karte, Aufklärungsaufträge, die sichere Handhabung der Schusswaffe, das Schießen auf große Entfernung und Erste Hilfe. Körperliche Fitness, die Arbeit im Team und psychische Belastbarkeit sind in der Hitzeschlacht von Hohenfels extrem gefordert. Es gilt, sich blitzschnell an Situationen anzupassen. Die mentale und emotionale Zähigkeit wird mehrmals am Tag auf die Probe gestellt.
Command Sergeant Major Michael Sanchez, Match-Präsident des Wettbewerbs und Senior O/C-T im Joint Multinational Readiness Center, ist zufrieden. Er sagt, es sei mit Abstand einer der besten Wettbewerbe, an denen er im Laufe seiner 26 Dienstjahre teilgenommen habe. „Das Übungsgelände in Hohenfels ist für derartige Wettkämpfe hervorragend strukturiert, abwechslungsreich und sehr fordernd. Da macht es dann nach einer Woche Anstrengung im Gelände doppelten Spaß, an freien Tagen auf dem Golfplatz in Schmidmühlen eine Runde mit Freunden zu spielen.“
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