Die Idylle ist perfekt: Libellen huschen über den Gartenteich und setzen sich auf eine alte Wurzel. Im üppig blühenden Weißdorn summen die Bienen, naschen an den Blüten. Ein Schmetterling schwirrt durch die Luft und „landet“ in der nahen Wiese. Ein „Aurora-Falter“ ruft Dorothee Hettler und kann das spontane Glück kaum fassen. „Den sieht man nämlich ziemlich selten“, sagt sie. Bestimmt sucht er ein Wiesenschaumkraut, seine Lieblingspflanze. Die Vermutung hat sich tatsächlich – ein paar Schritte weiter - bestätigt. Dieser Schmetterling ist zwar noch nicht gefährdet, aber selten geworden“ informiert die Hobby-Schmetterlings-Expertin, die zwischen Nürnberg und dem Ferienpark Hüttstadl, wo sie ein Häuschen hat, hin und her pendelt. „Der Aurora-Falter ist auffällig, denn das Männchen „trägt Orange“ bzw. orangefarbene Flügelspitzen, weshalb der Tagfalter auch den malerischen Namen der Göttin der Morgenröte trägt, erklärt sie. Die Weibchen sind eher unscheinbar.“
Auf dem großen runden Steintisch liegen zwei dicke Alben mit einer Fülle an bunten Fotos von Schmetterlingen – genauer gesagt sind es 146, jedes einzelne Bild exakt mit Namen und Besonderheiten beschriftet. Fein säuberlich und nach Jahreszahl geordnet hat Dorothee Hettler Tag- und Nachfalter aufgelistet und sie der jeweiligen Art zugeordnet – Trauermantel, Distelfalter, Kleiner Fuchs, die zu den Edelfaltern gehören, Tag- und nachtfliegende Falter wie Sumpfwidderchen, Gamma-Eule, das Gem. Blutströpfchen oder den Dickkopf-,den Schachbrettfalter, den Perlmutterfalter, den Großen Eisvogel und viele mehr. Seit 35 Jahren beobachtet sie - früher zusammen mit ihrem vor sechs Jahren verstorbenen Ehemann – Schmetterlinge - in der Bruckwiese unterhalb des „Echowaldes und in der Erllohe - fotografiert und bestimmt sie. Ein wenig wehmütig blättert die Hobby-Expertin jetzt in ihren Büchern und bestätigt das, was längst bekannt ist, den dramatischen Rückgang bzw. die Bedrohung vieler Schmetterlingsarten, die noch vor einigen Jahren von Blüte zu Blüte flatterten, wie der Schwalbenschwanz oder der viel beobachtete Admiral.
Und die Idylle rundum scheint fast ein wenig brüchig zu werden, wenn Dorothee Hettler von der Vielfalt noch Ende der 90er erzählt – unter vielen anderen vom „Waldbrettspiel“, den „Grünwidderchen“, den „Bläulingen“, die sich in Brombeerhecken verliebt haben, die jetzt am „Echowald“ entlang direkt vor ihrem Häuschen nach dem Abholzen jetzt wieder in Fülle nachwachsen“ . Darüber freut sich, wie sein Name schon sagt, auch der ziemlich anspruchslose, aber auch immer selten werdende Grüne-Brombeer-Zipfelfalter - Schmetterling des Jahres 2020 –
Im nahen Gemüsegarten tummeln sich ein paar Kohlweißlinge. Ein Zitronenfalter gönnt sich eine kurze Verschnaufpause und nascht kurz vorzugsweise von roten und violetten Blüten.
„Man ist schon froh, wenn man diese Falter noch sieht, sagt die Hobby-Expertin, denn 1994 hat sie im Juni/Juli noch 15 Arten beobachtet, im vergangenen Jahr lediglich acht., wobei sie allerdings keinen Anspruch auf Vollständigkeit ihrer Angaben erhebt, weil sie zwischendrin immer wieder in Nürnberg ist.
„Lassen Sie in ihrem Garten Brennnesseln stehen, auch ein paar Disteln. Der Kleine Fuchs und viele anderer Arten danken es Ihnen“, legt Dorothee den Leserinnen und Lesern ans Herz. Überaus gerne mögen die Schmetterlinge auch Kräuter wie Minze oder den jetzt blühenden Thymian oder den Salbei. Und auf dem Lavendel liefern sie dem Beobachter regelmäßig ein kleines sommerliches Schauspiel. Wie viele Naturschützer sieht auch Dorothee Hettler die Gründe für den Rückgang der Arten an der fehlenden Blumenvielfalt in den Wiesen, im intensiven Düngen und Spritzen der Flächen und im vermehrten Mähen der Straßenränder. „Schmetterlinge sind nun einmal sehr sensibel“ sagt sie und reagieren auf jede Veränderung zu ungunsten der Natur“. „Wir brauchen diese sehr nützlichen Insekten, sagt Dorothee Hettler, „leisten sie doch einen wichtigen Beitrag für eine intakte Natur“.
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