Iglersreuth bei Bärnau
29.02.2024 - 12:16 Uhr

Der Philosoph vom "Birkholm-Hof" feiert 90. Geburtstag

Er ist in Grübler, ein Denker, ein Philosoph: Hans Bauer macht sich tiefsinnige Gedanken über das Leben, seine Existenz, über Gott und die Welt. Der Mann vom „Birkholm-Hof“ in Iglersreuth feierte seinen 90. Geburtstag.

Seit fast 40 Jahren schreibt er jetzt schon. Aus einer schweren persönlichen Krise heraus hat Hans Bauer aus Iglersreuth mit dem Schreiben angefangen. Der "Birkholm"-Hans, wie er im Ort genannt wird, schreibt alles auf, was ihn bewegt, was in seiner engsten Umgebung vor sich geht. Nun feierte er seinen 90. Geburtstag.

Schwere Kindheit und Jugend

Hans Bauer wurde am 28. Februar 1934 geboren. Vor zehn Jahren etwa schrieb der Jubilar seine Lebensgeschichte in einem Büchlein nieder. "Mein geistiger, mein seelischer, mein autobiographischer Fingerabdruck", sagt er zu diesem Werk. Sein Lebensweg, der von Kindesbeinen an geprägt war von schwerer körperlicher Arbeit auf dem Bauernhof, von Unterdrückungen, Abwertungen und Demütigungen. Sein Umfeld vermittelte ihm von der Kindheit bis zum jungen Erwachsenenalter das Gefühl wertlos zu sein, erzählt der 90-Jährige. Dies habe tiefe Spuren in ihm hinterlassen. Erinnerungen an damals belasten den Iglersreuther täglich und bringen ihn nachts teilweise um den Schlaf.

Ferienhof aufgebaut

Bauer, der in der Landwirtschaft tätig war, schaffte es, sich aus diesem negativen Umfeld zu lösen: Er baute Mitte der 1990er Jahre den Bauernhof zum Ferienhof für Urlauber um: in den „Birkholm-Hof“. Diesen betreibt seine Familie noch heute. Dazu gehören vier Kinder und neun Enkelkinder.

Hans Bauer betont: "Die Schöpfung, mein Garten, meine Blumen und meine Lebensbegleiterin Lotte haben mir viele Wunden, Schmerzen und Belastungen abgenommen. Ohne Lotte wäre mein Leben nach meiner seelischen Krise ohne Sinn und Orientierung gewesen. Sie war der Motor, der mich wieder Antrieb und motivierte, Neues zu beginnen."

Jeden Tag neue Aufzeichnungen

Besonders auch das Schreiben tut dem Jubilar gut. Er macht sich tiefsinnige Gedanken über die Natur, die Schöpfung und den Kosmos. Bauers größte Leidenschaft ist die Philosophie. "Die Verbundenheit mit der Natur, mit der Schöpfung ist mir sehr wichtig." Unzählige Hefte hat der "Philosoph aus Iglersreuth" schon voll geschrieben. Und jeden Tag kommen neue Aufzeichnungen hinzu. Mehr als 300 Gedichte sind da schon im Laufe der Jahrzehnte zusammengekommen.

Ganze Stöße Papier stapeln sich in seiner Wohnung. Überall - im Haus oder im Garten - liegen Hefte herum, daneben ein Bleistift oder ein Kugelschreiber, zum Schreiben bereit. Denn sobald Bauer eine Eingebung hat, ihm etwas durch den Kopf geht, muss er es gleich zu Papier bringen: in kurzen Sätzen und in Prosaform. Das lange "Geschreibsel", wie Bauer sagt, und lange Romane, mag er nicht.

Den Spruch zum Alltag, der täglich im "Neuen Tag" erscheint, liest er immer, richtet sich manchmal danach, schneidet diese Sprüche aus und hebt diese in Einmachgläsern auf. In all den Jahren sind da inzwischen schon einige Gläser zusammengekommen.

Manchmal steht Bauer nachts auf, um einen Geistesblitz, eine Eingebung schriftlich festzuhalten. Oft betrachtet er nachts den funkelnden Sternenhimmel - die unendliche geheimnisvolle Weite fasziniert ihn. Wie der Jubilar erklärt, mache ihm der Blick in den Sternenhimmel deutlich, wie unwichtig und unbedeutend doch eigentlich der Mensch ist.

Lachen und Augenblicke genießen

"Man steht oft mit dem linken Fuß auf, aber trotzdem scheint die Sonne und die Blumen blühen. Wenn du darüber nachdenkst, kannst du trotzdem auch was Gutes entdecken. Lache öfters und lache auch zurück", empfiehlt der 90-Jährige. Ihm sei nicht wichtig, was der Mensch sagt, sondern das, was er tut, und das, was er aus seinen Gegebenheiten macht. Rückblickend sagt Bauer: "Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, würde ich es anders machen. Die Augenblicke mehr genießen, es bewusster leben und auf den Nächsten zugehen."

Zu seinem 90. Geburtstag gratulierten neben Familie und Freunden auch der Heimatverein Hohenthan, die Feuerwehr Schwarzenbach, bei der der Jubilar schon mehr als sieben Jahrzehnte Mitglied ist, sowie Pfarrer Konrad Amschl und Bürgermeister Alfred Stier.

 
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