Ilsenbach bei Püchersreuth
06.06.2019 - 11:49 Uhr

Brotbacken auf Ilsenbacher Art

Das Ergebnis eines gelungenen Backtags startet hinter einer geschlossenen Tür. Das Brot nach Ilsenbacher Rezept stellt nämlich besondere Ansprüche an die Bäckerinnen.

Michaela Treml, Kinder- und Jugendbeauftragte der Gemeinde Püchersreuth (links) und Carmen Kreuzer (rechts), leiten Lea Gassner (Mitte) beim Formen eines Brotes an. "Learning by doing" und der Spaß kommt auch nicht zu kurz. Bild: trj
Michaela Treml, Kinder- und Jugendbeauftragte der Gemeinde Püchersreuth (links) und Carmen Kreuzer (rechts), leiten Lea Gassner (Mitte) beim Formen eines Brotes an. "Learning by doing" und der Spaß kommt auch nicht zu kurz.

"Tür zu" hallt es an diesem frühen Morgen mehrmals. Michaela Treml, die diese Aufforderung mehrmals gibt, leitet die Backstube. Sie ist verantwortlich für das Gelingen der Brote an jedem Backtag hier am Dorfbackofen im Golddorf. In der Backstube ist warm, sehr warm, das ist wichtig, damit die Gare nicht ins Stocken kommt und die Teiglinge "aufgehen" (Gärprozess der Hefekultur im Brotteig: Die mit einem Tuch abgedeckten Gärkörbchen müssen bis zum Backen in der warmen Backstube bleiben) können. Deshalb muss Treml auch die Tür im Auge haben und jeden auffordern, schnell einzutreten und sofort die Türe zu schließen. Zu viel kühle Luft schadet dem Teig.

Den Sauerteig "führen", fachmännisch ausgedrückt, ist gar nicht so einfach. "Ein Sauerteig braucht Zeit", wie Gertraud Fütterer es treffend ausdrückt. Viel eigene Freizeit brauchen auch die Frauen und Männer vom Verein für Dorf- und Brauchtumspflege, die alle ehrenamtlich helfen, das Kulturgut Brotbacken zu erhalten.

Bereits Tage vorher gibt es viel zu tun. Carmen Kreuzer, (verantwortlich für Kuchen und Einkauf) muss mit Treml die Gare des Sauerteigs kontrollieren und bis zum Backtag "führen" und "füttern" (Zugabe von Mehl), damit die Holzofenbrote nach einem alten Ilsenbacher Rezept gelingen.

Brauchtum spielt eine große Rolle. So darf auch ein bisschen Weihwasser im Teig nicht fehlen. Genauso wie die Teiglinge im Gärkörbchen drei Löcher mit einem Holzlöffel als Zeichen für die Dreifaltigkeit Gottes erhalten. Dieser Brauch aus armen und schlechten Zeiten in der Oberpfalz wird als Zeichen des Dankes an Gott bei jedem Brot weiter geführt.

Gelernt haben die Frauen das Brot backen von Maria Treml aus Ilsenbach. Über viele Jahre hat sie die Frauen angeleitet und sowohl das Rezept, als auch viele wichtige Tipps und Kniffe an die Dorffrauen weiter gegeben. Die "Treml Marie" hat mit ihrem Wissen die Frauen geprägt und wird auch heute noch oft um Rat gebeten.

Die Weitergabe von Wissen ist der Gemeinderätin Michaela Treml und Carmen Kreuzer wichtig, nur so kann das Kulturgut erhalten bleiben. So wird an allen Backtagen auch die nächste Generation mit einbezogen. Die jungen Leute lernen unter Anleitung, wie die Brote geformt werden, was es zu beachten gibt damit der Sauerteig nicht vergärt. Wie Brote geformt und bestrichen werden und wie lange die Backzeit ist.

Die Dorfgemeinschaft ist den Ilsenbachern "heilig". Das beweisen sie jedes Mal aufs Neue. Alle sind schon in freudiger Erwartung auf das Backofenfest am 23. Juni. Dann backen Jung und Alt die herrlich duftenden Brote und leckeren Schmierkuchen aus dem Dorfbackofen für alle Besucher.

Mit einem hölzernen Löffelstiel erhalten alle Teiglinge drei Löcher im Teig bevor die Brote gebacken werden. Als Zeichen für Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist. Dieser alte Brauch wurde übernommen und segnet jedes Brot. Entstanden in Notzeiten der Oberpfalz, als in vielen Gegenden Hunger und große Not herrschte und das täglich Brot selten zur Verfügung stand. Während im "reichen" Oberbayern geschnitzte oder metallene Brotstempel mit Christlichen Symbolen auf den Dörfern üblich waren, hatten die "armen" Oberpfälzer schon damals gute Ideen. Als Ausdruck (oder Eindruck im Teig) ihren Glauben und ihre Dankbarkeit zu zeigen ohne großen Kostenaufwand. Bild: trj
Mit einem hölzernen Löffelstiel erhalten alle Teiglinge drei Löcher im Teig bevor die Brote gebacken werden. Als Zeichen für Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist. Dieser alte Brauch wurde übernommen und segnet jedes Brot. Entstanden in Notzeiten der Oberpfalz, als in vielen Gegenden Hunger und große Not herrschte und das täglich Brot selten zur Verfügung stand. Während im "reichen" Oberbayern geschnitzte oder metallene Brotstempel mit Christlichen Symbolen auf den Dörfern üblich waren, hatten die "armen" Oberpfälzer schon damals gute Ideen. Als Ausdruck (oder Eindruck im Teig) ihren Glauben und ihre Dankbarkeit zu zeigen ohne großen Kostenaufwand.
 
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