Im Wald ist Erfahrung von Nöten, den richtigen, gesunden Baum auszuwählen und zu fällen, ohne das die Spitze abbricht. Eine stattliche Größe muss er haben und natürlich frisches Grün an der Spitze. Die Rinde darf nicht zu sehr abblättern und aus dem Wald soll er unbeschadet heraus transportiert werden.
Der geschlagene Baum und der Wagen und Bulldog, der den Stamm transportiert werden mit frischem Birkengrün geschmückt. Nach dem Einzug ins Dorf bleibt er zwei Tage auf dem Wagen liegen, um von den Bürgern begutachtet zu werden.
Johann Treml aus Ilsenbach weiß noch genau wie vor 60 Jahren der Baum aufgestellt wurde. Damals stand noch kein Kran zur Verfügung, die Männer mussten ihn oft bis spät in die Nacht mit Stangen in die Höhe hieven. Einmal musste sogar am Morgen weiter gemacht werden, zu erschöpft waren die Helfer in der Nacht.
Damals, so berichtet Treml, stand der Baum zwischen zwei Linden und dem Dorfbackofen am "Schulmaberch" unter der Kirche. Der Kannesbaum war immer in der Dorfmitte plaziert, außer in den Kriegsjahren. Heute ist Tremls Sohn Johannes aktiv bei der Baumaktion dabei. Aber das Wissen vom "Treml-Hans" wird weiterhin in brenzligen Situationen genutzt.
Oben auf der Spitze weht die Bayernfahne. "Sie muss gut befestigt werden, damit sie auch Sturm und Wind trotzt. Das Fichtengrün an den beiden Kränzen und an der Spitze wird mit weißen und blauen Papierstreifen geschmückt – traditionell bayrisch."
Milimetergenau muss der Stamm vor der fest installierten Halterung im Boden platziert werden, damit Stefan Gassner mit dem Kran der Firma Rank das Schmuckstück langsam und in die Höhe hieven kann. Steht es senkrecht in der Verankerung wird es mit keilförmigen Hölzern gesichert und stabilisiert.
Zuletzt bringen die Helfer die Tafel am Baum an. Ein altes Gedicht vom "Wurzer Vater" beschreibt die Bedeutung des Baumes für die Ilsenbacher:
"Johannibaum bin ich genannt – der Ilsenbacher Jugendpfand./Aus tiefem Wald bracht man mich fort,/und führte mich her, hier in den Ort./Gar herrlich bin ich ausgeschmückt,/ein jeder gern zu mir rauf blickt./Gar lang noch nach Johannitag,/an mir man sich doch freuen mag./Der Tag nimmt nach Johanni ab,/das Jahr wird sinken in das Grab./So wünsche ich des Dorfes froher Schar,/dass keines fehlet übers Jahr./Die Fahne flattert hoch im Wind,/die mir gepflanzten gut gesinnt./Für Gott, fürs Volk, fürs Vaterland,/reichet treu einander euch die Hand!"
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