12.10.2018 - 12:39 Uhr

Die Insignien der Acht

Wieso eigentlich zucken die Leute so zusammen, wenn ein Audi A8 mit Ingolstädter Kennzeichen vorfährt? Haben sie Angst, dass der Horst kommt?

Der A8 - wir haben den "kurzen" mit 5,18 Metern Länge getestet - ist eine imposante Erscheinung. Bild: Michael Ascherl
Der A8 - wir haben den "kurzen" mit 5,18 Metern Länge getestet - ist eine imposante Erscheinung.

In der Tat taucht die Luxuslimousine mit den vier Ringen im (fast schon über-)mächtigen Grill immer dann in der Tagesschau auf, wenn es kriselt. Seehofer kommt im Audi, aber auch die Kanzlerin. Und jetzt wir. Von Krise aber keine Spur. Das Auto kann ja nichts für seine Insassen. Es macht ja auch nur seinen Job. Und das verdammt gut.

Audi hat den A8 technisch schon vorbereitet fürs autonome Fahren (Level 3), darf die Assistenten aber noch nicht von der Leine lassen. Für ein paar Sekunden können wir aber jetzt schon erahnen, was kommt: Der Achter lenkt weitgehend selbstständig. Das erlaubte Tempo liest er aus Karten-Daten und von Verkehrszeichen ab und regelt es zuverlässig ein. Dabei bremst er in Kurven und an Einmündungen akurat ab. Den Abstand zum Vordermann hält er bis zum Stillstand, und innerhalb einer gewissen Frist fährt er auch wieder an; ist diese Zeitspanne verstrichen, genügt ein Druck aufs Fahrpedal, und weiter geht's. Die Lenkerei sollte im nächsten Jahr auch länger erlaubt sein, allerdings tut sich der Testwagen mit dem Auffinden der Fahrbahnmarkierungen manchmal etwas schwer.

Heller als der Tag

Was er auch sehr gut kann, ist leuchten. Die LED-Matrix-Scheinwerfer sorgen für glöckerlhelle Umgebung, blenden den Gegenverkehr dabei geschickt aus und werden für den Blick in die Weite auch noch von Laserlicht unterstützt. Wem das nicht reicht, der lässt sich dem Waidmann gleich ein Nachtsicht-Bild in den Tacho beamen und erkennt dann Mensch und Tier, ehe es das Auge in Natura erfassen kann.

Der Testwagen kostet rund 133 000 Euro, und da muss es an allen Ecken und Kanten schon Premium sein. Das ist auch so. Es gibt praktisch nur noch einen klassischen Regler, und das ist der für die Lautstärke des Radios (pardon: der Mulitmedia-Einheit). Alle weiteren Funktionen - und das sind eine Menge - lassen sich durch Druck auf Glasoberflächen steuern. Gibt Abdrücke, aber ist äußerst erhebend. Mitunter übertreiben es die Ingolstädter aber auch, zum Beispiel an den Schiebereglern der Lüftungsdüsen, die ebenfalls per Fingerwisch zu regulieren sind. Bis ins letzte Detail richten die Innenarchitekten den Wagen hochwertig und geschmackssicher ein. Holz, Alu, Leder im harmonischen Miteinander. Ein Wort noch zu den Sitzen und deren mannigfachen Einstellmöglichkeiten: Besser kann man nicht reisen. Massiert, beheizt, belüftet, bequem und haltstark, sorgen die Fauteuils für Wohlbefinden.

Fahren: Auch dieser Audi hat den V6 mit 286 PS eingebaut, der sparsam und kräftig ist, untenrum aber ein bisserl braucht, bis er anzieht - trotz Unterstützung durch ein mildhybrides 48-Volt-System. Zum A8 passt der Motor besser als beispielsweise zum A7, der ja eher das sportliche Klientel anspricht. In der Luxuslimousine gefällt er mit einer Reichweite von mehr als 1000 Kilometern und einem zuverlässig schaltenden Acht-Gang-Automaten.

Lang und wendig

Der Testwagen kommt mit dem Serienfahrwerk mit Luftfederung und adaptiven Dämpfern und bietet keinen Anlass zur Kritik. Schlaglöcher poltern mitunter durch, nie jedoch unangenehm heftig. Dass der große Audi in der "kurzen" Version 5,17 Meter misst, lässt er sich im Alltag nicht anmerken. Quattro-getrieben und hinten mitlenkend, wuselt er durch die Oberpfälzer Landschaft, als wäre er ein A4. Dabei bremst er wie ein Rennwagen, wenn's denn sein muss.

Am Wochenende, an dem dieser Fahrbericht erscheint, sind Wahlen in Bayern. Achten wir mal drauf, ob in der Tagesschau ein großer A8 auftaucht, und ob der Horst (noch) drinsitzt.

Die Bedienung der allermeisten Funktionen geschieht über einen großen Touchscreen hinter Glas. Bild: Michael Ascherl
Die Bedienung der allermeisten Funktionen geschieht über einen großen Touchscreen hinter Glas.
Üppig Platz auch auf der Rückbank des A8. Bild: Michael Ascherl
Üppig Platz auch auf der Rückbank des A8.
 
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