Schuld an dieser ungewöhnlichen Situation war natürlich das Coronavirus und die damit zusammenhängende Allgemeinverfügung. Informationen gab dem einzigen Zuhörer mit Hansgeorg Schönberger, ein Berater der NU Agrar, eines Wirtschaftsunternehmens der Nordischen Universität (NU) in Flensburg. Die Beratung wurde aufgezeichnet, das Video wird den Mitgliedern über Youtube zur Verfügung gestellt.
Stellvertretend für alle Mitglieder der Erzeugergemeinschaft stellte deren Vorsitzender Georg Straller dem Experten Fragen zum derzeitigen Zustand der Raps-, Weizen-, Gerste- und Maisfelder. Schönberger zog einzelne Pflanzen aus dem Ackerboden, begutachtete sie und schloss aus dem Wuchs auf die zuvor erfolgte Behandlung der Felder. Bereits in diesem frühen Stadium des Bestands konnte er Rückschlüsse auf die bisherigen Düngegaben ziehen, die Straller auch so bestätigte. Aus der Kombination der Bodenqualität und der bisherigen Witterungseinflüsse konnte er nachvollziehen, wann und wie gesät wurde.
Unter Berücksichtigung des in der nächsten Zeit zu erwartenden Wetters gab Schönberger Ratschläge bezüglich der ertragssichernden Maßnahmen, die die Landwirte ergreifen müssen. Er zog dazu immer wieder einzelne Pflanzen an verschieden nassen oder trockeneren Stellen aus dem Acker. Kritisch bewertete er die stellenweise Verunkrautung am Rand der Felder, was auf ein Wirkstoffdefizit beim Pflanzenschutz schließen lasse. Ein Dilemma, von dem sehr viele Ackerbauern betroffen seien.
An die Begehung der Felder schloss sich ein Gespräch an. Dabei schnitt der Vorsitzende der Erzeugergemeinschaft auch die Bundesratsentscheidung zur Düngeverordnung an. Schönberger zeigte sich überzeugt, dass es auch mit diesem Beschluss, der für ihn lediglich "ein politisches Muss" darstelle, in den nächsten 30 Jahren nicht möglich sein werde, den Nitratgehalt in den Brunnen zu senken. Die meisten Brunnen hätten eine Tiefe von 50 bis 80 Metern, weswegen sich bei den Nitratwerten in den nächsten vier, fünf Jahren überhaupt nichts ändern werde, prognostizierte er. "Die Landwirte werden quasi unter Quarantäne gestellt und dazu gezwungen, nicht mehr das zu düngen, was die Pflanze braucht. Sie haben dadurch Ertragseinbußen, und es stehe kein direkter Effekt dahinter", kritisierte der Fachmann.
Georg Straller erläuterte, dass in den roten Gebieten die Landwirtschaft nicht als Verursacher herauskristallisiert worden sei. Die aktuelle Coronakrise zeige auch deutlich, wie wichtig eine leistungsfähige, regionale Landwirtschaft sei. Keine andere Branche sei fachlich so gut aufgestellt, wie die Landwirtschaft. Schönberger stellte fest, dass der momentane Stillstand der Wirtschaft einen deutlich geringeren CO2-Ausstoß zur Folge habe. Und das, obwohl sich an den Tieren in den Ställen und deren Ausscheidungen nichts geändert habe. Die beiden waren sich einig, dass die regionale Versorgung mit Lebensmitteln äußerst wichtig für die Gesellschaft sei.
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