Silvester und Neujahr ist es im sonst so belebten Heilpädagogischen Zentrum Irchenrieth (HPZ), in dem hunderte von Menschen arbeiten, still. Nur die Betreuten in den Wohnstätten warten und freuen sich aufs neue Jahr. Das Warten gestalten die Betreuer im Wohnheim, Pflegeheim oder in den Gruppenhäusern ganz unterschiedlich.
In jedem der beiden Gruppenhäuser IV und V leben das ganze Jahr über 15 Menschen im Alter von 20 bis 60 Jahren. Für sie ist der Jahreswechsel nicht jene Herausforderung wie etwa für Menschen ohne Behinderung. Die Betreuerinnen setzen am letzten Tag des Jahres Höhepunkte für ihre Schützlinge.
Im Gruppenhaus IV beginnt man den Tag mit einem Silvesterbrunch. Pfannkuchen, Pizzataschen, Bratäpfel und vieles mehr bereiten sich die Bewohner selbst mit zu und schlemmen dann bis in den Nachmittag hinein. Auf gut bayerisch läuft dagegen der Silvester im Gruppenhaus V an. Man startet mit einem ausgedehnten Weißwurstessen. Den Nachmittag verbringen die Bewohner gemeinsam im großen Wohnzimmer. Einige gehen auch spazieren auf dem Radweg entlang der Bundesstraße in Richtung Michldorf.
Der Abend beginnt mit Essen. Das ist allen besonders wichtig. Im „Fünfer“ kocht man gemeinsam Chili con Carne. Im „Vierer“ lässt man sich beliefern. Vom Griechen in Weiden kommen Platten mit Gyros, Pommes, Reis, Garnelen, Tintenfischen und Salat. Man schlemmt, trinkt danach alkoholfreien Punsch. Im „Fünfer“ gibt es ein Knabberbuffet und jeder bringt seine CD’s zum Musik hören mit. Franz-Josef sagt, dass er Gitarre spielt und Sänger ist. Er hört besonders gerne die Flippers. Andrea Berg und Helene Fischer stehen bei seinen Mitbewohnern hoch im Kurs.
Im Haus IV sei der Jahreswechsel ein Tag wie jeder andere, meint der Bernhard. Im Rollstuhl könne er so und so keine großen Sprünge machen. "Wenn 2020 so wird wie 2019 war, dann passt es." Für Albert ist der Silvesterabend schon etwas Besonderes, weil danach ein neues Jahr kommt, in dem Deutschland im Fußball Europameister werden sollte. Am Abend sitzen alle „Vierer“ um den großen Tisch herum und schreiben. Vor ihnen steht die Wunschbox für 2020. Dort wirft jeder seine Wünsche ein.
Anita verrät, dass sie sich wünscht, dass Toni sie öfters besuchen solle. Heidrun hofft auf weiterhin Spaß in der Arbeit in den Werkstätten. Daran knüpft Stefan im Rollstuhl an. Scheinbar hatte er 2019 Probleme und hofft, dass es 2020 mit der Arbeit wieder besser klappt. Bayernfan Jutta möchte einmal in die Allianz-Arena zu einem Bayernspiel.
So vergeht der Silvesterabend und alle fiebern dem Feuerwerk entgegen. Ein Teil der Gruppe schafft es nicht, wach zu bleiben. Die meisten gehen das ganze Jahr über um 19 Uhr ins Bett. Da zieht es ihnen, Silvester hin oder her, dann die Augen zu. Die, die den Jahreswechsel anpeilen, haben mit den Betreuern vom Taschengeld kleine Feuerwerke gekauft. Um 24 Uhr haben alle vor den beiden Häusern beim Feuerwerk einen Riesenspaß.
Einen Neujahrswunsch haben alle gemeinsam. In den Häusern liegt jeden Tag „Der neue Tag“ auf. "Der ist sehr begehrt", berichten die Betreuerinnen. "Wenn wir in der Zeitung sind, will jeder den Ausschnitt in sein Zimmer hängen."















Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.