Zuwanderung gegen Fachkräftemangel: Fachtagung in Johannistahl

Johannisthal bei Windischeschenbach
16.02.2020 - 12:38 Uhr

Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz tritt am 1. März in Kraft. Ob es die gewünschte Wirkung erzielt, muss sich zeigen. Der "Fachtag Fachkräftezuwanderung" macht Unternehmern schon mal Mut.

Die Eröffnungsansprache des Fachtags Fachkräfteeinwanderung hält IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes.
Die Repräsentanten der Veranstalter des Fachtages Fachkräfteeinwanderung: (von links) Oberbürgermeister Kurt Seggewiß, Arbeitsagenturchef Thomas Würdinger, IHK Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes, Landrat Wolfgang Lippert und Landrat Andreas Meier.

Nach einer Umfrage der IHK Regensburg für Oberpfalz/Kelheim wollen zwölf Prozent der Mitgliedsbetriebe Fachkräfte aus Drittländern, also Nicht-EU-Staaten, einstellen, sagte Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes als Eröffnungsredner des "Fachtages Fachkräftezuwanderung" in Johannisthal. Schon seit Jahren hätten die IHK und fast die gesamte Wirtschaft gefordert, den Arbeitsmarkt stärker für ausländische Fachkräfte zu öffnen. Im vergangenen Jahr hat der Bundestag nach längerer politischer Diskussion dieser Forderung entsprochen und das Fachkräftezuwanderungsgesetz verabschiedet. Es wird in wenigen Wochen in Kraft treten.

Für den IHK-Hauptgeschäftsführer hängt die Wirksamkeit der neuen Regelungen von mehreren Faktoren ab. Dazu hatte er, etwas schmunzelnd, zunächst die „180 Seiten Anwendungshinweise zu diesem Gesetz“ erwähnt. Entscheidend ist für Helmes jedoch: „Welche Strukturen gibt es für die Fachkräfterekrutierung und wie schnell sind die Verfahren tatsächlich?“ Zum Beispiel dürfe es keine Wartezeiten mehr bei deutschen Botschaften von einem Jahr allein für einen Termin für die Visumerteilung geben. Ganz besonders wichtig sei auch eine „Willkommenskultur in Deutschland“. Dazu könnten zum Beispiel die Vermittlung eines Arbeitsplatzes für die Ehepartner der Zuwanderer oder das Angebot eines Kindergartenplatzes zählen.

Den anwesenden Unternehmern machte Helmes Mut: „Ausländische Fachkräfte bringen ungewohnte Herausforderungen, aber durch die Vielfalt im Unternehmen entstehen neue Impulse.“ Eingeladen hatten zu dem Fachtag die Landkreise Neustadt/WN und Tirschenreuth zusammen mit Atast Weiden, IHK, Handwerkskammer und Agentur für Arbeit ins Haus Johannisthal. Landrat Andreas Meier begrüßte die Teilnehmer. In drei sogenannten Panels wurden Einzelregelungen des Fachkräftezuwanderungsgesetzes erläutert und Vorschläge zu Integration ausländischer Fachkräfte in den Betrieb formuliert.

Michael Schiller, Sachgebietsleiter für Ausländerrecht beim Landratsamt Neustadt/WN, verwies unter anderem auf den Wegfall der Vorrangprüfung für deutsche Arbeitnehmer und auf Einreisemöglichkeiten auch zur Arbeitsplatz- oder Ausbildungsplatzsuche. Sprachkenntnisse auf dem Niveau B1 seien im Regelfall erforderlich und die Lebensunterhaltssicherung zwingend. Nur für Fachkräfte mit nachgewiesenen Abschlüssen und keinesfalls für Helfer würden die neuen Regelungen gelten. Zentraler Ansprechpartner seien die Ausländerbehörden. Über alle Fragen im Zusammenhang mit der Anerkennung ausländischer Abschlüsse und über Nachqualifizierung berät des Netzwerk IQ-Netzwerk Bayern, unter anderem am Standort Nürnberg.

HWK-Ausbildungsakquisiteurin Angela Sedlmaier formulierte Hinweise, damit die Integration ausländischer Fachkräfte im Betrieb gelingt. Unter anderem empfahl sie, sich Gedanken über die eigene Attraktivität des Betriebs bei den Mitarbeitern zu machen. Einstellen müsse man sich unbedingt darauf, dass die neuen Mitarbeiter aus anderen Kulturkreisen kommen. Die „deutsche Arbeitskultur“ oder „Trennung von Arbeit und Privatleben“ sowie die „direkte Kommunikation“ seien oftmals fremd.

Wie man auch mit alternativen Möglichkeiten ausländische Fachkräfte gewinnen und an den Betrieb binden kann, darüber referierten Richard Fichtner von der XDEV Software GmbH in Weiden und Thomas Schmetzer vom Regensburger Software-Anbieter MicroStream. Über kostenlose Nutzung von Softwareprodukten ihrer Unternehmer gelingt es, Kontakt mit Fachkräften aus den unterschiedlichsten Ländern zu knüpfen und als Arbeitnehmer für das Unternehmen zu gewinnen. Sie müssten nicht zwingend in Weiden arbeiten, betonten die Software-Unternehmer.

Zum Programm des Fachtages gehörten auch die Vorstellung der Dienstleistungen des Arbeitsgeberservices der Arbeitsagentur Weiden bei der Besetzung offener Stellen. Und wenn es bei den ausländischen Fachkräften um Themen rund um „Arbeiten und Leben in Deutschland“ geht, helfen die Eures-Berater der Arbeitsagentur und das dortige Welcome-Center.

 
 

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