Kaibitz bei Kemnath
06.09.2020 - 14:16 Uhr

Bauern begegnen Naturpark-Plänen mit Skepsis

Für eine Erweiterung des Naturparks Steinwald sind noch einige dicke Bretter zu bohren. Das wurde bei einer Versammlung des Bauernverbands deutlich. Viele Landwirte begegnen dem Vorhaben mit Skepsis.

BBV-Obmann Ely Eibisch (r.) hatte zur Infoveranstaltung in die Schlossschänke Kaibitz eingeladen. Bild: stg
BBV-Obmann Ely Eibisch (r.) hatte zur Infoveranstaltung in die Schlossschänke Kaibitz eingeladen.

50 Jahre gibt es den Naturpark Steinwald mittlerweile: Im Jubiläumsjahr wird auch darüber nachgedacht, den Naturpark zu erweitern. Was die Landwirte davon halten, wurde bei einer Informationsveranstaltung des Bayerischen Bauernverbands im Landkreis Tirschenreuth in der Schlossschänke Kaibitz diskutiert.

BBV-Kreisobmann Ely Eibisch freute sich über zahlreiche Interessierte, darunter auch Bürgermeisterin Marion Höcht aus Krummennaab, Bürgermeister Johannes Reger aus Erbendorf sowie Naturpark-Vorsitzender Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg. Eibisch berichtete, dass der Naturpark-Verein einen Antrag auf Erweiterung beim Landkreis gestellt habe. Der Obmann führte unter anderem aus, dass der Naturpark derzeit eine Größe von etwa 24 000 Hektar umfasse und damit der zweitkleinste in Bayern sei.

Folgen für die Nutzung

Da bei einem Naturpark der überwiegende Teil - also mehr als 50 Prozent - als Landschaftsschutzgebiet festgesetzt sein müsse, könne auch ein Naturpark nur erweitert werden, wenn vorher Teile dieser Erweiterungsfläche unter Schutz gestellt würden. Dies wiederum, so Eibisch, habe auch Folgen für die landwirtschaftliche Nutzung beziehungsweise die Möglichkeiten der Veränderung auf Flächen.

Eibisch ging auch auf die Thematik der Zonierung ein, die im Laufe des Erweiterungsprozesses gegeben sei - also die Herausnahme von Flächen aus dem Landschaftsschutzgebiet, um mögliche Hürden gar nicht erst entstehen zu lassen. "Ich will keine Stimmung machen - weder für noch gegen eine Erweiterung des Naturparks", machte Eibisch deutlich. Vorteile für die Landwirtschaft würden sich nicht ergeben, wenn Flächen als Landschaftsschutzgebiete ausgewiesen seien. Ideal wäre es, wenn sich das Landschaftsschutzgebiet einer möglichen Erweiterungsfläche auf die Staatsforsten-Gebiete des Hessenreuther Waldes beschränken ließe, meinte Eibisch.

Schutzzonen genau definieren

Naturpark-Vorsitzender Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg betonte, dass es sehr erfreulich sei, sich im jetzigen frühen Stadium zu treffen und zu reden. "Ohne die Landwirte geht gar nichts", so der Vorsitzende, der selbst Mitglied des Bauernverbandes und in der Landwirtschaft tätig ist. Jeder Schritt einer möglichen Erweiterung werde mit den Grundbesitzern abgestimmt, versprach er. Es sei auch noch nichts in Stein gemeißelt, bisher gebe es lediglich eine Idee. Für die Erweiterungsfläche - angedacht sind etwa 7 000 Hektar - gelte es, so wenig intensiv genutzte Landwirtschaftsfläche wie möglich als Landschaftsschutzgebiet festzusetzen.

"Die Schutzzonen kann man metergenau definieren", so von Gemmingen-Hornberg. Die Mindestfläche für die Schutzzone könnte mit dem Staatswald Hessenreuther Wald erreicht werden. "Ich werde als Naturpark-Vorsitzender sicherlich nichts forcieren, was gegen die Interessen der Landwirtschaft gerichtet ist", versprach der Redner.

Betroffene einer Naturpark-Erweiterung wären auch die Kommunen. "Städte und Gemeinden müssen sich entwickeln können und auch flexibel sein", betonte der Erbendorfer Bürgermeister Johannes Reger. Bisher habe es vonseiten der Stadt nie Probleme gegeben, die durch die Existenz des Naturparks ausgelöst worden seien. Eine Zonierung und eine Diskussion darüber, was man bei einer Erweiterung aus dem besonderen Schutzgebiet herausnehme und was nicht, seien das "A und O". Er hielt es für sinnvoll, das Verfahren fortzuführen, in das sämtliche Diskussionspunkte einfließen, auch "Emotionen und weniger rationelle Argumente" müsse man ernst nehmen und dürfe niemanden vor den Kopf stoßen.

Skepsis greifbar

Tirschenreuth03.05.2020

Ähnlich argumentierte Bürgermeisterin Marion Höcht aus Krummennaab. Sie warnte auch davor, die Thematik jetzt schon "zu Tode zu diskutieren", erst einmal brauche man eine objektive Diskussionsgrundlage - also einen Plan, wie die Erweiterung konkret aussehen solle. "Der Planer legt bestenfalls ein Konzept vor, über das man gar nicht streiten muss", hoffte von Gemmingen-Hornberg. Das sei zwar mit einem enormen Aufwand verbunden, müsse aber eben auch sein.

In den Wortmeldungen der anwesenden Landwirte kam eine deutliche Skepsis gegenüber einer Erweiterung zum Ausdruck. "Die Mehrheit der Landwirte ist dagegen", meinte ein Redner feststellen zu können. Auch Ely Eibisch erinnerte daran, dass die Landwirte "gebrannte Kinder" seien: Bei ähnlichen Projekten in der Vergangenheit habe es viele Ankündigungen und Versprechungen gegeben, die sich später als nicht real herausgestellt hätten. "Wir wollen einfach nicht, dass über unsere Köpfe hinweg entschieden wird", so die Kernforderung Eibischs.

Dies ist an diesem Abend nicht nur sehr deutlich geworden, sondern war bei allen Rednern während der Versammlung auch Konsens.

Naturpark-Vorsitzenden Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg: „Der Planer legt bestenfalls ein Konzept vor, über das man gar nicht streiten muss!“ Bild: stg
Naturpark-Vorsitzenden Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg: „Der Planer legt bestenfalls ein Konzept vor, über das man gar nicht streiten muss!“
Hintergrund:

Der Naturpark Steinwald

Naturparke sind einheitlich zu entwickelnde und zu pflegende, großräumige Gebiete. Sie sollen auf überwiegender Fläche Landschafts- oder Naturschutzgebiete sein, eine große Arten- und Biotopenvielfalt und eine durch vielfältige Nutzungen geprägte Landschaft aufweisen.

Das markante Landschaftsbild des Naturparks Steinwald prägt ein hoher Granitrücken. Die höchste Erhebung ist die 946 Meter hohe Platte, auf welcher der Oberpfalzturm steht. Wind und Wetter bearbeiteten über Jahrtausende hinweg den Granit des Steinwalds und formten aus dem harten Urgestein eindrucksvolle Felsgebilde. Besonders spektakuläre Beispiele sind der Zipfeltannenfelsen, auch bekannt als „Steinwald-Sphinx“, der Saubadfelsen mit seinem gewaltigen Blockmeer und der 15 Meter hohe Hackelstein. Bekannt ist der Steinwald besonders durch die Burgruine Weißenstein, die zu den spektakulärsten mittelalterlichen Anlagen der Oberpfalz zählt.

 
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