Kaibitz bei Kemnath
16.10.2023 - 13:59 Uhr

Historische Gebäude und Gegebenheiten neu beschildert

Hinweisschilder und Wegweiser weisen auf Denkmäler sowie historische Gegebenheiten hin und vermitteln kulturelle Informationen. Dieses Ziel hat auch ein Beschluss der Kulturfreunde Kaibitz.

Nach längerer Vorbereitungszeit, Gesprächen, Förderanträgen und Standortsuche haben die Kulturfreunde Kaibitz historische Gebäude und Anlagen sowie Anwesen beschildert. "Lange hat's gedauert, unseren Vorstandschaftsbeschluss in die Tat umzusetzen, aber es wird gut", meinte der Vorsitzende Ely Eibisch beim Löcher graben.

Die Hinweis- und Erläuterungsschilder auf zahlreiche historische Gebäude und Naturdenkmäler in Kaibitz gehen auf einen Vorschlag des stellvertretenden Vorsitzenden Roland Ehler zurück. Er wollte historische Anwesen mit ihren Hausnamen und ihrer geschichtlichen Bedeutung versehen, da Zeitzeugen und Wissen darüber immer rarer werden. Als Vorbild diente die Beschilderung in Kemnaths Mitte. Über das Regionalbudget des Amtes für Ländliche Entwicklung ist über die Steinwald-Allianz ein 65-prozentiger Zuschuss bewilligt worden. Die Gesamtkosten für die rund 30 Tafeln werden bei rund 5000 Euro liegen.

Ely Eibisch, Thomas Purrucker und Matthias Vogel haben zuerst drei große Hinweisschilder mit markanten Orten und Gebäuden vor und in der Ortschaft aufgestellt. Diese weisen auf die kulturellen und historischen Mittelpunkte wie das Schloss, die alte Kunstmühle, Schlossschänke mit Brauerei und Gesindehaus, Kapelle, alte Bäckerei, das Naturdenkmal alte Eiche und den Hammerweiher hin. Eibisch's Dank galt besonders der Stadt für die Unterstützung bei der Mittelbereitstellung und Standortsuche.

Kaibitzer Schloss

Das um das Jahr 1250 erbaute Schloss war Sitz der Gutsherren und Betreiber des Hammers. Es wurde 1918 an eine Familie Sauer verkauft, mit der Zeit saniert und 1939 vom bekannten Schriftsteller, Drehbuchautor und Juristen Erich Ebermayer erworben. Hier entstand das Drehbuch für den Film "Die Mädels vom Imhof". Eine besondere Freundschaft pflegte Ebermayer mit der Freifrau von Lindenfels, geborene Gräfin von Schulenburg. Sie illustrierte manche seiner Bücher. Auch sein Lebensgefährte Bert Baedecker war häufig in Kaibitz zu Gast und besuchte die Familie Eibisch. In seinem Buch Hubertus zeichnete Ebermayer ein identisches Bild seiner Spaziergänge rund um die Weiher, vorbei an der Kapelle hinein in seinen ewigen Wald, dem Hessenwald. Seine Besuche im Schloss Wolframshof mit der alten Gräfin sind detailliert beschrieben. Sein und der Grabstein seines Vaters befinden sich auf dem Schlossgelände. Bekannt ist auch, dass der Fundus von Gerhard Hauptmann zum Ende des Zweiten Weltkrieges im Kaibitzer Schloss lagerte.

Gutshof mit Schänke, Brauerei, Hammerwerk und Mühle

1882 erwarb Karl Friedrich Eibisch neben dem Schloss auch das Schlossgut mit allen Ökonomiegebäuden und der ehemaligen Glasschleif. Es umfasst heute rund 90 Hektar. 1927 baute der Großvater des heutigen Eigentümers Ely Eibisch das alte Hammerwerksgebäude zu einer Getreidemühle um. Bis 1962 war diese in Betrieb.

Ein eisenverarbeitender "Hammer" in Kaibitz wurde erstmals 1387 urkundlich erwähnt. Erst der Dreißigjährige Krieg (1618 bis 1648) setzte dem Eisengewerbe in der Oberpfalz ein jähes Ende. 1689 erfolgte eine Wiederbelebung der Eisenverarbeitung in Form eines Schleif- und Bohrwerkes für die Handfeuerwaffenproduktion in Kemnath/Fortschau. Ab 1710 produzierte in Kaibitz für etwa 160 Jahre eine Papiermühle zeitweise 360 000 Blatt Schreibpapier und 500 000 Seiten Druckpapier im Jahr. Ihr folgte eine Glas- und Spiegelschleiferei im alten Hammerwerksgebäude.

Der bis heute bestehende Wassergraben zum Antrieb eines Wasserrades am Hammerwerk ist wohl im 15. Jahrhundert gebaut worden. Die in der Mühle eingebaute Wasserturbine erzeugt mit dem Wasser des Baches und des Hammerweihers heute Strom. Früher wurde damit ein Hammerwerk betrieben. Alle Maschinen, Walzenstühle und per Transmission angetriebenen Elevatoren sind vollständig erhalten.

Im Bereich der alten Kunstmühle befand sich nach dem Dreißigjährigen Krieg ein bis zum Ende des 18. Jahrhunderts mit dem Fallbachgraben betriebenes Hammerwerk. Der Hammer wurde erstmals 1401 im Leuchtenberger Lehenbuch mit Besitzer Heinrich Oberndorfer erwähnt. 1601 wurde der Hammer und Hochofen urkundlich erwähnt.

Kaibitz hatte ein Wirtshaus mit Tanzboden nebst Krämerei und Metzgergerechtsame. Oberst Thomas Macolini von Süßenfeld war Landrichter von Waldeck (1690 bis 1702). Er heiratete die Schlossbesitzerin Benedikta Braun. Der aus Italien stammende Macolini errichtete 1689 das Manufakturwerk in Fortschau, das den Herzog von Bayern bis 1801 mit Waffen belieferte. In Kaibitz war eines von sechs Nebenwerken ansässig. In Kaibitz wurden vornehmlich Rohre gefertigt und im laufenden Wasser gebohrt sowie Läufe geschliffen.

Der jetzige Rittersaal der Schlossschänke wurde 1818 als Betriebsgebäude der neuen Brauerei errichtet. Der holzbefeuerte Sudkessel und die -pfanne standen bis 1982 im heutigen Saal der Gaststätte. Seitdem werden in der Schlossschänke Gäste bewirtet.

Naturdenkmal Alte Eiche und Marienkapelle

Eine alte mächtige Eiche steht am Wegesrand nördlich des Schlossgutes Kaibitz. Eine am 3. September 1962 vom damaligen Regierungspräsidenten Dr. Georg Zizler unterzeichnete Urkunde erhebt die "Eiche rechts vor der Kapelle in Kaibitz" zum Naturdenkmal. Entsprechend dem Urkundentext wurde dieses Naturdenkmal durch Anordnung vom 6. Dezember 1938 wegen seiner besonderen Bedeutung für die Allgemeinheit unter Naturschutz gestellt. Im Text heißt es weiter: "Seit langer Zeit belegt und bereichert das geschützte Denkmal das Bild der heimatlichen Landschaft. Sein Besitz verpflichtet dazu es pfleglich zu behandeln, damit es auch künftigen Geschlechterfolgen Zeugnis gebe von der Verbundenheit unserer Vorväter mit den Dingen der Natur." Das Alter der 200 Meter nördlich des Schlossgutes nahe der kleinen Hauskapelle stehenden Eiche wird auf 500 bis 600 Jahre geschätzt. Der Durchmesser des Stammes misst 2,10 Meter.

Schräg gegenüber steht eine Marienkapelle. Nach Recherchen steht diese möglicherweise am Eingang eines ehemaligen Burgstalls, über dessen Geschichte nichts bekannt ist. Dieser kann als Vorgängerbau des Kaibitzer Schlosses gedeutet werden, das 1401 im Leuchtenberger Lehenbuch erstmals erwähnt wird. Der Burgstall bestand aus einer kleinen Insel mit 12 Metern im Quadrat, die in einem halbkreisförmigen Teich liegt. Jetzt steht dort eine neugotische, 1822 geweihte Marienkapelle. Laut dem Historiker Ehrentaler stand die Kapelle bereits vor der Reformation. Sie sollte auf Geheiß der Bayerischen Landesherren zerstört werden, Freiherr von Locher ließ sie aber in einen Obstdörrofen umfunktionieren.

Hammerweiher

Seit jeher führt ein Verbindungsweg von Kaibitz nach Höflas am großen Hammerweiher vorbei. Er speist noch immer die alte Mühle. Unter alten Eichen steht ein großes Holzkreuz mit dem Bild des gekreuzigten Christus und darunter Maria. Laut Überlieferung hat der frühere Gutsbesitzer Franz von Künsberg (1842 bis 1890) zum Gedenken an seine, an dieser Stelle tödlich verunglückten Frau ein Holzkreuz errichten lassen. Das alte Kreuz war im Laufe der Jahre verfallen und die Figuren waren verschwunden. 1984 wurde das jetzige Kreuz dank einer Spendenaktion an alter Stelle wieder errichtet. Die Bildfiguren stammen von einem alten Wolframshofer Kreuz. Freifrau Christa von Lindenfels aus Wolframshof hatte sie restauriert.

Hintergrund:

Die Hausnamens- und Hinweisschilder

  • Zweck: Hinweis auf geschichtliche Bedeutung von historischen Kaibitzer Anwesen
  • Anzahl: rund 20
  • Kosten: etwa 5000 Euro
  • Finanzierung: mittels eines 65-prozentigen Zuschusses aus dem Regionalbudget des Amtes für Ländliche Entwicklung
 
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