Es waren die Bilder, die das Herz erwärmten und Angela Merkel den Titel "Klimakanzlerin" einbrachten. Vor zwölf Jahren stand die deutsche Regierungschefin zusammen mit ihrem damaligen Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) vor den schmelzenden Gletschern in Grönland. Der gemeinsame Auftritt in roten Anoraks sollte Merkels Werben als G8-Präsidentin für den Kampf gegen Klimawandel unterstützen.
Gut ein Jahr später hatte die weltweite Finanzkrise auch Deutschland im Griff. Die Wirtschaft brach ein, schnelle Lösungen zur Überwindung der Rezession waren gefragt. So wurde die Abwrackprämie erfunden. Diese führte zwar dazu, dass viele Neuwagen auf die Straßen kamen, aber eben wieder mit Verbrennungsmotoren.
Ein weiteres Modell aus dieser Zeit ist die energetische Sanierung der Häuser. Salopp gesagt wurde zwar Styropor an die Häuser geklebt, aber in den Kellern arbeiten weiterhin Heizungsanlagen, die fossile Stoffe verbrennen. Doch genau das ist die Ursache des Klimawandels, ob in den Autos, der Industrie, in der Energiewirtschaft oder in den Heizungskellern. Ohne Zweifel hat das Programm zur energetischen Sanierung damals geholfen, die Wirtschaft zu stabilisieren, aber es hat keines der Klimaprobleme gelöst. Das Programm folgte - wie so viele in den verschiedenen Regierungen der "Klimakanzlerin" - der herkömmlichen Logik.
Diese findet sich auch jetzt wieder, etwa wenn eine Abwrackprämie für alte Ölheizungen diskutiert wird. Doch was ist die Alternative? Nur der Austausch alt gegen neu bringt verhältnismäßig wenig - Haushalte verursachen rund 10 Prozent des deutschen CO2-Ausstoßes. Der größte Teil kommt mit mehr als 37 Prozent von der Energiewirtschaft. Hier lässt sich am meisten einsparen.
Merkels Titel "Klimakanzlerin" ist geschmolzen, wie die Gletscher, die sie im Jahr 2007 besuchte. Gleichwohl hat sie mit ihrer Analyse Recht: Der Klimaschutz ist eine "Menschheitsherausforderung". Der Mensch muss sich vom Feuer, das ihn über Jahrtausende hinweg wärmte, verabschieden. Dazu braucht es neue Technologien, dazu muss Geld fließen.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.