Kastl bei Kemnath
28.10.2019 - 10:50 Uhr

Gärten werden zu Arche Noah

Der Obst- und Gartenbauverein hatte in der Herbstversammlung Annegret Hottner zu Gast. Sie stellte die Initiative "Arche Noah" vor und warb für samenfeste alte Kultursorten. Zahlreiche Samentüten wechselten den Besitzer.

Vorsitzender Josef Häckl (stehend rechts) stellt den Gästen Referentin Annegret Hottner (sitzend vorne) vor. Bild: rpp
Vorsitzender Josef Häckl (stehend rechts) stellt den Gästen Referentin Annegret Hottner (sitzend vorne) vor.

Mit dem gewählten Thema hatte der Vorstand zahlreichen Anfragen der Mitglieder entsprochen. Referentin war Annegret Hottner aus Schwandorf. Sie ist Mitglied im Verein "Arche Noah" und kümmert sich dort als Sortenpatin im eigenen Garten um die Erhaltung alter Gemüsesorten.

Hottner betonte, dass die alten Sorten wesentlich aromatischer als die modernen schmeckten. Denn bei der Züchtung gingen oft neben der bestimmten Eigenschaft weitere Merkmale verloren. Sie zeigte den Teilnehmern, wie die Vermehrung funktioniert: Zahlreiche Mitglieder ziehen in ihren Privatgärten eine oder mehrere Gemüsepflanzen hoch, schirmen sie, wenn nötig von Insekten und Nachbarpflanzen ab, damit sie sortenrein bleiben und ernten den Samen. Dieser wird gereinigt und erst dann weiterverkauft.

Die Gäste waren sehr beeindruckt von der Arbeit der "Arche Noah"-Mitglieder. Auch Nichtmitglieder dürfen den sortenreinen Samen erwerben. Dazu hat "Arche Noah" einen Netzwerk-Katalog herausgebracht, der alle zwei Jahre erscheint.Die Referentin stellte auch eine sinnvolle Nutzung der zahlreichen Beikräuter in den Hausgärten vor. Viele davon sind sogar Heilkräuter. "Nicht schimpfen, sondern ernten", ermunterte Hottner die Zuhörer.

So könne Giersch mit Löwenzahnblättern und etwas Franzosenkraut dem Salat beigefügt werden, diese liefern zahlreiche Vitamine. Gundermann passe hervorragend in Gewürzsalze. Vogelmiere schmecke ausgezeichnet im Salat und stehe fast das ganze Jahr zur Verfügung. Löwenzahn sei als Bitterkraut wichtig für Leber und Galle. Es heißt "Wer jeden Tag drei Löwenzahnblätter isst, wird nicht krank". Franzosenkraut enthalte sehr viel Eisen und könne dem Salat beigefügt werden.

Außerdem überließ sie den Gartlern einige Rezepte, wie die Beikräuter zum Pflanzenschutz und als Dünger eingesetzt werden können. Auch reine Holzasche sei ein wertvoller Dünger.

Hottner betonte, man müsse die Natur als Ganzes sehen. Alles gehöre zusammen. Der Garten sollte eine Insel für Tiere und Wildpflanzen sein. Dies sei wichtiger als ein "aufgeräumter" Garten.

Die mitgebrachten Bücher und Broschüren stießen auf großes Interesse. Gerne deckten sich die Gartler mit samenfesten Sämereien verschiedener Gemüsesorten ein, die Hottner vorher in ihrem Vortrag als in der hiesigen Region erprobt vorgestellt hatte. Die Mitglieder des Gartenbauvereins dankten für den sehr interessanten Vortrag mit reichlich Applaus.

Vorsitzender Josef Häckl stellte zahlreiche Aktionen des Vereins im Jahresverlauf vor und lud zur Jahresabschlussfeier am Freitag, 13. Dezember, im Landgasthof Busch in Kötzersdorf ein. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr.

Info:

Hintergrund

Der Verein entstand 1990 mit Sitz in Schiltern in der Nähe von Wien als Zusammenschluss zweier Vorgängervereine: der niederösterreichischen „Samenpflegevereinigung“ und der steirischen „Fructus“. 1989 haben beide den ersten gemeinsamen Samenkatalog herausgegeben. Beweggrund seien die Klagen von Heimgärtnern und Bauern gewesen, die das Verschwinden traditioneller Sorten beklagt und sich für die Erhaltung der zunehmend gefährdeten Handels- und Lokalsorten eingesetzt hatten.

1997 wurde die Tochtergesellschaft „Arche Noah Schaugarten gemeinnützige GmbH“ gegründet. Dort werden im Frühjahr auch vorgezogene Pflänzchen verkauft. 6500 alte Sorten werden bei Schloss Haindorf erhalten und vermehrt und in einem Sortenarchiv erhalten. Seit 2010 sind es etwa 4500 Gemüsesorten, 1100 Sorten landwirtschaftlicher Kulturen wie Weizen, Erdäpfel und Mais sowie 400 Sorten Kräuter und Wildpflanzen. Ziel ist, die Sortenvielfalt und samenfeste Sämereien sowie das Wissen um deren Anbau zu erhalten, da es im Handel inzwischen überwiegend nur noch F1-Hybriden zu kaufen gibt, deren Nachkommen nicht der gekauften Pflanze entsprechen. Darüber hinaus ist der Verein politisch in der Sorge um die Urheberrechte an den Pflanzensorten engagiert.

Annegret Hottner zeigt den interessierten Gästen die Vorteile samenfester Sorten. Bild: rpp
Annegret Hottner zeigt den interessierten Gästen die Vorteile samenfester Sorten.
OGV-Vorsitzender Josef Häckl bedankt sich bei Annegret Hottner für den interessanten Vortrag. Bild: rpp
OGV-Vorsitzender Josef Häckl bedankt sich bei Annegret Hottner für den interessanten Vortrag.
 
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