Das Verbrechen liegt lange zurück. Hans Walter beleuchtet den Kaibitzer Mordfall im Jahr 1922 am Samstag, 28. September, um 20 Uhr ins Kastler Pfarrheim näher. Auf Einladung des Katholischen Männervereins wird der Hobbyhistoriker über seine umfassenden Recherchearbeiten zu diesem Vorfall vor 97 Jahren berichten.
Das Thema beschäftigt Walter schon länger. Mit dem Schreiben seines Romans "im Stile der Eberhofer- und Kluftinger-Krimis" habe er schon vor drei Jahren begonnen. Damals merkte er aber sehr schnell, dass es noch viel zu recherchieren gab. Dafür nutzte er die beiden folgenden Jahre, in denen er unter anderem im Staatsarchiv noch "einiges ausgegraben" habe darüber, "was nach den Ersten Weltkrieg abgegangen ist" in Kaibitz und der Region. Diese Anfangsjahre der Weimarer Republik seien geprägt gewesen von Massenarbeitslosigkeit, Wohnungsnot, einer unfähigen Staatsgewalt und Nahrungsknappheit. "Es war eine wilde Zeit", fasst der Kastler zusammen. Um dies alles "aufzudröseln" und niederzuschreiben werde er wohl erst in drei bis vier Jahren das Buch abschließen können.
Denn in den Mittelpunkt seines Werkes und des Abends am Samstag solle weniger der Mordfall selbst stehen. Walter geht es vielmehr um die Frage, wie es sein konnte, dass wenige Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges ein damals 19-Jähriger einen 61-Jährigen erschlägt und dies kaum jemanden interessierte. Die Kemnather Zeitung schrieb damals von einem "frechen und schändlichen Mord", der Aufschrei in der Bevölkerung blieb aber nach heutigem Erkenntnisstand aus.
Kein unbeschriebenes Blatt
Interessant ist vor allem auch die Tatsache, dass der 19-jährige Peter Michl aus Dreihäuser bei Pullenreuth in seinen jungen Jahren kein unbeschriebenes Blatt war und bereits schon einiges auf dem Kerbholz hatte. Dafür musste er unter anderem in Festungshaft in Landsberg am Lech einsitzen. Das Opfer, Heinrich Hösl aus Kaibitz, war ebenfalls kein Unbekannter in der Region. Er, sein Bruder und seine Mutter waren in früheren Jahren in die Kastler Kirche eingebrochen und hatten alle Wertgegenstände geraubt, darunter eine wertvolle Monstranz, die sie zerstörten.
Ein weiterer Bestandteil des Vortrages wird eine Beschreibung der Anfangsjahre der Weimarer Republik in der Region sein, die vor allem durch Kriminalität, Inflation, Missernten in der Landwirtschaft, Arbeitslosigkeit dem Aufkommen des Nationalsozialismus' und vielen weiteren Faktoren bestimmt wurden. In vielen Fällen hatte es den Anschein, als ob die Regierung handlungsunfähig war und sich ein gewisser Anarchismus breit machen würde.
Urteil verfassungswidrig
Anhand zahlreicher Beispiele, was zu der Zeit in Kemnath und Umgebung geschehen ist, wird Walter auf die Themen eingehen und versuchen, einen Zusammenhang herzustellen, warum der damalige Staatsanwalt für den jungen Täter somit die Todesstrafe durch Erschießen forderte, "weil die Jugend von heute keine andere Strafe mehr scheut." Diese Forderung kam nach einem entsprechenden Urteil am Volksgericht in Weiden, das eigentlich zu dem Zeitpunkt schon verfassungswidrig war. Auch der bayerische Ministerrat als oberste Instanz sah dies so. Peter Michl wurde letztendlich am 30. November 1922 in Weiden erschossen.
Nicht zu vergessen ist in diesem Zusammenhang der spektakuläre Mordfall in Hinterkaifeck, der sich nur wenige Monate vorher ereignet hatte. In einer Nacht wurde eine ganze Familie mit Dienstboten ausgelöscht. Ob es vielleicht daran lag, dass der damalige Kaibitzer Schlossbesitzer und Nationalsozialist Ernst Sauer in seinem Schlosskeller Falschgeld druckte oder ob Michl wirklich an einem weiteren Überfall und einem Brandanschlag auf einen Bauernhof in Napfberg bei Erbendorf beteiligt war und in München als Rotgardist gegen die Weißgardisten kämpfte, werden die Zuhörer im Vortrag erfahren.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.