Die Haflingerzüchter und Pferdefreunde Kemnath am Buchberg trauern um Gründervater Alois Bierner, der im Alter von 92 Jahren verstorben ist. Bei der Beerdigung in Kemnath gab ihm der Verein das letzte Geleit. Der langjährige Vorsitzende Lorenz Gebert blickte in seiner Grabrede auf Bierners Leben zurück.
1929 geboren, war das Leben von Alois Bierner demnach von der Liebe zu den Haflingerpferden und der Leidenschaft für deren Zucht erfüllt. Der Schmied Alois, wie er im Volksmund genannt wurde, gelte für den Verein als Mann der ersten Stunde: "Ohne ihn gäbe es in Kemnath keine Haflingerzucht und keinen Haflingerverein“, bemerkte Gebert. Der Verein habe Bierner vielfältig ausgezeichnet: 1980 Vereinsehrenzeichen in Silber, 1987 in Gold, 2007 Ernennung zum Ehrengründungsvorsitzenden. Gebert kündigte an, dass die Haflingerzüchter beim Gedenkgottesdienst 2022 am Samstag, 26. November, in der Pfarrkirche in Kemnath Alois Bierner einen ehrenden Nachruf widmen.
Schon in jungen Jahren fuhr Alois Bierner regelmäßig nach Oberbayern und hier insbesondere nach Oberaudorf, um dort die Haflingerpferde auf den Almen zu begutachten. 1956 kaufte er sich dort seine erste Haflingerstute, die er Weibl nannte, und brachte sie nach Kemnath in seinen Stall – das war die Geburtsstunde der Haflingerzucht in Kemnath am Buchberg. 1959 erwarb er in Oberbayern seinen ersten Haflingerhengst „Stein“ und führte ihn, begleitet von der Blasmusik des jungen Buchberg-Echos, vom alten Schulhaus zu seinem Hof in der Dorfmitte. Von da an ging es steil bergauf mit der Haflingerzucht und der Haflingerbegeisterung im Ort, denn auch viele Bauern und insbesondere der damalige Bürgermeister Ernst Piehler fanden Gefallen an den Pferden und kauften sich welche. Der Hierl Sepp, der Reng Sepp und der Paulussen Reis aus Mertenberg, der Niggl Emmeram und der Hanswolfen Michl aus Döswitz, der Pfeiffer Sepp aus Trichenricht und der Ziegl Franz von der Zieglhütte folgten seinem Beispiel, erwarben Haflingerstuten und stiegen in das Zuchtgeschehen ein. Regelmäßig traf man sich beim Schmied Alois in der Werkstatt und beriet sich über diese Pferderasse. Ab 1962 fanden kleine Pfingstritte statt, ehe 1965 mit der bischöflichen Erlaubnis, der „Missa sub divo“, durch Bischof Michael Buchberger aus Regensburg der erste offizielle Pfingstritt folgte. Die Liebhaber der Haflingerpferde wurden immer mehr, so dass sich Bierner entschloss, zusammen mit Mitstreitern 1966 damalige Haflingerzuchtgenossenschaft Kemnath a.B. zu gründen, deren Vorsitzender er bis 1991 war. Das war die Geburtsstunde des heutigen Vereins „Haflingerzüchter und Pferdefreunde Kemnath a. B. e.V.“.
Um die Jahrtausendwende spezialisierte sich Bierner auf die Aufzucht von Haflinger-Junghengsten im Freilauf auf Pferdekoppeln. Jeder Hengsthalter in Bayern versorgte ihn mit jungen Deckhengsten. Alois Bierner war der bekannteste und erfolgreichste Haflinger-Hengstaufzüchter in ganz Bayern. Gelegentlich wurde er scherzhaft auch als „Haflingerpapst“ bezeichnet, denn sein Urteil über Haflingerpferde hatte Gewicht.
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