Kemnath
31.01.2019 - 14:03 Uhr

Drei Tage und Nächte Eltern

Sie weinen und schreien, wollen gefüttert, gewickelt und liebkost werden und verlangen ständig nach Aufmerksamkeit. Die Rede ist von Babysimulatoren. Damit sollen Kemnather Jugendliche den Umgang mit einem "Baby" lernen.

Jutta Sehm und Carola Reger (stehend von rechts) betreuen die Neuntklässler bei ihrem Elternpraktikum. Bild: jzk
Jutta Sehm und Carola Reger (stehend von rechts) betreuen die Neuntklässler bei ihrem Elternpraktikum.

Diese lebensechten Puppen sind aber kein Spielzeug für kleine Mädchen. Ihr Innenleben besteht aus einem Computer. Der registriert genau jede gute Versorgung, Vernachlässigung oder schlechte Behandlung. Diese Aufzeichnungen sind die Grundlagen für die abschließende Auswertung durch Fachkräfte.

Wie ein echtes Kind muss dieser Simulator regelmäßig mit Nahrung versorgt und beruhigt werden. Manchmal möchte das "Baby" auch geschaukelt und gestreichelt werden, manchmal muss es aufstoßen. Dann macht es sich durch realistische Laute bei seinen "Eltern" bemerkbar.

Sieben Schüler aus der Klasse 9M9 der Kemnather Mittelschule entschieden sich freiwillig für das "Elternpraktikum" der Jugendsozialarbeit und des Gesundheitsamtes Tirschenreuth. Ansprechpartner für die Neuntklässlerinnen waren Jutta Sehm (Gesundheitsamt) und Sozialpädagogin Carola Reger von der Grund- und Mittelschule Kemnath. Sie ist für die Jugendsozialarbeit an der Schule (JaS) verantwortlich. Für eine kurze Zeit schlüpften die Schüler in die Mutter- beziehungsweise Vaterrolle. Unter realistischen Bedingungen erprobten sie ihre Fähigkeiten im Umgang mit einem neugeborenen "Kind".

Der Tageslauf, der programmiert wird, beruht auf Aufzeichnungen von Eltern von Neugeborenen. Der Babysimulator zeigt den "Eltern" sehr realistisch die Bedürfnisse eines echten Säuglings. Die jeweilige "Mutter" trägt einen ID-Chip fest am Handgelenk, somit kann die Versorgung nicht an jemand anderen abgegeben werden.

Drei Tage und drei Nächte mussten sich jeweils zwei Jugendliche rund um die Uhr um ihren "Nachwuchs" kümmern. "Ziel unseres Projekts war es, den Jugendlichen bewusst zu machen, dass die Elternschaft eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe ist, die viel Geduld, Durchhaltevermögen und Disziplin erfordert", erklärte Carola Reger. Bei der Abschlussbesprechung im Mehrzweckraum der Grundschule konnten die Schüler ihren Betreuungspersonen ihr Herz ausschütten und untereinander ihre Erfahrungen austauschen. Bei der Auswertung des Chips freute sich Sehm: "Das Ergebnis war sehr gut, alle zeigten ein verantwortungsbewusstes Verhalten".

 
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