Kemnath.Begonnen hat er mit "Fantasiebögen", aber schon kurze Zeit später fertigte er ganze Kirchen- oder Stadt-Motive. Mittlerweile reicht die Produktpalette weit über das hinaus. Herbert Gmelch hat bei sich zu Hause eine Hobbywerkstatt, um dort seiner Leidenschaft nachzugehen.
Ein Weihnachtsgeschenk für seine Frau gab damals den entscheidenden Impuls. Der Kemnather wollte etwas Selbstgemachtes verschenken. So entstand das erste Werk des 60-Jährigen: Eine Pyramide, die er aus Holz ausgeschnitten und mit Engelsfiguren, die er selbst ausgesägt hat, verzierte. Die Begeisterung über das handwerkliche Geschick war groß, und so startete die "Karriere" des Künstlers.
Interessiert an Handarbeit war er schon, bevor er 2005 mit dem Geschenk die Ehefrau überraschte. Herbert Gmelch arbeitete als Lokführer und musste aufgrund eines Arbeitsunfalls frühzeitig in Pension gehen. Er wollte nach dem Unglück "nach vorne schauen und das Beste daraus machen". Er suchte nach einer Aufgabe und begann, Teppiche zu knüpfen. Auch Stickereien hat er angefertigt. Das habe er zwar gerne gemacht, aber das Holz sei geblieben, erinnert er sich.
Keine Werbung nötig
Seit nun fast zwölf Jahren fertigt der Kemnather Schwibbögen. Begonnen hat er mit einer günstigen Säge, die er einst beim Baumarkt für 40 Euro gekauft hat. Sein erstes Stück zeigt die Kemnather Altstadt mit Kirche. Danach hat er aufgerüstet und seinen Hobby-Raum mit einem leistungsstarken Gerät ausgestattet.
Als "Selbstläufer" bezeichnet er sein Handwerk, denn er kommt ganz ohne aufwendiges Marketing aus. Nur "Mund-zu-Mund"-Werbung beschert ihm eine immer größer werdende Nachfrage. Bekannt ist er nicht nur in der Heimat, auch nach Österreich, der Schweiz, Frankreich oder Amerika liefert er. Besonders freut er sich, dass seine Kunstwerke als Souvenir mit in die Staaten genommen werden. Mitunter auch, weil sie leicht zu transportieren sind.
Nachdem er einst die Anfrage bekommen hat, individuelle Motive anzufertigen, wie beispielsweise ein Motorrad vor der Kulisse einer Kirche, hat er seine Produktpalette um persönliche Wünsche erweitert. Diese seien einmalige Geschichten und immer auf diejenige Person gemünzt, erzählt der 60-Jährige. Es sei für ihn jedes Mal eine neue Herausforderung, wenn er einen Auftrag erhält.
"Selbstgemachtes wird geschätzt", freut er sich. Besonders beliebt seien Motive des eigenen Wohnhauses, die oftmals noch um eine Besonderheit des jeweiligen Wohnorts oder des Berufs ergänzt werden. Für einen Tierarzt sägte er einen Schwibbogen des Eigenheims, in dessen Garten platzierte er verschiedene Tiere, darunter auch einen Elefanten. Das außergewöhnlichste Stück fertigte er für einen Sportverein: Es zeigt das Wappen und das Vereinsheim. Im Vordergrund ist ein Tor mit Torwart zu sehen. An drei bis vier Tagen pro Woche und bis zu zehn Stunden am Tag verbringt der Kemnather damit, die Schwibbögen anzufertigen. Im Sommer legt er eine Pause ein, denn für winterliche Dekorationen habe er in den warmen Monaten keine Muse, erklärt Herbert Gmelch. Wenn er nicht gerade dabei ist, seinem Hobby nachzugehen, beschäftigt er sich zum Ausgleich mit Gartenarbeit oder macht Ausflüge mit seiner Familie. "Um auch mal etwas anderes zu sehen und mal rauszukommen", sagt er.
Alles Handarbeit
Viele Kunden meinten, seine Kunstwerke seien gelasert, da es so sauber gearbeitet und die Kanten sehr fein seien, weiß der Handwerker. Dann erkläre er ihnen, dass er alles von Hand anfertige und bietet den Kunden sogar an, ihm bei der Arbeit zuzusehen. Wenn er auf Märkten gastiert, macht er mittlerweile Vorführungen mit der Säge, um zu zeigen, dass die Bögen in Handarbeit entstehen. Allerdings benötige diese Arbeit das gewisse Gefühl für die Säge und das Holz, betont er.
Unterstützt wird er von der ganzen Familie: Auch seine Frau und seine Tochter greifen ihm unter die Arme. Sie übertragen die Motive auf die Sperrholzplatten, die sie von Fotos abzeichnen, der Familienvater kümmert sich um die Sägearbeiten. "Nur der Papa bekommt das mit dem Sägen so gut hin", erzählt seine Tochter. Auch der Nachwuchs ist gesichert, denn sein achtjähriger Enkel wünscht sich zum Geburtstag eine Säge, um seinem Opa zukünftig helfen zu können. Wie viele Schwibbögen der Familienvater bisher hergestellt hat, ist für ihn gar nicht mehr zählbar.
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