„Wir haben eine Hilfsaktion für die Feuerwehr Dernau ins Leben gerufen. Die Ortschaft im Bundesland Rheinland-Pfalz liegt im Ahrtal und wurde in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli durch eine Sturzflut zumeist völlig zerstört“, erklärt Marco Schäffler, der Vorsitzende der Feuerwehr Kemnath. In einer gesonderten Sitzung des Vorstands war sich das Gremium einig, dass hier angepackt werden muss. Im Rahmen der Spendenübergabe durch die Stadt zur Weihnachtszeit hatten sich die Verantwortlichen der Stadt und der Feuerwehr selbst ein Bild von der Lage vor Ort gemacht.
Zu dieser Zeit war die Sturzflut mehr als fünf Monate her. „Hier konnten wir das Ausmaß der Katastrophe und die Folgen erkennen. In Gesprächen mit dem stellvertretenden Kommandanten der Feuerwehr Dernau wurde uns klar, dass wir hier schon so gut wie in der Verpflichtung stehen, unseren Kameraden zu helfen“, so der Vorsitzende des Kemnather Feuerwehrvereins. „Ein solches Szenario kann und will man sich nicht vorstellen. Entweder die Gerätschaften und das Inventar waren kaputt, oder es wurde alles vom Wasser verschluckt“, schildert Feuerwehrkommandant Peter Denz.
Ausrüstung weggespült
„Leider konnten wir mit unserem Katastrophenschutzequipment, dem Hilfeleistungskontingent vom Landkreis Tirschenreuth, nicht direkt bei der Bekämpfung der Schadenslage im Katastrophengebiet einwirken. Umso mehr sehen wir uns jetzt in der Pflicht, die Feuerwehr Dernau beim Wiederaufbau zu unterstützen. Mit Spenden wollen wir gezielt und effektiv helfen“, betont Denz. Unterstützung leisteten mehrere Einsatzkräfte mit Fahrzeugen beim Transport von Hilfsgütern in Form von Baumaterial, der Aktion von Holger Pühl, ins Ahrtal.
In Kooperation mit dem Kreisfeuerwehrverband und der Stadt Kemnath hat die Feuerwehr nun eine Hilfsaktion gestartet. „Wir wollen mit Spendengeldern gezielt unterstützen und in Form von vor Ort benötigten feuerwehrtechnischen Ausrüstungsgegenständen helfen, indem wir diese mit den Spendengeldern beschaffen und der Feuerwehr Dernau übergeben. Aber auch eigenfinanziertes Feuerwehrinventar soll gespendet werden“, heißt es von der Feuerwehr.
Apell an Feuerwehren im Landkreis
Auch der Kreisfeuerwehrverband um Kreisbrandrat Andreas Wührl appeliert, dass sich an der Hilfsaktion, auch die Feuerwehren des Landkreises anschließen möchten. „Bitte unterstützt die Aktion der Feuerwehr Kemnath und helft damit den Kameraden in Dernau und den Bürgern des Ahrtals zum Wiederaufbau der Feuerwehr“, so der Kreisbrandrat. Die Hilfsaktion der Feuerwehr Kemnath „ist eine großartige, kameradschaftliche und vor allem extrem solidarische Idee unserer Stützpunktfeuerwehr“, so Bürgermeister Roman Schäffler.
Beim gemeinsamen Besuch in Dernau kurz vor Weihnachten „hatte uns das Ausmaß der Flutkatastrophe sehr nachdenklich werden lassen und wir können nur erahnen welche Tragödien sich hier Mitte Juli abgespielt haben“, sagt Schäffler. „Geprägt von diesen Eindrücken werden wir selbstverständlich auch diese Spendenaktion unterstützen“, meint Bürgermeister Roman Schäffler. Die Feuerwehr Kemnath veröffentlichte auf Youtube ein Interview zwischen Feuerwehrvorstand Marco Schäffler und dem stellvertretenden Kommandanten Pierre Sebastian der Feuerwehr Dernau. Hier wurden die Probleme in der Flutnacht, aber auch die Folgen der Flutkatastrophe, welche sich noch bis heute auswirken, thematisiert. Das Video dauert über 17 Minuten und hat bisher fast 2000 Aufrufe.
Das Interview der Feuerwehr Kemnath mit der Feuerwehr Dernau auf Youtube
„Es fehlten schlichtweg die Warnmeldungen und wir als Einsatzkräfte wurden in dieser Nacht überrascht. Wir hatten leider selbst keine Meldung über die Flut- und Wellenhöhe“, erinnerte sich Pierre Sebastian in dem Gespräch mit Marco Schäffler. Gegen 23 Uhr war der Wasserspiegel enorm angestiegen, dann auch das Gerätehaus betroffen. „Wenig später war da auch ohne Taucherausrüstung nichts mehr zu holen. Unsere Einsatzfahrzeuge haben wir auf der einzig befahrbaren Straße abstellen können“, schilderte der stellvertrtetende Kommandant, der in der Schadensnacht als Einsatzleiter agierte.
„Ein weiteres Problem war, dass von den zu dieser Zeit 38 Kameraden 36 selbst von der Flut betroffen waren. Ab diesem Moment war die Feuerwehr als Einheit überhaupt nicht mehr existent“, erklärte Pierre Sebastian weiter. „Man hat die Hilfeschreie in der düsteren Nacht gehört, konnte aber nicht mehr helfen“, bedauerte der stellvertretende Kommandant.
„Wenn nur annähernd die Höhe dieser Flut vorhergesagt bekommen hätten, dann hätten wir zumindest mal viele Tote vermeiden können“, so die Sicht Pierre dazu. Er selbst habe mit der Flutkatastrophe drei Verwandte verloren. „Es war eine riesige Informationslücke. Man wusste nie das 9,80 Meter Wasser kommen“, bedauert Pierre. Auch Tage, gar Wochen nach der Flut sei vieles unkoordiniert abgelaufen.
Noch immer nicht vollständig einsatzbereit
Das Feuerwehrwesen habe in Dernau lange komplett brach gelegen und die Mühlen in der Verwaltung würden langsam mahlen. „Es ist auf der Verwaltung wohl keinem bekannt wie eine Feuerwehr arbeiten muss. Man vegetiert hier vor sich hin, wobei man für die öffentliche Sicherheit zuständig ist“, kritisiert Pierre Sebastian. So sind auch Monate nach der Flut die Strukturen der Feuerwehr noch immer nicht wiederhergestellt. Es fehle an Ausrüstung, Gerät und Material. In Eigenleistung wurde mittlerweile das Gerätehaus geräumt, rückgebaut, wiederaufgebaut und teilweise saniert.
Die Spendenaktion
- Initiator: Feuerwehr Kemnath
- Unterstützung für Feuerwehr Dernau (Rheinland-Pfalz)
- Ziel: Sammlung von Spenden zur Beschaffung von Feuerwehrausrüstung und Material
- Spendenkonto: DE05 7706 9764 0000 2122 29
- Vermerk: Brandschutz
"In Gesprächen mit dem stellvertretenden Kommandanten der Feuerwehr Dernau wurde uns klar, dass wir hier schon so gut wie in der Verpflichtung stehen, unseren Kameraden zu helfen."
"Bitte unterstützt die Aktion der Feuerwehr Kemnath und helft damit den Kameraden in Dernau und den Bürgern des Ahrtals zum Wiederaufbau der Feuerwehr."
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