Der klassische Postbrief scheint zwar etwas aus der Mode gekommen zu sein, doch so ganz können oder wollen viele noch immer nicht auf ihn verzichten. Für viele rechtsrelevante Angelegenheiten ist die Briefform weiterhin vorgeschrieben, und im privaten Verkehr gibt es manches, wofür nicht die schmucklos-nüchterne E-Mail oder die flapsige SMS, sondern Briefbogen oder Karte den angemessenen formalen Rahmen bieten.
Ein Zweig des traditionellen Postbetriebs hat sogar an Bedeutung gewonnen: der Paketdienst. Trotz aller Rationalisierungsmaßnahmen der vergangenen Jahrzehnte sind die "gelbe Post" und die ihr inzwischen erwachsenen Konkurrenzunternehmen auch heute noch unentbehrlich und auf relativ kurzen Wegen erreichbar. Dass das nicht immer so war, belegt die neue Sonderausstellung des Heimat- und Handfeuerwaffenmuseums unter dem Titel "Die Post ist da - 190 Jahre Post in Kemnath". Denn eine Poststelle gibt es in der Anzensteinstadt erst seit dem 16. Oktober 1830, als die königlich bayerische Regierung dort erstmals eine "Postexpedition" konzessionierte.
Zunächst nach Kirchenthumbach
Zuvor sei Kirchenthumbach der für Kemnath zuständige Postort gewesen, weiß der Vorsitzende des Eschenbacher Briefmarkenfreundevereins, Hermann Dietl, der zusammen mit Hans Bäte und Rainer Sollfrank die Ausstellung in der Fronveste gestaltet hat. Wer eine Brief- oder Paketsendung aufgeben oder abholen musste, aber den langen Weg dorthin nicht selbst auf sich nehmen wollte, beauftragte "Marktleute oder Amtsboten" mit dieser Dienstleistung. "Die Stadt Kemnath hatte ihre eigenen Boten", merkt Dietl an. Erst mit der Eröffnung eines neuen Postkutschkurses von Amberg über Grafenwöhr und Kemnath nach Wunsiedel änderte sich dieser Zustand: "Per Dienstvertrag wurde die Postexpedition dem Gastwirt Anton Fraunholz verliehen, das Postlokal befand sich im Gasthof 'Zum Reichsapfel' an der Ecke Cammerloherplatz/Wunsiedler Straße." Nach der Eröffnung der Bahnstrecke Bayreuth-Weiden 1863 konnten auch am Bahnhof Kemnath-Neustadt Postsendungen für die "Bahnpost" aufgegeben werden.
1860 wurde in Waldeck eine Postexpedition eröffnet, Kastl erhielt 1900 seine eigene Postagentur in der Gastwirtschaft Vetter. In Kemnath selbst zog die Poststelle 1903 ins Amtsgerichtsgebäude, bereits sieben Jahre später in die heutige Raiffeisenbank und 1934 für immerhin 70 Jahre an den Primianusplatz um. Dem Umbau der staatlichen Bundespost zur Deutsche Post AG 1995 folgte 2004 die Umwandlung des bisherigen Postamts in eine Partnerfiliale (Agentur) am Stadtplatz und später an der Röntgenstraße.
Mit einer Vielzahl reproduzierter oder originaler postalischer Belege zeichnet die Sonderausstellung des Heimatmuseums voraussichtlich bis 12. September nicht nur die Geschichte des Postwesens in und um Kemnath nach, sondern vermittelt auch einen Eindruck vom Wandel der Briefkultur seit dem 17. Jahrhundert.
Technik-Motiv aus Kemnath
Aus dem Besitz des Heimatkundlichen Arbeits- und Förderkreises (HAK) wird außerdem ein Originalbogen der im November 1978 erschienenen 60-Pfennig-Marke aus der Dauerserie "Industrie und Technik" gezeigt: Das darauf abgebildete Röntgengerät wurde bei Siemens in Kemnath entwickelt und hergestellt.
Anmeldung nein, Maske ja
- Das Heimat- und Handfeuerwaffenmuseum in der Kemnather Fronveste, Trautenbergstraße 36, ist ab sofort wieder sonntags von 14 bis 16 Uhr, am ersten Sonntag des Monats zusätzlich von 10 bis 12 Uhr geöffnet.
- Der Eintritt ist frei.
- Der Museumsbesuch ist nach derzeitigem Stand der „Coronaregeln“ ohne Anmeldung möglich, auch werden keine Adressdaten der Besucher notiert. FFP-2-Maskenpflicht und 1,5 Meter Mindestabstand gelten allerdings weiterhin.
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