Kemnath
18.11.2019 - 14:02 Uhr

Gegen Parolen der Populisten

"Der Volkstrauertag wurde in früheren Tagen überzogen als Heldengedenktag tituliert", begann Pfarrer Thomas Kraus den Gedenkgottesdienst für die Gefallenen und Vermissten. Keiner der jungen Gefallenen wollte wohl ein Held sein.

Es gelte zu verhindern, „dass das Gedankengut der Populisten von den Rändern in die Mitte unserer Gesellschaft getragen wird“, forderte Bürgermeister Werner Nickl (am Rednerpult) seine Zuhörer auf. Bild: jzk
Es gelte zu verhindern, „dass das Gedankengut der Populisten von den Rändern in die Mitte unserer Gesellschaft getragen wird“, forderte Bürgermeister Werner Nickl (am Rednerpult) seine Zuhörer auf.

Vielmehr wollten sie sich eine Existenz aufbauen, eine Familie gründen und Träume verwirklichen. Die blutigen Weltkriege mit ihren schrecklichen Folgen hätten dieses Pathos erstickt, erklärte Pfarrer Thomas Kraus in der Stadtpfarrkirche.

Sie entstanden, weil Menschen verführbar gewesen seien für trügerische Führungsfiguren und zweifelhafte Messiasgestalten. "Jesus selbst warnt im Evangelium vor einem voreiligen Erliegen vor derartigen Unheilspropheten."

Unter der Leitung von Stefanie Übelmesser sang der Gemeinschaftschor aus Liedertafel Kemnath und Sängerbund Immenreuth "Harre meine Seele", "Sancta Maria" und Chorsätze aus der deutschen Messe von Michael Haydn. Josef Zaglmann begleitete die Volkssgesänge und trug "Ich bin bei dir, wenn die Sorge dich niederdrückt" vor. Zu den Klängen der Kemnather Stadtkapelle bewegte sich anschließend der Kirchenzug zum Kriegerdenkmal. Dort eröffneten die Sänger mit "O Herr, gib Frieden dieser Welt" die Totenehrung für die Gefallenen und Vermissten beider Weltkriege. Heinrich Thurn dirigierte.

Ton rauer geworden

In vielen Ländern, auch in Deutschland, sei der Populismus wieder auf dem Vormarsch, bedauerte Bürgermeister Werner Nickl. Unser Land habe sich merklich verändert. Der Ton sei rauer geworden, unversöhnlicher und spaltender. Besonders Vorurteile gegenüber Menschen anderer ethnischer Herkunft und Religion hätten Einzug gefunden. "Wir hören die Parolen der rechten Populisten nicht nur hinter verschlossenen Türen, sondern auch in mehreren Landtagen, ja sogar im Bundestag", erklärte Nickl. Es werde wieder Angst und Unmut gesät, die die Gesellschaft spalten sollen.

Es liege an uns allen, diese Spaltung, vor allem durch den neu aufkeimenden Rassismus, nicht zuzulassen, sondern am Arbeitsplatz, in der Schule, im Verein und in der Familie aktiv dagegen Position zu beziehen, damit sich "dieser giftige Nährboden" nicht weiter ausbreite.

Nach einem Bläserchoral der Stadtkapelle, dirigiert von Rita Kunz, gedachte Raimund Pinzer, Vorsitzender der Krieger- und Soldatenkameradschaft Kemnath, der gefallenen und vermissten Soldaten und allen, die durch Flucht und Not ihr Leben verloren haben.

832 Kriegsgräberstätten

"Heute werden 832 Kriegsgräberstätten in 46 Staaten mit etwa 2,8 Millionen Kriegstoten betreut", gab er bekannt. Mit Arbeitseinsätzen auf in- und ausländischen Kriegsgräberstätten, in Workshops, bei Gedenkveranstaltungen und bei Haus- und Straßensammlungen unterstützten Bundeswehr und Reservistenverband den Volksbund. Herzlich dankte Pinzer allen Spendern und Sammlern.

Als Zeichen der Verbundenheit mit den gefallenen und vermissten Kameraden der Weltkriege legten die Redner am Mahnmal Kränze nieder. Mit dem Choral vom "guten Kameraden" und drei Böllerschüssen von Max Popp klang die Feier aus.

 
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