Kemnath
08.01.2021 - 10:55 Uhr

Gottesdienst zu Heiligdreikönig in Kemnath: Mit leeren Händen vor dem Jesuskind

Chorleiter Josef Zaglmann (links) war sehr zufrieden mit den Kammerchor-Sängerinnen Elisabeth Daschner, Rita Krapf, Liane Preininger und Ursula Dadder (von rechts). Bild: jzk
Chorleiter Josef Zaglmann (links) war sehr zufrieden mit den Kammerchor-Sängerinnen Elisabeth Daschner, Rita Krapf, Liane Preininger und Ursula Dadder (von rechts).

„Seht ihr unsern Stern dort stehen?“ hieß es in einem Lied, das der Kammerchor beim Gottesdienst um 8.30 Uhr am Hochfest Erscheinung des Herrn (Christkönigsfest) in der Stadtpfarrkirche anstimmte. Auch die Chorsätze „Horch die Engel Gottes künden Ruhm dem König“, „Großmächtig bist du, unser Gott“, „Drei Könige kamen von weit her“, „Hört, es singt und klingt mit Schalle“ und „Im Stall zu Bethlehem“ („Als aller Hoffnung Ende war“) waren textlich auf das liturgische Geschehen an diesem Festtag abgestimmt. „Das Fest Erscheinung des Herrn erzählt von Aufbrüchen“, sagte Stadtpfarrer Thomas Kraus vor den Kyrierufen „Menschen machen sich auf die Suche nach Gott.“ Aufbrüche bestimmten unser Leben. Sie seien notwendig, um unsere Möglichkeiten und Träume zu erreichen. „Wir können sicher sein, dass Gott uns in seiner ganzen Herrlichkeit entgegenkommt“, betonte der Geistliche. Wo Gott und die Menschen zueinanderkommen, werde die Welt heil.

Von einem ungewöhnlichen Krippenspiel erzählte er in seiner Predigt. Bei der Generalprobe stellte sich heraus, dass man vergessen hatte, die Rollen der Heiligen drei Könige zu besetzen. Drei Mitglieder der Pfarrgemeinde erklärten sich spontan bereit, sie zu übernehmen. Sie brauchten keinen Text mehr auswendig zu lernen, sondern sollten einfach einen Gegenstand mitbringen und ihn als Geschenk für das Christkind an der Krippe ablegen. Der dritte König war ein junger Mann. Er war der König leeren Händen. „Ich habe nichts zu bieten“, gestand er, „in mir ist nichts als Unruhe und Angst. Ich sehe nur so aus, als ob alles topp wäre. Hinter meiner Fassade ist nichts, kein Selbstvertrauen, kein Sinn und keine Hoffnung, dafür aber viel Enttäuschung, viel Vergebliches und viele Verletzungen.“ Er zweifelte an fast allem, auch am Kind in der Krippe. „Meine Hände sind leer, aber mein Herz ist voll“, gestand er, „voller Sehnsucht nach Vergebung, Versöhnung. Geborgenheit und Liebe.“ Er hielt dem Kind in der Krippe seine leeren Hände hin und war gespannt, was es für ihn bereit hielt.

„Leere Hände sind keine Schande“, betonte Thomas Kraus, „sie sind Vorsetzung dafür, dass man etwas entgegennehmen, bekommen und empfangen kann.“ Mit „O du fröhliche“ klang der festliche Gottesdienst aus.

 
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