Mit rund 64 Millionen Euro ist die Realschule Kemnath das größte Bauprojekt des Landkreises. Um eine vergleichsweise geringe Summe von 239.000 Euro ging es im Kreisausschuss. An diesem Einsparpotenzial entspann sich eine längere Grundsatzdebatte. Das Ergebnis entspricht nicht den Bitten des Schulforums: Es sollen keine Handwaschbecken in den 36 Klassenzimmern eingebaut werden. Auch auf die gewünschte Ausgabeküche wird verzichtet. Stattdessen soll es einen Pausenverkauf im Rahmen einer kleinen Cafeteria geben – auch, um der gemeinsam mit Grund- und Mittelschule genutzten Campus-Mensa im Foyer der Mehrzweckhalle nicht das Wasser abzugraben.
"Kreidezeit vorbei"
Beim Thema Waschbecken überraschten CSU und Zukunftsliste mit einer neuen Variante. Gegen den Vorschlag der Verwaltung, auch nach Empfehlung des Gesundheitsamtes in jedem Unterrichtsraum aus hygienischen Gründen eine Waschgelegenheit einzubauen, äußerte sich CSU-Fraktionsvorsitzender Bernd Sommer: "Wir wollen einen modernen Bildungscampus. Die Kreidezeit ist ein für allemal vorbei", sagte er in Anspielung auf das nicht mehr nötige Tafelwischen. Stattdessen sollten Waschmöglichkeiten in leicht erreichbaren Toilettenräumen entstehen, die zu modernen "Hygienecentern" würden. Für den Zugang zu Trinkwasser könnten Brunnen in den Gängen sorgen.
Diese Idee unterstützte auch die Liste Zukunft. Die Einsparung durch den Waschbeckenpreis - rund 53.000 Euro - sei nicht alles, führte Fraktionssprecher Matthias Grundler auch die Wartung und Leitungsverlegung ins Feld. Landrat Roland Grillmeier verwies auf die Sanierung der Grundschule, bei der man auch auf den Einbau in jedem Klassenzimmer verzichtet habe.
Vehement für Waschbecken in den Klassen setzte sich Heidrun Schelzke-Deubzer von Bündnis 90/Die Grünen ein. "Sie glauben gar nicht, wie oft die Schüler niesen oder vom Pausenbrot abbeißen", sagte die Lehrerin. "Ganz abgesehen von der Corona-Situation gehört eine Gelegenheit zum Händewaschen zur Grundausstattung." Dieser Meinung war auch Uli Roth (SPD), der sich über den Vorstoß der CSU wunderte. "Wir haben uns gefreut über die Empfehlung, in den Klassen Handwaschbecken einzubauen." Hans Klupp (Freie Wähler) hielt das ebenso für notwendig. Die Mehrheit im Kreisausschuss entschied sich jedoch gegen Waschbecken.
Zapfstellen für Trinkwasser
Die Idee der Trinkwasser-Zapfstellen im Schulhaus fanden alle gut. Nach Auskunft der Planer wäre der Einbau gut umsetzbar. Über die Ausstattung der künftigen Essensausgabe an der Realschule schieden sich jedoch die Geister. Von einer professionellen "Zubereitungsküche" hatte man schon früh Abstand genommen, die gemeinsame Mensa des Schulzentrums nicht zu gefährden. Die bereits etablierte Mittagsverpflegung für Ganztagsschüler in der Mehrzweckhalle soll schließlich zu einer "Mensa-Küche" ausgebaut werden.
Eine abgespeckte "Ausgabeküche", ähnlich der Verpflegung im Stiftland-Gymnasium mit kleineren, vor Ort zubereiteten Speisen, stand bisher in den Planungsunterlagen. Doch auch hier griff man zum Rotstift. Die Reduzierung auf einen reinen Pausenverkauf würde rund 187.000 Euro einsparen, hieß es in der Sitzungsvorlage.
"Ein Pausenverkauf bedeutet ja nicht, dass der Hausmeister durch ein Fensterchen nur ein paar Wurstsemmeln reicht."
Gegen "Minimallösung"
SPD-Sprecher Uli Roth hielt eine Ausgabeküche für "hochgradig sinnvoll", und auch die Vertreterin der Grünen wollte nicht darauf verzichten. "Es gibt eine Förderung dafür, die sollten wir nutzen", sagte Heidrun Schelzke-Deubzer. Eines Tages gebe es eine große, gemeinsame Küche im Foyer der Mehrzweckhalle, aber davon sei man noch weit entfernt. Ein warmes Essen im Schulhaus sei den ganzen Tag gefragt, wandte sie sich gegen die "Minimallösung".
"Ein Pausenverkauf bedeutet ja nicht, dass der Hausmeister durch ein Fensterchen nur ein paar Wurstsemmeln reicht", verteidigte Matthias Grundler die Einsparung. Der Kemnather Bürgermeister Roman Schäffler (CSU) verwies auf das bei der Ganztagsbetreuung stets verfolgte Ziel, dass in einer gemeinsamen Campus-Küche in der Mehrzweckhalle alle Schüler zu unterschiedlichen Zeiten verpflegt werden. Das Foyer biete bis zu 300 Leuten Platz. Nicht zuletzt müsse ein Pächter davon leben können. Für zwei unterschiedliche Angebote werde es schwierig, Betreiber zu finden.
Die schon bestehende Mensa in Kemnath dürfe man auch nicht kleinreden, fand sein Kollege Toni Dutz: "Ich wäre froh, so etwas in Wiesau zu haben." Bürgermeisterkollege Sommer pflichtete bei: "Es wäre ein Träumchen, wenn ich das in Waldsassen hätte." Ein Kompromiss kam von Ely Eibisch (Freie Wähler). Er wollte den Pausenverkauf mit einer Cafeteria als Treffpunkt der Schüler aufwerten, "ohne das Ziel einer großen Küchenzentrale aufzugeben". Damit war die Mehrheit im Kreisausschuss einverstanden.
Biogas statt Pellets
Parteiübergreifende Einigkeit herrschte beim Thema Wärmeversorgung. So soll die neue Realschule an ein Fernwärmenetz angeschlossen werden, das für das benachbarte Baugebiet vorgesehen ist. Ursprünglich war im Neubau eine eigene Pelletsheizung geplant. Nun wird angestrebt, den Wärmebedarf über einen Liefervertrag mit der Biogasgenossenschaft Kemnath zu decken. "Das ist die beste Lösung", sagte Landrat Roland Grillmeier.
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