Kemnath
22.10.2024 - 16:07 Uhr

"Kemnath Foundation" kämpft in Kenia gegen Sandflöhe und für Ausbildung

Es gibt eine Stiftung, die den Namen Kemnath trägt. Welchen Zweck diese dient und wie bereits geholfen werden konnte, erzählt Mitgründerin Angelika Steuer.

"Um privates Geld in Afrika unterzubringen braucht man einen Gegenüber", sagt Angelika Steuer zur Geburtsstunde der Stiftung "Kemnath Foundation" mit Sitz in Bungoma (Kenia). Sie informierte über deren Arbeit im Foyer der Mehrzweckhalle.

2014 sei die Idee zur Stiftung entstanden, erzählt Angelika Steuer im Gespräch mit Oberpfalz-Medien. Im Mai des gleichen Jahres lernte sie Miriam Matemba aus der Hauptstadt von Bungoma Countys kennen, die eine Zeitlang in Kemnath gelebt hat.

Das Ehepaar Angelika und Theophil Steuer aus Warmensteinach hatte vor 30 Jahren, zum Anfang des Krieges in Jugoslawien, den Verein Kriegskindernothilfe (KKNH) ins Leben gerufen. Angelika Steuer war Erzieherin und leitete auch das dortige Asylheim. Ihr Ehemann war evangelischer Militärpfarrer in Roth bei Nürnberg. Durch die Berichte über den Krieg erwuchs beim Seelsorger die Notwendigkeit, etwas unternehmen zu müssen. Mit Spenden wollte er sich nicht freikaufen und gründete deshalb die KKNH, einen Verein, der alles selber organisiert, damit Gelder und Hilfsgüter tatsächlich dort ankommen, wo sie hin sollen.

Insgesamt fünf Projekte

"Wir leben immer im Umfeld von Krieg und Frieden", meint Theophil Steuer. Die Kemnather Foundation ist nach der Ukraine, Syrien, Pakistan und Afghanistan eines der fünf Projekte der KKNH. Zum Projekt in Kenia gehören eine Blindenschule, Schulen für Schneiderinnen und das Frisörhandwerk, Patenschaften für Kinder, das Projekt Tiefbrunnen für Trinkwasser, die Hilfe für in Not geratene Familien und nicht zuletzt das Jiggersprojekt im Kampf gegen Sandflöhe.

Sandflöhe, eine Geißel für die Kinder. Erschütternde Bilder hat Andreas Scheuch gemacht. Vor zwei Jahren hatte der Kemnather Miriam Matemba in seiner Eigenschaft als Fahrlehrer kennengelernt. Nach dieser Begegnung hat er der "Kemnath Foundation" größere Summe gespendet. Seitdem organisiert er auch die Transporte von Hilfsgütern nach Bungoma, die er zu Hause im Wohnzimmer für den Versand in Containern verpackt.

Ohne Betäubung herausschneiden

Nicht nur einmal war Scheuch mit dem weiteren Sponsor András Zöld in Afrika, um Spenden zu übergeben. "Es sind unfassbar dankbare Menschen", berichtet er gegenüber Oberpfalz-Medien. Mit viel Geduld und Ausdauer stünden die Kinder bis zu drei Stunden in einer Reihe, um Schulbücher zu empfangen. Eindrucksvoll und schmerzhaft zugleich sind die mitgebrachten Bilder von tief in den Füßen von Kindern sitzenden Sandflöhen. Sie fressen sich in das Fleisch der Kinder. Ohne Betäubung werden sie herausgeschnitten. "Man kann sich nicht vorstellen, welche Schmerzen die Kinder aushalten müssen."

Grund für den Befall ist fehlendes Schuhwerk. Allein eine Spende von 300 Euro reichte aus 27 Kinder mit Schuhen auszustatten. "Wir achten sehr darauf, dass ordentlich gearbeitet wird", ergänzt Theophil Steuer. Er bedauert auch im Gespräch mit Oberpfalz-Medien: "Wir haben es verlernt, das Leben bei uns zu schätzen".

Miriam Matemba selbst schildert aus ihrer Kindheit, dass ihre Eltern zu arm gewesen seien, ihr die Schule zu bezahlen. Mit neun Jahren wurde sie Au-Pair-Mädchen, um den Eltern zu helfen. "Mit 23 Jahren habe ich gesagt: ,Ich muss was machen'. Ich bin in die Kirche gegangen, um zu beten. Ich konnte nicht schreiben und lesen, fing an zu studieren und wurde Evangelistin. Das Leben änderte sich", schildert sie.

In Kemnath war sie schließlich verheiratet und als Hausfrau tätig. Hier entstand auch der Kontakt zu den Sponsoren und zum Kemnather Familien- und Bürgerzentrum Mittendrin. So hat dessen Team um Leiterin Jessika Wöhrl-Neuber unter anderem schon unzählige Brautkleider nach Afrika neu vermittelt. In der dortigen KKNH-Schneiderschule werden die Brautkleider gereinigt, umgearbeitet, angepasst und dann verliehen, da sie für kenianische Frauen sonst zu teuer wären. Von dem Erlös können dann wieder selbstgewebte Kleiderstoffe gekauft werden.

Im Laden der AWO hat Miriam Matemba aber auch selbst Bekleidung gekauft und nach Hause geschickt. Daraus resultiert aus Dankbarkeit für das kenianische Projekt der Name "Kemnath Foundation".

 
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