Kemnath
12.04.2019 - 16:59 Uhr

"Den kenn' ich schon"

Vor etwas mehr als einem Jahr, am 1. März 2018, übernahm Dr. Florian Höhler die Chirurgie am Krankenhaus in Kemnath. In diesem einen Jahr konnte er schon viel bewegen – er hat aber auch noch viel vor.

von PML
Dr. Florian Höhler. Seit etwas mehr als einem Jahr leitet er die Chirurgie des Krankenhauses in Kemnath. Dort hat er noch viel vor. Bild: pml
Dr. Florian Höhler. Seit etwas mehr als einem Jahr leitet er die Chirurgie des Krankenhauses in Kemnath. Dort hat er noch viel vor.

ONETZ: Herr Dr. Höhler, was ist Ihr Fazit nach diesem einem Jahr als Chefarzt der Chirurgie in Kemnath?

Dr. Florian Höhler: Unser großes Ziel war es, die chirurgische Versorgung der Patienten in der Region weiter sicherzustellen, die mein Vorgänger, Dr. Hoffmann, bislang gesichert hatte. Das haben wir gut geschafft, aber natürlich hat es auch einige Veränderungen gegeben. So kann ich selbst keine Sprechstunde mehr anbieten. Da war die große Frage, wie man das in Zukunft macht. Jetzt besteht eine Zusammenarbeit mit dem MVZ Bayreuth, das die Ambulanz sicherstellt, sodass wir weiterhin Patienten ambulant anschauen und behandeln dürfen. Außerdem dürfen wir sog. Arbeitsunfälle anschauen und ambulant behandeln. Natürlich bin ich aber auch noch für die stationären Patienten verantwortlich.

ONETZ: Hat sich die Ausrichtung der Chirurgie in Kemnath durch die Zusammenarbeit mit dem MVZ geändert?

Dr. Florian Höhler: Ja. Vorher war die Abteilung hauptsächlich auf die orthopädische und die unfallchirurgische Chirurgie ausgerichtet. Jetzt ist die Visceralchirurgie wieder mehr in den Fokus gerückt. Das war auch mein Ziel. Die orthopädischen Operationen waren schon vorher hauptsächlich durch das MVZ Bayreuth und durch Herrn Dr. Kampe sichergestellt. Wir machen zwar auch orthopädische Eingriffe, aber hauptsächlich unfallchirurgische und visceralchirurgische Eingriffe. Herr Dr. Heckrodt und ich sind durch unsere Teilanstellung am MVZ Bayreuth an den Sprechstunden des MVZ Bayreuth beteiligt. Die Zusammenarbeit könnte nicht besser sein.

ONETZ: Wie sind Sie im Team aufgenommen worden?

Dr. Florian Höhler: Ich bin dort super aufgenommen worden. Alle sind sehr nett und aufgeschlossen gewesen. Es ist ein tolles Zusammenarbeiten in diesem Haus, weil jeder dem anderen hilft. Es ist hier nicht so, dass jeder nur seine eigene Arbeit macht und keiner bereit ist, mal die Arbeit von anderen zu übernehmen. Bei uns hilft wirklich jeder dem anderen. Das merken auch die Patienten. Es ist eine Freude in Kemnath zu arbeiten.

ONETZ: Gibt es im Krankenhaus Kemnath größere Probleme oder Baustellen, die Sie in der nächsten Zeit angehen möchten?

Dr. Florian Höhler: Probleme würde ich nicht sagen. Wir wollen die Intensivstation erweitern und wir wollen einen Operationssaal aufrüsten. Aber das ist alles noch in der Planung. Das Haus ist super aufgestellt, muss man wirklich so sagen. Es ist modern und es ist sehr beliebt in der Region und darüber hinaus. Wir haben auch viele Patienten, etwa aus Bayreuth, die gerne zu uns kommen. Ein großes Problem, das alle kleinen Häuser schon haben und die großen jetzt zunehmend bekommen, ist der Personalmangel. Man findet keine Ärzte mehr. Bei der Pflege sieht es nicht besser aus.

ONETZ: Profitieren Sie da vom Verbund mit der Kliniken Nordoberpfalz AG?

Dr. Florian Höhler: Natürlich. Das ist auch für die Zukunft so geplant. Wir wollen ein Rotationsverfahren einführen, damit die Leute, die bei mir ein, zwei Jahre absolviert haben dann innerhalb der AG weiter ausgebildet werden können. Somit erhalten diese die gesamte chirurgische Ausbildung in der AG. Dies bezüglich stehe ich schon in Kontakt mit den Kollegen in der AG.

ONETZ: Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten?

Dr. Florian Höhler: Die läuft gut. Es war am Anfang eine große Umstellung für die Hausärzte aber auch für uns, weil alles jetzt etwas anders läuft. Früher konnten die Hausärzte Patienten für kleine Eingriffe einfach zu uns schicken und mein Vorgänger hat diese Eingriffe sofort durchgeführt. Jetzt haben wir Sprechstunden, die sehr eng getaktet sind. Also müssen wir Termine vergeben und das waren die Hausärzte nicht gewohnt. Aber wir stehen in guten Kontakt mit den Hausärzten. Es bedurfte einer kleinen Anlaufzeit, aber das ist ja normal.

ONETZ: In der Pressemeldung zu Ihrem Jubiläum steht: „Er hat viel auf den Weg gebracht, doch ausruhen will man sich nicht darauf.“

Dr. Florian Höhler: So ist es. Wir wollen noch weiter kommen. Dies ist aber ein Prozess, der länger dauert. Dies geht nicht in einem Jahr. Die Öffentlichkeit musste erst mal sehen, was das Krankenhaus in Zukunft so anbietet. Anfangs war es vielen nicht klar, welche Operationen wir noch durchführen. Dies bezüglich wollen wir mehr Präsentationen für die Bevölkerung machen.
Wir haben letztes Jahr schon mit einer Vortragsreihe begonnen, die sehr gut ankam. Diese werden wir weiterführen und ausbauen. Und wir wollen die Operationszahlen natürlich erhöhen, die jetzt aber schon nicht schlecht sind.

ONETZ: Gibt es bestimmte Gründe, warum Sie mehr operieren wollen? Gibt es da Vorgaben?

Dr. Florian Höhler: Nein. Wenn man ein spezialisiertes Zentrum ist, dann muss man schon gewisse Zahlen vorweisen, aber wir sind kein Zentrum. Wobei die Zahlen für die Hernienchirurgie, also Narbenbrüche, Leistenbrüche, Nabelbrüche vermutlich für ein Zentrum reichen würden. Es könnte eines unserer Ziele sein, dass wir ein Zentrum für Bruchchirurgie in Kemnath etablieren.

ONETZ: Ebenfalls in der Pressemeldung werden Sie als „das Gesicht für das Krankenhaus Kemnath“ bezeichnet. Wie ist das gemeint?

Dr. Florian Höhler: Gerade in kleinen Häusern ist es wichtig, dass die Bevölkerung weiß, mit wem sie es zu tun hat. Also nicht dieses große Haus, da geh ich rein und irgendjemand schaut mich an, von dem ich nicht einmal einen Namen weiß. Sondern reinkommen: „Ah, das ist der Herr Höhler, den kenn‘ ich schon.“ Das ist mir wichtig.
Außerdem muss man mit den Patienten normal reden. Patienten sind in erster Linie Laien, das ist klar, aber sie sind teilweise sehr gut informiert bspw. durch Dr. Google. Mit den heutigen Patienten muss man auf einer Ebene sprechen, nicht von oben herab. Selbstverständlich muss man den Patienten führen. Dafür bin ich Arzt, dafür habe ich die Kompetenz und das Know-how. Aber der Patient kann mit entscheiden, wie er behandelt werden möchte. Dafür muss man ihm aber auch die Alternativen nennen mit allen möglichen Konsequenzen. Und menschlich sein! Menschlichkeit ist ganz wichtig in unserem Beruf.

ONETZ: Wie sind Sie zum Arztberuf und zur Chirurgie gekommen?

Dr. Florian Höhler: Ich hatte eigentlich schon immer den Wunsch, Mediziner zu werden. Mein Vater, einer der ersten Plastischen Chirurgen in Deutschland, war Chefarzt am Markus-Krankenhaus in Frankfurt/Main. Er war Mitbegründer der Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen. Wenn man das Leben eines Chirurgen daheim so miterlebt und gut findet, dann wird man Chirurg. Dann liegt das fast in den Genen. Für mich war es schon mit sieben Jahren klar, dass ich Chirurg werde.

ONETZ: Gibt es etwas, das Ihnen persönlich noch sehr wichtig wäre, den Menschen der Region mitzuteilen?

Dr. Florian Höhler: Ja, etwas worüber ich mich immer freue: Wenn Patienten Probleme haben, wenn sie etwas auszusetzen haben, dass sie sich noch während des Aufenthalts direkt an den Arzt wenden, anstatt im Nachhinein zur Beschwerdestelle zu laufen. So kann man darüber reden und es aus der Welt schaffen. Dann hat auch der Arzt die Chance, sich zu äußern. Manchmal sind es auch einfach nur Missverständnisse. Reden, reden, reden. Man fühlt sich auch viel besser, wenn man darüber gesprochen hat.

Hintergrund:

Organspende

Die aktuellen Pläne, die Organspende zu reformieren, sieht Höhler sehr positiv: „Ich bin dafür, dass jeder automatisch Spender ist, bis er sich dagegen ausspricht.“ Oft fehle es bei der aktuellen Lösung einfach am Wissen darüber, wie man sich als Spender registriert oder dass man sich überhaupt als Spender eintragen lassen kann. „Es ist sehr viel sinnvoller, wenn jeder Spender ist und man kann sich dagegen aussprechen.“ Einschränkungen gebe es auch nicht viele, die einen Menschen als Spender ausschlössen. Lediglich „maligne Erkrankungen, also Krebs“ führten dazu, dass jemand als Spender nicht in Frage käme. In fast allen anderen Fällen gelte: „Organspende? Ja!“

 
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