"Bei laufendem Betrieb wurde unsere Lackiererei umgebaut. Das kam einer Operation am offenen Herzen gleich. Gerade wenn man bedenkt, dass alles so gut funktioniert hat", meinte Michael Braunreuther, Standortleiter von Siemens Healthineers in Kemnath. Zwei Jahre lang lief die Erneuerung der Lackieranlage, die 1989 in Betrieb ging.
Komponenten für Medizintechnik
Investiert wurde ein mittlerer einstelliger Millionenbetrag. "Einen genauen Betrag nennen wir nicht. Aber es war teuerer als das Kemnather Rathaus", sagte Pressesprecher Heiko Jahr. Dort flossen rund 5,5 Millionen Euro in die Generalsanierung. Bearbeitet werden in der Lackiererei vor allem Komponenten, die in der Medizintechnik benötigt werden, so Computertomografen oder Röntgentechnik. Am Montagnachmittag erfolgte die offizielle Einweihung des neuen Arbeitsplatzes der 25 Mitarbeiter der Abteilung für Oberflächentechnik. Der Rückbau der alten Lackieranlage und die Installation der Technik stellte für sie eine enorme Herausforderung dar. Der Leiter des Mechanic-Centers, Helmut Kellner, hatte einen Rückblick zu den verschiedenen Maßnahmen des Projekts zusammengestellt. "Links von den Mitarbeitern stand der Bagger, daneben wurde lackiert. Aber wir haben das geschafft ohne Qualitätsverlust in der Produktion."
150 000 Teile im Jahr
2014 begannen die Planungen für das Bauprojekt. Dabei fragte sich das Unternehmen, ob die Lackiererei noch den Anforderungen in der Medizintechnik gewachsen sei, und analysierte die Situation. Anstatt die Lackiererei per Outsourcing auszugliedern, wollte Siemens lieber in die Abteilung investieren. "Allein 150 000 Teile gingen durch unsere Anlage 2016, heute produzieren wir bereits 20 Prozent mehr", betonte Kellner.
Aufgrund dieses Wachstums reichte der Standort Mitte 2016 das Investitionsvorhaben ein, die Baumaßnahmen selbst starteten 2017. Hierbei holte sich Siemens Unterstützung von dem Unternehmen Afotek GmbH. Werner Sinnig, Projektleiter und Experte für Anlagen- sowie Oberflächentechnik, war ebenfalls von Anfang mit dabei.
Gemeinsam Visionen gestrickt
"Wir haben gemeinsam Visionen weitergestrickt, und der Prozess entwickelte sich schnell zu einem dynamischen Brainstorming." Im Fokus stand dabei, die Anlage effizienter, umweltfreundlicher und kundenspezifischer zu gestalten. "Ergebnis ist ein modularer Aufbau mit höherem Output, der ein Drittel weniger Fläche benötigt", sagte Helmut Kellner. Ebenso wurde die Digitalisierung miteinbezogen. "Unsere Oberflächen arbeiten heute schon mit den meisten Anforderungen einer Anlage, die der Industrie 4.0 gerecht wird", ergänzte er. "Aber nein, es gibt keinen Roboter, der alles ausführt. Wir haben ein intelligentes Steuersystem in der Anlage integriert. Es registriert jeden Schritt im Arbeitsablauf und gibt den Kollegen Bescheid, wo sich welches Teil gerade befindet."
„Seit 57 Jahren gibt es Siemens in Kemnath. Wir sind froh, dass sich der Standort hier festigt“, erklärte Bürgermeister Werner Nickl bei der Einweihung der neuen Lackieranlage von Siemens Healthineers. „Wenn ich weiß, dass hier investiert wird, ist das für mich auch eine Standortsicherung. Das ist auch gut für die Stadt.“ Landrat Wolfgang Lippert zeigte sich ebenfalls begeistert von der neuen Technik. „Es ist wichtig, mit der Zeit zu gehen. Die Anlage ist etwas Besonderes. In den letzten zehn Jahren gab es im Landkreis Tirschenreuth etwa 26 Prozent mehr Sozialversicherungspflichtige. Dieses Wachstum liegt auch an Unternehmen wie Siemens.“
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