"Meilensteine frühkindlicher Entwicklung" war das Thema des von Isabella Oelschlegel. Die Psychologin von der Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern in Tirschenreuth gab den Eltern dazu nicht nur wichtige Informationen, sondern auch fundierte Ratschläge und Tipps.
"Aufrichten gegen die Schwerkraft, stabile Haltung und Erforschen von Körperregionen sind die motorischen Entwicklungsschritte von Babys und Kleinkinder in den ersten drei Lebensjahren", erklärte sie zunächst. Für Phasen der Ruhe und Aktivität suche das Baby eine stabile Lage. Der obere Körperbereich werde zuerst erforscht, der Körper werde zunehmend gestreckt.
Gegenstände erforschen
Im zweiten Halbjahr beginnt die Fortbewegung. Die Umgebung wird weiträumiger wahrgenommen, nichts ist mehr vor dem Kleinkind sicher. Mit dem Hand-Greif-Reflex erforscht es zuerst seine Finger im Mund. Die nächsten Entwicklungsschritte sind das Greifen über die Körpermitte und mit der ganzen Hand. Das Kleinkind beginnt, die Eigenschaften von Gegenständen zu erforschen. Ab dem zweiten Lebensjahr werden die ersten Schritte gewagt. Das Kind wird sicherer. Es verbessert die Koordination, das Gleichgewicht und die Muskelkraft.
In der Fein- und Grobmotorik gibt es große Unterschiede zwischen den Altersgruppen. Ein Säugling kann erst sitzen, wenn er eigenständig in diese Position kommt. "Setzen Sie Ihr Baby nicht hin, wenn es noch nicht so weit ist", mahnte die Referentin. Die beste Förderung der Bewegungsentwicklung im ersten Lebensjahr seien vielseitige Alltagserfahrungen mit unterschiedlichen Materialien, Personen und in der Natur.
"Spielen ist die einzige Art, richtig zu lernen", betonte die Eltern-Kind-Beraterin. Das Kind erwerbe so Sozialverhalten und Empathie. Das Spiel an sich sei wichtig, nicht das Endprodukt. Gegenstände, mit denen Erwachsene hantieren, seien besonders interessant und attraktiv für die Kleinkinder. Das selbstbestimmte Spiel sei wichtig, damit das Spiel interessant bleibe und sinnvolle Erfahrungen gemacht werden können. "Darauf sollten die Eltern schon in den ersten Lebensmonaten achten", betonte Oelschlegel. Am Ende des ersten Lebensjahres erkundeten die Kinder Gegenstände, ahmten einfache Gesten nach und spielten Handlungsabläufe nach.
Ab dem dritten und vierten Lebensjahr hat das Kind ein vermehrtes Interesse an Steckpuzzle, Bilderbüchern und am Basteln mit unterschiedlichen Materialien. Beim gemeinsamen Spiel darf das Kind entscheiden, was ein Spielzeug ist und wie das Spiel verläuft. Mit 18 bis 24 Monaten beginnt die Trotzphase. Da hat das Kind des Wunsch, unabhängig von seinen Eltern seine Umwelt zu entdecken und eigene Ziel zu verfolgen.
"Spielen ist die einzige Art, richtig zu lernen.“
Weil es die Entscheidungen seiner Eltern noch nicht verstehen und nachvollziehen kann, entstehen oft Frust und Ärger. Das ist besonders dann der Fall, wenn die eigenen Erwartungen nicht erfüllt werden, wenn eine Spielhandlung misslingt oder wenn die Neugierde von den Erwachsenen eingeschränkt wird.
Bei Regeln einig sein
Die Reaktion des Kindes können recht unterschiedlich sein. Sie reichen vom Schreien, Beißen, Kratzen und Schlagen bis Zurückweisung und dem Kaputtmachen von Gegenständen. Das Temperament des Kindes spielt dabei eine Rolle. In dieser schwierigen Entwicklungsphase sollen sich die Eltern an seinen Bedürfnissen orientieren. Sie müssen sich über Regeln und Grenzen einig sein. Sehr hilfreich sind auch Rituale zur Versöhnung nach derartigen Machtkämpfen.
"Bleiben Sie humorvoll und probieren Sie immer wieder kreative altersgemäße Lösungen aus", riet die Psychologin den Kursteilnehmern. Kleine Veränderungen könnten oft große Wirkungen haben. In ihrer frühkindlichen Entwicklung bräuchten die Kinder Orientierung, Sicherheit, Rückhalt und verlässliche Grenzen.
Kerstin Graf dankte der Referentin für ihre fundierten Informationen. Am Donnerstag, 10. Juni, hält Isabella Oelschlegel um 20 Uhr einen Online-Vortrag zum Thema "Schlaf, Kindlein schlaf."















Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.