Ein „Rollenspiel ohne öffentliche Showauftritte“: So beschreiben die Ritterbünde der Neuzeit selbst ihr von einem ausgeklügelten Regelwerk für Umgangsformen und Gewandungen geprägtes, von mittelalterlichen Idealen, Regeln und Bräuchen inspiriertes Gemeinschaftsleben. Doch hinter dem „Spiel“ verbergen sich seit der Gründung der ersten Bünde im 19. Jahrhundert ernste Anliegen über die der Heimatkundliche Arbeits- und Förderkeis in seiner aktuellen Sonderausstellung im Museum informiert. Dort werden laut Mitteilung Dokumente aus der Geschichte des Ritterbundswesens in Kemnath und Deutschland präsentiert. Zu den Exponaten zählen beispielsweise die Hochmeisterfahne des Deutschen Ritterbunds und der Amtshelm von Gründungs-Hochmeister Josephus von Thury.
Zweiter Bürgermeister Hermann Schraml begrüßte die Abordnungen „Ritterbunds Waldeckh zue Kemenatha“, des deutschen Dachverbands und weiterer örtlicher Bünde aus Nürnberg, Haldenwang bei Günzburg. Landshut und Ravensburg. Gegen den Vorwurf eines angeblich „ewiggestrigen“ Geistes nahm HAK-Museumsbeauftragter Bernhard Piegsa die Ritterbünde in Schutz. Die ideellen Säulen ihres Selbstverständnisses wie „Fairness, Freundschaft, Loyalität, Toleranz, Heimatliebe, Humor und Ehrbewusstsein“ seien „zeitlos gültige Werte, ohne die jede menschliche Gesellschaft ein Schreckensbild der Kälte, des Misstrauens und des Krieges aller gegen alle abgäbe“. Von den durchaus hochpolitischen Anfängen der Ritterbünde wusste der „Hochmeyster“ des Deutschen Ritterbunds, „Konrad von Winterstetten“ alias Kurt Fischbach von den „Welfenrittern zue Ravensburg“ zu berichten. So hätten die strengen Regeln für Mitgliederaufnahme ursprünglich als Schutzschirm gedient, um in den politisch weit restriktiveren Zeiten des 19. Jahrhunderts sichere geheime Freistätten zu schaffen, in denen die Mitglieder ungefährdet „das sagen konnten, was sie öffentlich nicht sagen durften“. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges gab es in Deutschland und Österreich 275 Ritterbünde. Das Hitlerregime habe die Bünde zur Auflösung gezwungen. Gegenwärtig gehörten ihm noch 20 Bünde in Bayern, Württemberg und Mitteldeutschland an.
Die Ausstellung kann bis zum 12. Januar 2025, sonntags von 14 bis 16 Uhr, am ersten Sonntag des Monats zusätzlich von 10 bis 12 Uhr besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.












 
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