Kemnath
22.10.2019 - 11:34 Uhr

Seit 100 Jahren lebendiger Stein

1919 war ein denkwürdiges Jahr für Frauen. Sie durften erstmals die deutsche Nationalversammlung wählen und in Kemnath gründete sich der Katholische Frauenbund. Dies war Anlass für einen Festgottesdienst in der Stadtpfarrkirche.

Domkapitular Thomas Pinzer (Mitte) zelebrierte den Festgottesdienst und hielt die Predigt. Seine Mitzelebranten waren der neue Stadtpfarrer Thomas Kraus (rechts) und sein Vorgänger Konrad Amschl (links). Bild: jzk
Domkapitular Thomas Pinzer (Mitte) zelebrierte den Festgottesdienst und hielt die Predigt. Seine Mitzelebranten waren der neue Stadtpfarrer Thomas Kraus (rechts) und sein Vorgänger Konrad Amschl (links).

Pfarrer Thomas Kraus hieß als Mitzelebranten seinen Vorgänger Konrad Amschl und Domkapitular Monsignore Thomas Pinzer, einen gebürtigen Kemnather, willkommen. Dieser hielt die Festpredigt. In der Mitte des 19. Jahrhunderts begehrten Frauen auf, wollten die gleichen Rechte wie die Männer, wahr- und ernst genommen werden. "Der Katholische Frauenbund versuchte damals mehr zu sein als eine Frauenorganisation", betonte Pinzer. Neben dem Eintreten für Frauenrechte sei es vor allem das soziale Engagement und der gelebte Glaube." Das sei auch das Erste gewesen, was der Frauenbund Kemnath nach seiner Gründung vor 100 Jahren getan habe. Die Frauen haben gebetet, so zumindest sage es die Chronik.

Glaube im Mittelpunkt

"Der Frauenbund war ein frommer Verband", betonte Pinzer. Auch heute noch sei der Glaube dessen Mittelpunkt. Der Frauenbund verstehe sich als lebendiger Stein. "Es gibt keine bessere Zeit, als dieses Frauenbundjubiläum am Vorabend des Kirchweihsonntages zu feiern", meinte der Festprediger. Er habe es als Diözesanbeirat des Frauenbundes bei vielen Jubiläumsfeiern erlebt: Das soziale Engagement und das religiöse Leben vieler Pfarreien werde zum großen Teil von Frauen getragen.

"Wie soll denn die Rolle der Frau in der Kirche heute aussehen?", fragte Pinzer. Sei sie wirklich ein lebendiger Stein? "Nein sagten die einen und forderten den Zugang der Frauen zu den Weiheämtern. Ja die anderen, denen diese Forderungen entschieden zu weit gehen. "Es kann gut sein, dass die Ergebnisse dieses synodalen Prozesses der deutschen Kirche die einen als Verrat an der Kirche ansehen, während es die anderen als unzureichend empfinden."

Gesellschaft mit aufbauen

Der Redner wünschte alle Frauen, dass sie spürten, wie wichtig sie für die Kirche und für die Weitergabe des Glaubens sind. "Ziel des Katholischen Frauenbundes ist eine wertorientierte, christlich motivierte politische Interessenvertretung, um am Aufbau einer Gesellschaft und Kirche mitzuwirken, in der Frauen und Männer partnerschaftlich zusammenleben und Verantwortung tragen für die Zukunft einer friedlichen, gerechten und für alle lebenswerten Welt", zitierte der Domkapitular die wichtigste Passage aus der Satzung.

Dieses Reich entstehe in den Familien, in der Pfarrei, in kleinen Dingen, die oft keine großen Schlagzeilen produzierten, wie beispielsweise Trauernde trösten, Kranke besuchen und Einsamen zuhören.

Nicht nur persönlich, sondern auch im Namen des Diözesanverbandes sagte Pinzer dem Kemnather Frauenbund "Vergelt's Gott". Er wolle ermuntern, weiterhin "als Baumeisterinnen einer Zivilisation der Liebe und Gerechtigkeit tätig zu sein".

Unter Leitung von Josef Zaglmann sang der Kemnather Kammerchor Lieder zum Thema "Gemeinschaft bewegt", so "Alle meine Quellen entspringen in dir" und "Ins Wasser fiel ein Stein". Christina Daschner trug "Lasst uns zieh'n zu den Quellen des Lebens" vor. Dem Gottesdienst schloss sich für Mitglieder und geladene Gäste ein Festakt im Foyer der Mehrzweckhalle an (Bericht folgt).

Die gestiftete Frauenbundkerze steht vor dem Seitenaltar der schmerzdurchbohrten Muttergottes. Bild: jzk
Die gestiftete Frauenbundkerze steht vor dem Seitenaltar der schmerzdurchbohrten Muttergottes.
Hintergrund:

Gemeinschaft bewegt

Eine große Kerze hat der Katholische Frauenbund der Stadtpfarrkirche zum 100. Jubiläum gestiftet. Sie trägt den Schriftzug „Gemeinschaft bewegt“. Wunderbar gestaltet hat sie Waltraud Müller.

„100 Jahre Frauenbund Kemnath sind heute ein echter Grund, Danke zu sagen“, begann das Meditationsgebet, das Regina Frank und Agnes Emerig nach dem Dankgesang des Kemnather Kammerchores sprachen. Darin dankten sie Gott für schöne Stunden in Gemeinschaft, für gemeinsame Glaubensleben und das ehrenamtliche Engagement. Die Kirche sei der Ort, „an dem wir immer neu die Kraftquelle unseres Tuns finden, nämlich die Begegnung mit Christus. Wir wollen mit der Arbeit unseres Frauenbundes unser Christsein leben“.

Die gestiftete Kerze fand ihren Platz am Altar der schmerzdurchbohrten Muttergottes im nördlichen Seitenschiff der Stadtpfarrkirche. „Ihr Licht soll vorne am Altar leuchten, wenn wir miteinander Gottesdienst feiern, neue Mitglieder begrüßen oder beim Requiem von einem verdienten Mitglied Abschied nehmen müssen“, versprachen die Sprecherinnen des Führungsteams.

 
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