„Bäcker-Adl“ – da fehlt doch ein „e“, möchte man meinen. Da aber der Begriff mit „blauem Blut“ nichts zu tun hat, hat das schon seine Richtigkeit. Vielmehr ist das der Hausname der nachweislich ältesten Bäckerei Deutschlands, die am Kemnather Stadtplatz beheimatet ist. Heute führt Stefan Krauß das Familienunternehmen in 14. Bäckergeneration gemeinsam mit seiner Frau Susanne.
„Mit der Bäckerei hat es 1573 begonnen“, berichtet Krauß. Das Stammhaus der Familie gibt es bereits seit 1392 an derselben Stelle in der historischen Innenstadt der Kommune. Er selbst hat den Betrieb zu Jahresbeginn 2019 von seinen Eltern Gottfried und Veronika Krauß übernommen. In der Traditionsbäckerei zu arbeiten, ist für Stefan Krauß allerdings nicht neu: Nach seiner Ausbildung in München und Bayreuth ist der heute 41-Jährige seit 1996 im Familienunternehmen tätig, im Jahr 2003 hat er dann seinen Bäckermeister gemacht.
Lohnniveau ein Problem
Landläufig gilt Bäcker nicht unbedingt als der nachgefragteste Beruf – das weiß auch Krauß: „Für die Attraktivität ist auch das Lohnniveau ausschlaggebend!“ Und da sei es nun einmal Tatsache, dass der Bäcker – gemeinsam mit der Friseurin – eher hinten anzusiedeln sei. „Das macht es auch extrem schwer, gute Lehrlinge zu finden“, räumt Krauß ein. Aktuell befinde sich dementsprechend auch niemand in der Ausbildung. Ist der Bäckerberuf eigentlich immer noch eine reine Männerdomäne? „Das würde ich eigentlich nicht sagen, die Frauen sind in den letzten Jahrzehnten sehr im Kommen“, so Krauß. Er erläutert, dass seiner Ansicht nach der Beruf auch nicht mehr so körperlich schwer ist wie in der Vergangenheit: „Allein die Mehlsäcke wiegen beispielsweise nur noch 25 statt 50 oder 80 Kilogramm.“
Bäckereien müssen heute mit Qualität und neuen, frischen Ideen überzeugen. Die Konkurrenz durch die Supermärkte ist nicht zu leugnen: „Das ist für die Kunden halt bequemer, das Brot oder die Semmeln gleich dort mitzunehmen. “ Umso wichtiger sei es, hochwertige Produkte herzustellen, betont Krauß. „Mit Kunden, die es nur immer noch billiger haben wollen, tun wir uns schwer. Im europäischen Vergleich sind Bäckereien in Deutschland eh auf einem niedrigen Preisniveau“, macht Krauß klar. Ein Bäcker müsse – wie jeder andere Geschäftsmann auch – darauf achten, dass sich sein Handwerk auch lohne. In der Praxis bedeute dies auch, dass man nicht bis 18 Uhr abends das gesamte Sortiment vorhalten könne. „Wenn etwas aus ist, dann ist es aus. Andernfalls würden die Preise nach oben gehen“, so Krauß.
Erste Filiale
Der Kemnather Bäcker glaubt an die Zukunft seines Handwerks – und geht auch mit gutem Beispiel voran: Vor wenigen Monaten hat er eine Filiale im benachbarten Kastl übernommen. „Und mein Ziel ist es, noch eine weitere Filiale zu eröffnen“, so Krauß. Damit seien dann aber die Kapazitäten eines Familienbetriebs auch ausgeschöpft. Wichtige Weichen für die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens wurden bereits in den vergangenen Jahren gestellt – die Produkte werden beispielsweise im Verkaufswagen zu den Menschen auf die Dörfer gebracht. Und auch die Bäckerei hat sich von der reinen Verkaufsstelle für Backwaren weiterentwickelt zum Café mit einem kleinen Lebensmittelsortiment und dem Angebot eines Mittagessens. „Zum Erfolg gehört auch die Fähigkeit, sich verändern zu können“, sagt Krauß.
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