Der Weltgebetstag der Frauen ist eine weltweite ökumenische Frauenbewegung, die in über 120 Ländern immer am ersten Freitag im März begangen wird. Jedes Jahr stehen ein anderes Land und ein anderes gesellschaftliches Thema im Mittelpunkt. „In diesem Jahr ist der Inselstaat Vanuatu das Schwerpunktland“, gab Pfarrerin Kathrin Spies den Gläubigen beider christlichen Konfessionen bei der Gebetsstunde in der Stadtpfarrkirche bekannt.
„Worauf bauen wir?“ und „Was trägt unser Leben, wenn alles ins Wanken gerät?“ lauteten die Themen des Weltgebetstages. Nach einer Vorlage des KDFB-Diözesanverbandes hatten katholische und evangelische Frauen in der Stadtpfarrkirche für den Weltgebetstag am Freitag alles sehr gut vorbereitet. Mit einem Legebild vor dem Volksaltar hatte Regina Frank das Land Vanuatu symbolisch vorgestellt.
Die Lektorinnen Rita Ponnath, Regina Frank, Agnes Emerig, Rosmarie Hermann und Anna Haberkorn trugen meditative Texte vor. Gemeindereferent Jochen Gößl sorgte für einen reibungslosen technischen Ablauf. „Wir sind dankbar für die großartigen Dinge, die Gott getan hat“, lautete der Impuls beim Dankgebet. Gemeinsam bedankten sich die Beterinnen für die großen und wunderbaren Dinge in ihrem Leben und Völkern: „Gott gibt uns Verantwortung, Weisheit, Wissen und Verständnis, damit wir für all die schönen Inseln und Länder Sorgen tragen können.“ „Gott der ganzen Schöpfung, wir haben die Umwelt verschmutzt, bedrohen die Grundlage unseres gesamten Lebens, zerstören den Lebensraum von Tieren und Pflanzen“, hieß es bei der Bitte um Vergebung.
Vanuatu ist ein kleines Land im Südpazifik. Die 83 Inseln liegen zwischen Australien, Neuseeland und den Fidschiinseln. Kultur, Sprachen, traditionelle Werte und Spiritualität haben ihre Wurzeln in der melanesischen Bevölkerung. Nach der Unabhängigkeit von der französisch-britischen Kolonialherrschaft wurde die Republik 1980 gegründet. Vanuatu ist weltweit das Land, das am stärksten Gefährdungen durch Naturgewalten und den Folgen des Klimawandels ausgesetzt ist. Ein großes Problem ist auch die körperliche und sexuelle Gewalt gegen Frauen. Zudem müssen sie den Großteil der Arbeiten in den Familien verrichten. Mit der aktiven Finanzierung von Projekten soll diesen unterdrückten Frauen geholfen werden.
Sehr beeindruckend war die Schilderung von Einzelschicksalen von Familien, Kindern und Jugendlichen in Vanuatu. Weil Kinder weite Schulwege haben, müssen sie oft schon in jungen Jahren die Familie verlassen und im Internat leben. Es gibt keine allgemeine Schulpflicht. Der gleichberechtigte Zugang zur Schule für Jungen und Mädchen ist noch nicht erreicht. Der geschätzte Bevölkerungszuwachs in Vanuatu ist einer der höchsten im pazifischen Raum. Mangelernährung ist ein allgemeines Problem. 75 Prozent der Bevölkerung leben auf dem Land. Dort gibt es nur geringe Beschäftigungsmöglichkeiten. Deshalb wandern junge Menschen in Gebiete mit besseren wirtschaftlichen Bedingungen ab. Mit ihrer minimalen Schulbildung haben sie aber nicht die nötigen Kenntnisse, um in der Stadt Arbeit zu finden. Die hohe Arbeitslosigkeit unter den Jugendlichen schafft eine Generation, die für sich keine Zukunft sieht. Politische Maßnahmen und Entwicklungsprogramme für die ländlichen Gebiete sind dringend notwendig, damit junge Menschen in ihrer Dorfgemeinschaft bleiben, dort ausgebildet werden und Arbeit finden.
„Hilf Hören und Handeln, oh Gott“, lautete ein Ruf, den Stefanie Wöhrl und Stephanie Vetter zwischen den einzelnen Gebetstexten sangen. „Geht mit diesem Segen im wundervollen Namen Jesu Christi“, betete Pfarrerin Spies, bevor sie allen ihren Segen erteilte. In die Sammelkörbchen im Eingangsbereich der Kirche konnten Spenden gelegt werden. Rita Ponnath dankte allen Beterinnen fürs Mitfeiern.
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