Kemnath
04.04.2019 - 15:12 Uhr

Der Ton macht die Musik

"Herr Meier treibt mich in den Wahnsinn" und "Ich habe ein Attentat auf dich vor.": Solche Sätze gebrauchen Menschen oft achtlos in Schule, Familie oder der Arbeit. Das hat oft schwerwiegende Folgen, wie Kemnather Eltern erfahren.

„Welche Formulierung ist besser?“, fragt Bernd D. Fichtner (Mitte) seine Zuhörer: „Ich muss morgen wegfahren“ von Christian Lukas (links) oder „Ich fahre morgen weg“ von Christian Beck (rechts). Bild: jzk
„Welche Formulierung ist besser?“, fragt Bernd D. Fichtner (Mitte) seine Zuhörer: „Ich muss morgen wegfahren“ von Christian Lukas (links) oder „Ich fahre morgen weg“ von Christian Beck (rechts).

Bei Sätzen wie "Ich muss morgen früh aufstehen" verlieren die Schüler die Lust am Lernen. Bei anderen eskalieren Konflikte in der Familie oder werden Mitarbeiter demotiviert. Ganz anders klingt: "Ich stehe morgen auf", "Herr Müller braucht meine volle Aufmerksamkeit" und "Ich habe eine Bitte an dich." Das Lingva Aeterna Sprach- und Kommunikationskonzept biete eine wirkungsvolle Alternative zur oft gedankenlosen und destruktiven Sprache, erklärte Bernd D. Fichtner den Schülereltern und Lehrern im Mehrzweckraum der Grundschule. Menschen, die dieses Konzept anwandten, kommunizierten lösungsorientiert und wertschätzend. "Der Schlüssel dazu ist der bewusste Umgang mit der Sprache, dem Wortschatz, dem Satzbau und der Grammatik."

Elternbeiratsvorsitzender Elmar Grosser hatte den Sprach- und Kommunikationstrainer Bernd D. Fichtner für einen Vortrag gewonnen. "Kindern zeigen, wie Leben geht - mit bewusster Sprache" war sein Thema, das er mit vielen praktischen Beispielen allgemein verständlich erläuterte. Sein Sprach- und Kommunikationskonzept lenke den Blick auf die eigene Sprache und auf deren Wirkung auf die Kommunikation sowie die Entwicklung der Persönlichkeit. Dabei gehe es um die Wirkung von Wörtern, Grammatik und Satzbau. "Sie sind die drei Säulen klarer und wertschätzender Kommunikation."

In unserer Sprache schlummere noch viel Potenzial. Doch in Gesprächen werde sich oft nur auf die Information und den Inhalt konzentriert, weniger auf die Struktur der Sprache. Zwischen dem, was gemeint sei und dem, was gesagt werde, bestehe oft ein großer Unterschied. Es gelte zu bedenken: "Was will ich zum Ausdruck bringen?" und "Wie sage ich es?" Eine klare, wertschätzende und bewusste Sprache vermeide viele Missverständnisse.

"Könnten Sie mir bitte einen Cappuccino bringen?" sollte ersetzt werden durch "Bitte bringen Sie mir einen Cappuccino." "Ich will singen" sei viel besser als "Ich muss singen". Mit Hilfe der modalen Hilfsverben müssen, sollen, dürfen, mögen, können und wollen sei es möglich, ganz feine Nuancen sprachlich auszudrücken. Wer häufig Sätze verwende wie "Ich muss noch einen Bericht schreiben" oder "Ich muss noch schnell die Spülmaschine ausleeren" mache sich und anderen Druck. Es sei viel besser, das "müssen" wegzulassen oder durch die Zukunftsform zu ersetzen. So werde aus "Ich muss morgen zum Elternabend gehen" ganz einfach "Ich werde morgen zum Elternabend gehen."

Auch das Modalverb "können" werde oft missbräuchlich verwendet. Gerade in der Vorbildfunktion als Eltern sei es bedeutsam, auf Formulierungen wie diese zu verzichten: "Kannst du dir bitte die Jacke anziehen, Julius?" Hier gehe es nämlich nicht ums Können. Die klare und wertschätzende Aufforderung würde lauten: "Julius, zieh dir bitte die Jacke an."

Mit den drei "A" eröffne man ein Gespräch wirkungsvoll: Personen mit dem Namen ansprechen, sie anschauen und einen Atemzug innehalten, bevor man sagt, was gesagt werden möchte. Grosser bedankte sich bei Bernd D. Fichtner mit einem Präsent.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.