Kemnath
18.08.2020 - 09:38 Uhr

Visionäres für die Friedhofskirche

Im praktischen geistlichen Leben der Pfarrei spielt die Friedhofskirche Kemnath derzeit kaum eine Rolle. Dies könnte sich allerdings mittelfristig ändern, wie in der jüngsten Sitzung des Kemnather Bauausschusses deutlich wurde

Die Außensanierung der Friedhofskirche ist - unübersehbar - dringend geboten. Bild: stg
Die Außensanierung der Friedhofskirche ist - unübersehbar - dringend geboten.

Die katholische Friedhofskirche in Kemnath könnte aus dem „Dornröschenschlaf“ erwachen – wenn Fördergeldgeber und das Bistum Regensburg mitspielen. Dass die vor einigen Jahren begonnene Außensanierung im kommenden Jahr abgeschlossen wird, ist bereits beschlossene Sache. Die Überlegungen von Pfarrer Thomas Kraus für das Gotteshaus St. Maria Magdalena gehen aber noch deutlich weiter. Bei einem Ortstermin erläuterte der Stadtpfarrer den Mitgliedern des Kemnather Bauausschusses mögliche Perspektiven.

Nur selten in der Oberpfalz

„Das Gebäude steht für ein großes Stück Kirchen- und Stadtgeschichte“, betonte der Pfarrer. Kurz nach 1600 sei der nachgotische Saalbau als calvinistische Kirche errichtet worden. Nach Aussage der Denkmalschutzbehörde sei ein Gotteshaus wie dieses nur selten in der Oberpfalz zu finden. Kraus berichtete, dass 1976 der Turmreiter neu mit Kupfer eingedeckt und die Kirchenfassade renoviert worden war. Die neueste Renovierung 2013/14 umfasste die Trockenlegung der Außenmauern sowie die Sanierung des Dachstuhls und der Holzfelderdecke. Die Außensanierung soll nun im kommenden Jahr abgeschlossen werden, der Kostenansatz dafür beläuft sich auf 337000 Euro.

Das Gebäude steht für ein großes Stück Kirchen- und Stadtgeschichte.

Kemnaths Stadtpfarrer Thomas Kraus

An diesem Punkt kam der Pfarrer auf die Stadt Kemnath zu sprechen, denn das ehemalige Leichenhaus schließt unmittelbar an die Friedhofskirche an – und dieses Gebäude gehört der Stadt. „Für uns stellt sich die Frage, ob die frühere Aussegnungshalle einbezogen wird und Pfarrei und Kommune einen gemeinsamen Weg finden“, sagte Kraus. Auch Kirchenpfleger Reinhard Herr plädierte dafür, „alles in einem Guss“ zu machen. Letztlich seien die beiden Einheiten ja zu einem einzigen Gebäude verschmolzen.

Auch Pfarrkirche muss saniert werden

Dieser Umstand hatte bereits in der Vergangenheit immer wieder den Anstoß zu gewissen Überlegungen gegeben, die aber letztlich nie ernsthaft weiterverfolgt wurden. Pfarrer Kraus machte allerdings deutlich, dass ihm sehr an einer Innensanierung der Friedhofskirche gelegen sei, verbunden mit einem Durchbruch zum ehemaligen Leichenhaus: Dort seien eine Sakristei, Sanitärräume und eine Art Gedenkraum vorstellbar.

Kemnath04.08.2020

„Eine Innensanierung macht Sinn, wenn es entsprechende Fördermittel gibt“, sagte Kraus und verwies darauf, dass die Maßnahmen umfangreich sein würden. „Da würde dann nicht nur ausgebessert, sondern von Grund auf saniert“, ergänzte Kirchenpfleger Reinhard Herr.

Natürlich wäre es sinnvoll, Messen auch wieder hier in der Kirche zu halten.

Kemnaths Bürgermeister Roman Schäffler

Bürgermeister Roman Schäffler und die Ausschussmitglieder zeigten sich prinzipiell sehr offen für die Vorstellungen des Pfarrers. „Natürlich wäre es sinnvoll, Messen auch wieder hier in der Kirche zu halten“, sagte Schäffler. Man sollte das Projekt auf alle Fälle unterstützen – eine Einschätzung, der im Gremium niemand widersprach. Abschließend machte Pfarrer Kraus deutlich, dass auf alle Fälle die Förderung für eine umfangreiche Maßnahme wie diese passen müsse. Darüber hinaus dürfe man nicht vergessen, dass auch eine große Sanierung der Pfarrkirche samt Turm in der Altstadt nötig sei.

Pfarrer Thomas Kraus (Mitte) erläuterte den Mitgliedern des Kemnather Bauausschusses seine Überlegungen für die künftige Nutzung der Friedhofskirche Bild: stg
Pfarrer Thomas Kraus (Mitte) erläuterte den Mitgliedern des Kemnather Bauausschusses seine Überlegungen für die künftige Nutzung der Friedhofskirche
Info:

Sanierungsarbeiten 2013

Die Friedhofskirche St. Maria Magdalena wurde bereits im Jahr 2013 saniert. Die Arbeiten beschränkten sich damals allerdings nur auf die Substanzerhaltung. Im Juli 2013 waren die Maßnahmen zur Trockenlegung des Mauerwerks durch den Einbau einer ringförmigen Drainage abgeschlossen. Zum Schutz vor Verschmutzung hatten Helfer die nicht beweglichen Teile im Kirchenraum wie Altar, Bänke, Bilder, Figuren und Orgel abgedeckt, Handwerker die Mauerschwellen freigelegt.

Am Dachtragwerk waren, bedingt durch Feuchtigkeit und Schädlingsbefall, die Mauerschwellen, Zerrbalkenköpfe und Sparrenfüße massiv geschädigt. Zudem war die innere Mauerschwelle weitgehend zerstört. Dadurch hatten sich die Zerrbalken mit der angeschlossenen Holzfelderdecke im Bereich des Übergangs zum Chor abgesenkt. Damals bestand die Gefahr, dass sich die Holzfelderdecke durch die Mängel an der Dachkonstruktion ablösen und abstürzen könnte. Deshalb hatte eine Fachfirma im Kirchenraum ein Innengerüst aufgestellt. Experten konservierten vor sieben Jahren die Holzfelderdecke und behoben die Verformungen.

Bei einer staubfreien Reinigung der Oberseite der Holzfelderdecke auf dem Dachboden mussten Handwerker das Dach abdecken. Dabei kamen massive Schäden am Dachtragwerk zum Vorschein. Die Biberschwanzziegel waren porös und lösten sich auf. Dies führte zu zahlreichen undichten Stellen. Die Baumaßnahmen von etwa 460.000 Euro wurden damals von der Bischöflichen Finanzkammer und dem Landesamt für Denkmalpflege genehmigt.

 
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