Ursprünglich ging es beim Volkstrauertag um das Gedenken der Toten der beiden Weltkriege. Bei den Feiern am Wochenende wurde deutlich, dass es derzeit sehr aktuelle Gründe für diesen Gedenktag gibt. Krieg sei durch die Kampfhandlungen in der Ukraine so nahe wie seit langem nicht mehr, meinte Bürgermeister Roman Schäffler am Samstagabend am Kriegerdenkmal in Kemnath. Krieg bedeute neben Tod auch vielfach Hunger, Leid und Not. "Krieg kennt keine Gewinner, sondern nur Verlierer", betonte Schäffler. "Wir gedenken der Opfer und Leidenden in der Ukraine und bieten den Geflüchteten hier vor Ort unsere Hand. Bei all den Emotionen dürfen wir nicht vergessen, dass der Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine nicht vom gesamten russischen Volk ausgeht, sondern von einer machthungrigen Elite", sagte Schäffler.
Blutbad in Israel angesprochen
Genauso wichtig sei der Blick auf Kriege, die weit entfernt stattfinden. Mit einer Mischung aus Hoffnung und Besorgnis beobachte man die Entwicklungen ganz unmittelbar und aktuell in Israel. "Vor gut fünf Wochen hat die Terrororganisation Hamas Israel angegriffen und ein Blutbad angerichtet, für das uns schlichtweg die Worte fehlen", sagte Schäffler.
Ins Gedenken schloss das Kemnather Stadtoberhaupt auch alle Opfer von Rassismus, Extremismus, Terrorismus und Antisemitismus mit ein. "Für ein friedvolles, soziales Miteinander sind Achtung und Toleranz gegenüber unseren Mitmenschen unabhängig von ethnischer Herkunft oder persönlichen Weltanschauungen entscheidend", betonte Schäffler. Hoffnung gebe ihm, wenn er sehe, wie viele Menschen sich nach wie vor in der Geflüchteten- und der Nachbarschaftshilfe engagierten. Sorge bereiten ihm hingegen die zunehmenden Versuche, hilfsbedürftige Menschen gegeneinander auszuspielen. "Gewalt in Worten und Gewalt in Taten gehen Hand in Hand. Es ist unsere Aufgabe, populistischen Anfeindungen entschieden entgegenzutreten, damit Rassisten und Terroristen und Menschen, die unsere Werte buchstäblich mit Füßen treten, keinen Rückhalt in der Bevölkerung spüren", appellierte Schäffler.
Auch Raimund Pinzer, Vorsitzender der Krieger- und Soldatenkameradschaft Kemnath, ergriff das Wort. Er betonte, dass der Volkstrauertag zu Versöhnung und Verständigung ermahne.
"Ein bisschen Frieden"
Vor der Feier am Kriegerdenkmal hatte ein Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche stattgefunden, der vom Gemeinsamen Chor der Liedertafel Kemnath und des Sängerbundes Immenreuth musikalisch umrahmt wurde. Pfarrer Thomas Kraus rückte in seiner Predigt den Refrain des Grand-Prix-Gewinnerlieds "Ein bisschen Frieden" von Nicole in den Mittelpunkt. Auch heute würden die Menschen nach Frieden suchen und von Ruhe träumen. Nach dem Gottesdienst bewegte sich ein Zug mit vielen Fahnenabordnungen und der Stadtkapelle Kemnath zum Kriegerdenkmal.
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