Kirchenthumbach
07.10.2020 - 14:33 Uhr

Mit der Axt im Rucksack zum "Schlachtfest"

"Suggl, Saukopf, Würst' und Gselcht's": Nach diesem Motto stellt Martin Kohl im Hinterhof des Nußsteinhauses am Marktplatz eine kleine, aber feine Ausstellung auf die Beine.

Martin Kohl (rechts) und Hausmetzger Hans Hafner mit den Exponaten rund ums Schlachten. Bild: ü
Martin Kohl (rechts) und Hausmetzger Hans Hafner mit den Exponaten rund ums Schlachten.

Es mag heutzutage ein bisschen martialisch klingen: eine Axt, um die Sau ins Jenseits zu befördern, scharfe Messer, Sauglocken mit Haken zum Wegschaben der Borsten und zum Abziehen der Zehennägel, eine Bratwurstspritze. Diese wenigen Utensilien füllten den Rucksack, wenn der Hausmetzger, auch Brandmetzger genannt, zu einem "Schlachtfest" auszog.

Die Exponate rund um Schwein und Wurst, die Martin Kohl im Hinterhof des Nußsteinhauses am Marktplatz versammelt hat, stammen aus mehreren Epochen: aus Zeiten, in denen es weder Massentierhaltung, vegane Küche, Bolzen-Schussapparate oder mit Strom betriebene Fleischwölfe gab.

Die Idee zur Sammlung und Präsentation kam Kohl anlässlich zweier Jubiläen. Einer der letzten Hausmetzger unserer Zeit, Hans Hafner, feierte seinen 85. Geburtstag, und im September vor zehn Jahren fand das letzte öffentliche Schlachtfest des Kulturkreises Kirchenthumbach (KKK) im Nußsteinhaus statt. An der Schlachtbank und am Wurstkessel stand auch damals Hans Hafner, der jetzt kürzer tritt.

Hafner hatte das Metzgerhandwerk beim Eschenbacher Metzgermeister Wolfram, "Spindler-Bubi" genannt, gelernt. Hafners Sohn Dietmar setzt die Tradition fort, auch was das Grillen von Schweinen betrifft.

Martin Kohl erinnert sich an den 25. September 2010: "Das hungrige Volk kam in Strömen. Es gab Kesselfleisch, auch ‚Schippf‘ genannt, Blut und Leberwürste – und das alles frisch aus dem Kessel. Dazu wurde dampfendes Sauerkraut serviert. Wir mussten uns damit abfinden und zur Kenntnis nehmen, dass eine Sau auch nur einen Kopf hat. Wir hätten aber zehn gebraucht."

Doch die Freunde des Kesselfleisches brauchten dennoch nicht hungrig nach Hause gehen. Hans Hafner reagierte, schnitt aus den Restbeständen der Sau die zwei Schultern heraus und setzte sie im Kessel zu. Das Leben der Hungrigen war gerettet.

Die kleine Ausstellung präsentiert nun alles, was man in den guten, alten Zeiten zum "Schlachtfest" benötigte: Brühtrog, Ketten zum Drehen des Tieres im Sautrog, eine "Schrob'n" zum Aufhängen von Teilen der Sau, ein Gatter, das über den Trog gelegt wurde, um das Borstenvieh säuberlich rasieren zu können. eine Axt zum Betäuben des Tieres, verschiedene Messer, Wetzstahl, Sauglocken und Wurstpresse. Zu sehen ist auch ein Hackbrett aus massiver Eiche, Schüsseln zum Wursten und "a Strickl," das man der Sau um den "Hax'n" gebunden hat, damit sie nicht davonlaufen konnte, wenn der Metzger mit der "Hack'n" zum tödlichen Schlag ansetzte.

Interessenten, die die Ausstellung besuchen wollen, sind jederzeit willkommen. "Unsere Türe steht allen offen", sagt Martin Kohl.

Kirchenthumbach19.04.2020
Ums Schlachten dreht sich die kleine Ausstellung im Hinterhof des Nußsteinhauses. Bild: ü
Ums Schlachten dreht sich die kleine Ausstellung im Hinterhof des Nußsteinhauses.
Ums Schlachten dreht sich die kleine Ausstellung im Hinterhof des Nußsteinhauses. Bild: ü
Ums Schlachten dreht sich die kleine Ausstellung im Hinterhof des Nußsteinhauses.
Ums Schlachten dreht sich die kleine Ausstellung im Hinterhof des Nußsteinhauses. Bild: ü
Ums Schlachten dreht sich die kleine Ausstellung im Hinterhof des Nußsteinhauses.
 
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