Die Verhandlungen sind schon weit fortgeschritten und die Ansiedlungspläne ausgereift, erklärte Bürgermeister Jürgen Kürzinger bestens gelaunt in der öffentlichen Sitzung des Marktgemeinderates im Katholischen Pfarrheim. Er verkündete „Erfreuliches zum Jahresabschluss“ und blickte in froher Erwartung auf geladene Gäste. Josef Gmeiner, Geschäftsführer der Firma Rinovasol und Anita Stadlbauer vom gleichnamigen Ingenieurbüro war es vorbehalten, frohe Kunde mitzuteilen. Die guten Nachrichten ließen aufhorchen, denn es könnten 200 Arbeitsplätze entstehen.
200 Arbeitsplätze im Endausbau
Gmeiner berichtete von Interesse der Firma Rinovasol, im Kirchenthumbacher Gewerbepark an der B 470 groß zu investieren. „In Weiden platzt das Unternehmen aus allen Nähten, Erweiterungsmöglichkeiten fehlen und Weiden-West IV ist in weiter Ferne“, befand der Firmenchef, lobte die jüngsten vertrauensbildenden Kontakte zur Marktgemeinde und bewertete den Standort Kirchenthumbach als strategisch perfekt für die Produktstrategie des Unternehmens.
Gmeiner versprach eine Investitionsoffensive mit bis zu 5 Millionen Euro in einem ersten Bauabschnitt und weiteren 10 Millionen Euro Investitionsvolumen in den zwei folgenden Jahren. Nach dem Endausbau rechnet die Firmenleitung mit bis zu 200 Beschäftigten.
Aufbereitung von Solarmodulen
Rinovasol hat sich auf die Sanierung und Veredelung von gebrauchten Solar-Modulen spezialisiert. Zur patentierten Technologie gehören vor allem Neubeschichtungen der Solarplatten. Mit einer sogenannten Hammermühle betreibt das Unternehmen das Recycling von Modulen. Ziel ist es, wertvolle Materialien wieder dem Rohstoffmarkt zuzuführen. Zudem ermöglicht der Betrieb von Plasmaöfen die Schmelze von Metallteilen als wertvolles Material für Alu-Getränkedosen.
Geschäftsführer Gmeiner sprach von einem weltweit einmaligen Service zur Sanierung und Verwertung von Photovoltaikanlagen. „Wir sind derzeit in Europa der größte Lösungsanbieter“, betonte der Geschäftsührer und Firmengründer. Die besondere Innovation bestehe aus einer 95-prozentigen Wiederverwertung gebrauchter oder beschädigter Stromspeicher. „Wir schaffen es, ein Modul zu einem Drittel der Kosten für ein neues Element aufzubereiten“. Zudem erspare sich der Kunde neue Unterbaukonstruktionen. Eine insgesamt höchst kostengünstige und eine ökologisch sinnvolle Alternative zum Schrottplatz, betonte er.
Umweltfreundliche Produktion
Das Unternehmen wünscht sich in Kirchenthumbach ein Areal von zirka 20.000 Quadratmetern mit Zukaufoptionen. Unproblematisch ist aus Sicht von Anita Stadlbauer vom gleichnamigen Büro für Umwelt- und Qualitätsmanagement das Genehmigungsverfahren und der umweltfreundliche Betrieb des Unternehmens mit den Schwerpunkten Wiederverwendung, Verwertung und Aufbereitung. Zielsetzung sei es, an einem Standort alle Unternehmensteile zu vereinigen, um eine optimale Pruduktivität zu erreichen. Planungsziel sei die Aufbereitung von zirka 250.000 Modulen jährlich. Im Endstadium des Ausbaues rechnet der Spezialist für Sonnenenergie mit einem Lkw-Verkehr von bis zu 100 Fahrzeugen täglich.
Im Diskussionsteil ging es zunächst um immissionsschutzrechtliche Fragen. Anita Stadlbauer zerstreute die Sorgen einiger Ratsmitglieder über Lärmbelastungen und Luftverunreinigungen. „Die Verbrennungsöfen laufen elektrisch und die Abluftrückstände sind gering“, versicherte Anita Stadlbauer. Auch die im Immissionsschutzrecht geforderten Grenzwerte habe das Unternehmen mit einer modernen Filtertechnik im Griff. Für Zweiten Bürgermeister Ewald Plößner und Marktgemeinderat Richard Götz klangen die vielen Details äußerst positiv.
Jedem Arbeitnehmer eine Chance
Auch die Angaben der Unternehmensleitung zur künftigen Beschäftigtenstruktur ließen aufhorchen. Erwünscht seien Ingenieure ebenso wie erfahrene Fachkräfte, aber auch ungelernte Arbeitskräfte. Unternehmenssprecherin Anita Stadlbauer ergänzte: „Kirchenthumbach bekommt eine zukunftsträchtige Industrie, die der Weltmarkt braucht“.
Nach diesen Frohbotschaften kamen aus dem Gremium weitere positive Kommentare. Für Dritten Bürgermeister Alexander Schatz ist die geplante Betriebsansiedlung „ultrainnovativ“, Christine Smith sprach unter der Bedingung umweltfreundlicher Produktionslösungen von einem Gewinn für die Marktgemeinde und der Bürgermeister bewertete das Projekt als Investition ohne Bauchweh. Einen Ratsbeschluss gab es nicht. Kürzinger versprach weitere positive Nachrichten vielleicht schon vor dem Weihnachtsfest.
Fakten zu Rinovasol
- Besteht seit Anfang 2019 als Rinovasol Global O and M GmbH
- Momentan 63 Mitarbeiter in der Stammbelegschaft
- Standorte in Weiden und Pressath, aber auch Sitze in den Niederlanden, Australien und Südkorea
- Geschäftsfelder: Solarmodule, Hammermühle, Plasmaöfen
- Umsatz: 2020 voraussichtlich zwischen 7,5 und 7,8 Millionen Euro (2019: 1,6 Millionen)
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