Kirchenthumbach
21.08.2020 - 11:36 Uhr

Glocken des Friedens läuten in Kirchenthumbach

70 Jahre ist es jetzt her, dass die Glocken der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Kirchenthumbach erstmals zum Gottesdienst und zum Gebet gerufen haben. Damit das möglich war, musste im Vorfeld jedoch einiges passieren.

Die Glocken der Pfarrkirche in Kirchenthumbach sollen für den Frieden läuten. Repro: ü
Die Glocken der Pfarrkirche in Kirchenthumbach sollen für den Frieden läuten.

Hoch oben - in 36 Meter Höhe - fanden 1950 die Glocken im Kirchturm von Kirchenthumbach erstmals ihren Platz. Pfarrer Josef Bollmann nahm damals im Auftrag von Bischof Dr. Michael Buchberger zum Osterfest 1950 die Glockenweihe vor. Danach wurden die großen, schweren Stahl-Kolosse mit Seilwinden sowie viel Muskelkraft in die Höhe gehievt und verankert. Es war eine gefährliche und schweißtreibende Aktion, die viel Können und Überlegungen abverlangte.

Die Anschaffung der neuen Glocken mit den Namen Sebastian, Josef, Maria und Laurentius, die den Tod der Kirchenthumbacher Christen verkündet, wurde notwendig, da die Nazis die bronzenen Glocken, die aus dem Jahre 1884 stammten, konfisziert hatten. Sie wurden eingeschmolzen. Die Bronze wurde für kriegswichtige Dinge verwendet. Die Glockenweihe 1950 war für die Kirchenthumbacher Christen deshalb ein Festtag.

Noch mehr Historisches aus Kirchenthumbach

Die neuen Glocken waren und sind aus Stahl; Bronzeglocken mit einem sicherlich schöneren und harmonischerem Klang waren in den Nachkriegsjahren nicht bezahlbar. Geld fehlte an allen Ecken und Enden. Die Kirchenthumbacher waren aber froh und dankbar darüber, überhaupt wieder Glockenklang hören zu können.

Das Fuhrunternehmen Franz Eisend aus Ernstfeld (Bauernhanser Franz) hatte das festlich geschmückte Geläut mit seinem Lastwagen von einer Gießerei in Bochum nach Kirchenthumbach transportiert. In einem feierlichen Festzug wurden die Glocken zunächst von der Auerbacher Straße zur Kirche geleitet, begleitet von der Musikkapelle Zeitlmann. Den Festzug führte die örtliche Jugend an. Es folgten die Kolpingsfamilie, die Herren der Geistlichkeit mit Pfarrer Josef Bollmann und Pfarrer Dr. Karl Arnold. Mit dabei waren auch die Mitglieder des Kirchenrates, Landrat Josef Prüschenk senior, Bürgermeister Hans Schuller mit den Gemeinderäten und viele Pfarreimitglieder.

Die Weihe selbst wurde mit einem Musikstück eröffnet. Ein Mädchen der Volksschule trug einen Prolog vor, ehe Pfarrer Josef Bollmann das Wort ergriff. Der Geistliche wandte sich mit eindrucksvollen Worten an die Pfarrgemeinde. Unter dem Leitsatz "Gott zur Ehr, dem Ungläubigen zur Wehr, dem Gläubigen zur Lehr," sollen sie Glocken des Friedens sein und bleiben und nicht mehr zum Kampfe rufen. Jedem einzelnen sollen sie ein Begleiter von der Wiege bis zur Bahre, in frohen und leidvollen Stunden sein. Im Auftrag des Bischofs nahm er die feierliche kirchliche Weihe vor. Während des Aktes sang der Kirchenchor ein Lied.

Der damalige Bürgermeister Hans Schuller dankte der Bevölkerung, vor allem Pfarrer Josef Bollmann und der Kirchenverwaltung, durch deren tatkräftige Unterstützung das Werk zustandegekommen sei. Das feierliche Erstgeläut fand zu einem späteren Zeitpunkt in Anwesenheit der gesamten Bevölkerung statt. Mit dem Abriss der Pfarrkirche 1972 wurden die Glocken wieder abgenommen und 1974 im Turm der neuen Kirche wieder installiert.

Die Segnung der neuen Glocken war ein besonderer Festakt für die Kirchenthumbacher. Repro: ü
Die Segnung der neuen Glocken war ein besonderer Festakt für die Kirchenthumbacher.
Das Fuhrunternehmen Franz Eisend brachte die Kolosse von Bochum nach Kirchenthumbach. Repro: ü
Das Fuhrunternehmen Franz Eisend brachte die Kolosse von Bochum nach Kirchenthumbach.
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.