Früher war es besonders in ländlichen Gegenden üblich, dass junge Frauen gründlich auf den Ehestand vorbereitet wurden. Kochkenntnisse und hauswirtschaftliche Fähigkeiten sowie im Umgang mit der Nähmaschine, der Strick- und der Häkelnadel gehörten hier dazu.
Das Wohl ihrer Töchter im Auge, war mancher Mutter der Satz "Die Liebe geht durch den Magen" Anlass, der Tochter daheim das Kochen beizubringen. Um die dabei erlangten Kochkünste zu verfeinern und die Kenntnisse auf die Hauswirtschaft zu erweitern, diente heiratswilligen jungen Frauen der Besuch einer Koch- und Nähschule. Eine Adresse dafür waren die Franziskanerschwestern im Kirchenthumbacher Elisabethenheim, "Kloster" genannt.
Treffen nach 60 Jahren
Es waren erwartungsvolle junge Damen, die sich 1958 erstmals bei einem Koch-und Nähkurs dort getroffen haben. Sie stammten aus Diepoltsdorf, Burkhardsreuth, Zessau, Zogenreuth, Oberbibrach, Unterbruck, Vorbach, Tagmanns, Hagenohe, Apfelbach, Göttersdorf, Nasnitz und Neuzirkendorf. Obwohl sie sich nach den vielen Wochen im "Kloster" beim Auseinandergehen ein Wiedersehen versprochen hatten, kam jahrzehntelang kein Treff zustande.
Erst jetzt, 60 Jahre später, wurde das einstige Versprechen eines Treffens verwirklicht. Im Gasthof "Zur Holzmühle" war die Freude des Wiedersehens nach so vielen Jahren allerdings etwas gedämpft: Nur neun der damaligen Kochschülerinnen waren gekommen. Vier Kolleginnen hatten sich aufgrund ihrer angeschlagenen Gesundheit entschuldigt, Maria Hassler, Betty Vogl, Maria Nickl, Maria Brehm, Maria Meier, Erna Langensteiner und Hedwig Strauß sind leider bereits verstorben.
"Woaßt' as' nu?", hieß es, als bei Kaffee und Kuchen Erinnerungen an die Wochen wach wurden, die die Frauen gemeinsam im Elisabethenheim verbracht hatten. In der für die damalige Zeit hochmodern eingerichteten geräumigen Küche im Keller des Mädchenschulhauses wurde der Koch- und Backunterricht erteilt. Hauswirtschaftlslehre gab es ein Stockwerk höher, im Nähraum des "Klosters", der gut mit Nähmaschinen ausgestattet war. Gewohnt haben einige der "Kocherln", so ihr Spitzname, im Elisabethenheim, jeweils zwei hatten Zimmer beim "Pistl" (Gasthaus-Metzgerei Lindner), beim "Schlosser" (Familie Rupprecht) und beim "Franger" (Familie Kroher).
Bettwäsche für Aussteuer
Die Teilnehmerinnen am Treffen hatten sich natürlich einiges zu erzählen. Obwohl ihre Ausbildung schon lange vorbei ist und keine mehr so richtig alle kulinarischen Genüsse weiß, die gekocht, gebraten oder als leckere Süßspeise zubereitet worden ist - "da müsste ich im Kochbüchl nachschaun" - , sind sie sich einig: "G'lernt hom ma' damals bei der Schwester Rodeberta vül." Auch an ihre Unterrichtsstunden im Nähsaal bei Schwester Edelhilde und an das, was damals geschaffen worden ist, kann sich niemand von ihnen so richtig mehr erinnern.
Nur eine der ehemaligen Schülerinnen weiß, dass sie Bettwäsche für ihre Aussteuer angefertigt hat. Und: "Sogar Herrenhemden haben wir zugeschnitten und genäht." Diese "waren wegen der Krägen nicht so leicht zu nähen".
Den stundenlangen Austausch von Erinnerungen an die gemeinsam verbrachten Wochen im "Kloster" beendeten die einstigen "Kocherln" mit einem zünftigen Fischessen nach der geheimen Rezeptur der Chefin der "Holzmühle". Außerdem gaben sie sich das Versprechen, sich künftig schon alle zwei Jahre zu treffen.














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